Die Entscheidung
weil sich nämlich absolut keine andere Erklärungsmöglichkeit anbot. Sie war allem Anschein nach die einzige Verbindung zwischen ihm und den Hoffmans.
Die beiden Männer saßen am Küchentisch von Dumonds geräumiger Dreizimmerwohnung. In der Küche gab es eine kleine Essecke, und das Esszimmer hatte Dumond zu einem Büro umfunktioniert. Eine zweieinhalb Meter lange massive Eichenholztür auf übereinander gestapelten Ziegeln diente als Schreibtisch. Darauf standen drei Computer-Monitore, Mäuse, Tastaturen, Scanner und einige andere Dinge, die Rapp noch nie gesehen hatte. An den Wänden hingen mehrere gerahmte Poster, auf denen verschiedene Comichelden zu sehen waren. Rapp war nur vier Jahre älter als Dumond, doch es war so, als wären die beiden in verschiedenen Jahrhunderten zur Welt gekommen. Dumond war ein Mensch, der von Kindesbeinen an im Cyberspace zu Hause war.
Dumond löffelte sein Müsli, während ihm Rapp verschiedene Anweisungen gab. »Pass auf, dass dich niemand erwischt, während du herumstöberst.«
Dumond sah auf, und ein Tropfen Milch lief ihm am Kinn hinunter. »Keine Sorge, Mitch, das ist schließlich mein Beruf.« Das, womit Dumond sein Geld verdiente, war wohl sein Traumberuf. Die Regierung der Vereinigten Staaten tolerierte es nicht nur, sondern bezahlte ihn sogar noch dafür, dass er sich als Hacker betätigte.
»Ja, aber diesmal ist es etwas anderes. Du spionierst immerhin in den Daten der CIA und des Pentagon herum.«
»Da ist überhaupt nichts anderes als sonst«, erwiderte Dumond grinsend.
Rapp sah ihn mit ernster Miene an. Dumond kam sich manchmal ein wenig zu schlau vor. »Du solltest es nicht übertreiben, Marcus.«
»Da ist wirklich nichts dabei. Ich bin mindestens einmal am Tag in den Systemen des Pentagon.«
»Und Langley?«
»Das gehört sowieso zu meinem Job.«
»Aber was ist mit den Bereichen, wo du nicht herumschnüffeln darfst?«
»Da sehe ich mich auch von Zeit zu Zeit ein wenig um.«
»Wie oft?«
»Na ja, eigentlich fast jeden Tag.«
»Weiß Irene, dass du das tust?«
»Nein … nicht immer.«
Rapp schüttelte den Kopf wie ein besorgter Vater. »Marcus, ich gebe dir einen guten Rat: Pass auf, was du tust. Wenn du die Akte der falschen Person öffnest, könnte es sein, dass du plötzlich verschwindest.« Rapp schnippte mit den Fingern.
»Wie sollen sie mich denn erwischen, wenn niemand weiß, dass ich dort war?«
»Marcus, ich weiß, dass du dein Handwerk verstehst – aber niemand ist perfekt. Wenn du so weitermachst, erwischen sie dich irgendwann.« Dumond lächelte und schüttelte den Kopf. »Marcus, ich meine es wirklich ernst!«, fügte Rapp eindringlich hinzu. »Du spielst ein ziemlich gefährliches Spiel – und früher oder später kommt dir jemand auf die Schliche. Und wenn das passiert, dann kostet dich das nicht bloß deinen Job, sondern dein Leben. In der CIA und im Pentagon gibt es einen Haufen Leute wie mich, die keinen blassen Schimmer von Computern haben, die aber genau wissen, wie man jemanden umlegt.«
»Gut … du hast ja Recht«, sagte Dumond beschwichtigend. Er schien sich die Warnung nun doch zu Herzen zu nehmen.
Einige Minuten später verließen sie die Wohnung. Dumond fuhr nach Langley, während Rapp zunächst acht Blocks zur Wisconsin Avenue ging und dann die Metro in nördlicher Richtung nahm. Er trug dieselben Kleider wie am Abend zuvor – seine Baseballmütze, ein Sweatshirt, eine Khakihose und blaue Tennisschuhe. Wenn er erst bei dem unscheinbaren Lagerschuppen war, in dem er verschiedene nützliche Dinge aufbewahrte, würde er sich zuerst einmal umziehen. Der Metro-Zug war fast leer, da die meisten Leute in die Stadt zur Arbeit fuhren, während er in der anderen Richtung unterwegs war. Rapp hatte seinen Rucksack auf den freien Platz neben sich gestellt und den Arm darauf gelegt. Der Metro-Zug rollte sanft schaukelnd durch den Tunnel und war wenig später über der Erde, wo die Sonne durch die Fenster schien.
Der einzige andere Fahrgast in dem Waggon nahm ein Handy aus der Tasche und begann zu telefonieren. Rapp ließ eine Hand zu einer der Außentaschen seines Rucksacks wandern. Dumond hatte ihm ein verschlüsseltes Telefon gegeben und ihm versichert, dass er damit überall und jederzeit absolut sicher telefonieren könne. Doch Rapp nahm sich vor, vorsichtig damit umzugehen und es nur sehr sparsam und jeweils nur für ein paar Minuten zu verwenden.
Der Wunsch, Anna wiederzusehen, war schier überwältigend. Er sah aus dem
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