Die Entscheidung
Zahnstocher irgendetwas zwischen seinen Zähnen hervorzuholen. »Sie müssen doch irgendwelche Namen gehört haben?«
»Nein, eigentlich nicht.«
Rudin nahm den Zahnstocher aus dem Mund. »Und was ist mit Irene Kennedy?«, brummte er.
»Nein, ihren Namen habe ich in dem Zusammenhang nicht gehört – aber ich denke trotzdem, dass sie eine gute Kandidatin wäre.«
»O mein Gott! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«, erwiderte Rudin über den Tisch gebeugt.
Clark blieb völlig gelassen. »Und was ist an Dr. Kennedy auszusetzen, wenn ich fragen darf?«
»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, antwortete Rudin ungläubig.
»Fangen Sie an, wo Sie wollen.«
»Also, erstens ist sie schon lange in der Agency – und wir brauchen endlich einmal jemanden, der von außerhalb kommt und dort ordentlich aufräumt. Jemand, der darauf achtet, dass der Kongress die Aktivitäten der Agency im Auge behält. Außerdem ist sie überhaupt nicht qualifiziert.«
»Sie hat in der Anti-Terror-Zentrale sehr gute Arbeit geleistet«, warf Clark ein.
»Unsinn – was sie in ihre Berichte schreibt, ist doch alles erlogen. Diese Frau ist verschlagen und verlogen, und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit sie nicht den Direktorenposten bekommt.«
»So, wie Sie sie beschreiben, muss sie ja die ideale Kandidatin sein, um einen Geheimdienst zu führen«, sagte Clark grinsend. Er konnte gar nicht glauben, wie gut die Sache lief.
»Es ist schön, dass Sie das so lustig finden, Hank. Wenn die Leute in der Agency verschlagen sind, wenn sie es mit unseren Feinden zu tun haben, ist das eine Sache; aber es ist etwas anderes, dass sie auch noch lügen, wenn sie vor meinem Ausschuss stehen. Und von dieser Frau kann ich nicht erwarten, dass sie mir die Wahrheit sagt.«
»Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen«, erwiderte Clark, »dass sie Ihnen vielleicht deshalb nicht alles sagt, weil sie weiß, dass Sie die Mittel für ihre Agency am liebsten halbieren würden?«
»Sie ist durch das Gesetz verpflichtet, meinem Ausschuss alle Fakten auf den Tisch zu legen – aber das tut sie nicht, und das kotzt mich an.«
»Dann sollten Sie eine Untersuchung einleiten«, schlug Clark vor, wohl wissend, dass er Rudin damit in eine Zwickmühle brachte. Rudin war ein treuer Parteisoldat, und wenn er eine solche Untersuchung eingeleitet hätte, wäre das für seinen Parteikollegen Präsident Hayes nicht gerade angenehm gewesen. Auch wenn er die CIA noch so sehr hasste, würde Rudin doch nicht so weit gehen, seine Parteifreunde in die Bredouille zu bringen – und so verschränkte er die Arme vor der Brust und schwieg.
»Wir sollten uns alle ein wenig beruhigen«, warf Midleton ein. So angespannt im Moment die Situation zwischen ihm und dem Präsidenten auch war, hatte er doch überhaupt kein Interesse daran, dass Rudin eine richtige Hexenjagd vom Zaun brach. Die Republikaner würden sehr davon profitieren, wenn sich ein demokratischer Abgeordneter gegen den demokratischen Präsidenten stellte. Außerdem eskalierte die Situation oft, wenn es zu Anhörungen im Kongress kam – und wenn erst einmal scharf geschossen wurde, wusste man nie, wen es als Nächsten treffen würde.
»Ich bin ganz ruhig«, sagte Clark und legte seine Serviette auf den Tisch.
»Gut«, sagte Midleton und blickte zu Rudin hinüber, wie um ihm zu sagen, dass er einmal für ein paar Minuten still sein solle. Er wandte sich wieder Clark zu. »Wen würden Sie denn am liebsten als neuen Direktor in Langley sehen?«
Das Ganze ging noch viel leichter, als er erwartet hatte. Clark zwang sich, nicht zu vorschnell zu sein. Er hatte wohl einen Kandidaten und zwei weitere als Reserve, aber es war noch viel zu früh, um irgendwelche Namen zu nennen. »Wie ich schon gesagt habe, es ist nicht mein Job, jemanden zu nominieren. Ich kann nur jemanden bestätigen.«
»Aber wenn Sie sich jemanden aussuchen könnten?«
Clark zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Außerdem spielt es sowieso keine Rolle, was ich will«, fügte er lachend hinzu.
»Vielleicht doch«, warf Midleton ein.
»Was er damit sagen will, ist Folgendes«, warf Rudin ein. »Wir wollen nicht, dass Kennedy den Posten übernimmt. Aber wie es aussieht, unterstützt der Präsident ihre Kandidatur. Nun wäre ich jederzeit bereit, zu ihm zu gehen und mit ihm zu reden – aber er kennt meine Einstellung ohnehin schon genau. Und wie es aussieht, können wir in diesem Punkt
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