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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Luft und trat entschlossen darauf zu.
    Sie wollte nicht zurückblicken. Aber als sie nah genug an der Tür war, um zu sehen, dass sie aussah wie eine gewöhnliche Doppeltür – eine ebensolche führte aus der Space-Mountain-Achterbahn in Disneyland –, warf sie doch einen schnellen Blick über ihre Schulter.
    Er stand noch genau da, wo sie ihn zurückgelassen hatte, eine schwarze Silhouette vor dem Feuer. Seine Haltung verriet ihr nichts.
    Sie wandte sich ab und trat blinzelnd durch die Tür. Sie konnte winzige, ferne Lichter sehen, jede Menge Lichter, die sich funkelnd drehten – ein überwältigendes Schauspiel.
    »Was …?«, flüsterte sie.
    Und dann packte sie etwas.

»Gott sei Dank! «, rief jemand in Jennys Ohr. Jenny entspannte sich, umfangen von schlanken, aber sehr starken Armen.
    »Dee – du hast mich zu Tode erschreckt …« Die Lichter funkelten vom Baldachin des Karussells auf der anderen Seite des Sees. Es drehte sich, und Jenny konnte eine schwache Melodie hören, die von einer Kirmesorgel kam.
    »Du hast uns zu Tode erschreckt«, sagte Audrey. »Wo warst du in den letzten zwei Stunden? Wir sind diesen Schacht entlanggelaufen, während die Decke einstürzte – und als wir endlich den Eingang der Höhle erreicht haben, haben wir gemerkt, dass du nicht mehr bei uns warst. Dann ist Dee durchgedreht und hat versucht zurückzugehen, aber es ist immer noch alles heruntergekracht und es hat uns fast umgebracht und wir mussten raus. Aber als wir dann draußen waren – sah es einfach nur wie eine harmlose Goldminenbahn aus.«
    »Die Einsturzgeräusche hörten sofort auf«, erklärte Michael, »und als ich zurückgeblickt habe, war da wieder die Höhle aus Fiberglas.«
    »Und sie war leer«, ergänzte Dee und umarmte Jenny
stürmisch, bevor sie sie losließ. »Wir sind alle drei noch einmal hindurchgegangen, aber du warst nicht drin. Und es sah alles wieder so aus wie am Nachmittag.«
    »Das ist der Notausgang, durch den du gerade gekommen bist«, sagte Audrey und deutete mit einem Finger auf Jennys Tür. »Die Frage ist also: Wo bist du gewesen? Du hast ihn gesehen, nicht wahr?«
    Im Licht des nahen Springbrunnens sah Jenny an sich selbst herunter – beim Betreten der Goldminenbahn war er still und dunkel gewesen. Jenny betrachtete ihre zerknitterten, aber trockenen Jeans, betastete ihr Haar, das verwuschelt und gewellt war wie immer, wenn sie es ohne zu bürsten trocknete. Alles, was sie vorab so sorgfältig eingepackt hatte, alles, was ihr helfen sollte, es mit der Schattenwelt aufzunehmen, war verschwunden. Selbst die Taschenlampe war weg.
    »Ich habe ihn gesehen«, gab sie knapp zu, ohne Audrey anzuschauen. »Ich habe herausgefunden, wie das neue Spiel funktioniert.« Sie erklärte, dass sie drei Dublonen finden mussten, um zu Tom und Zach zu gelangen. Aber sie sagte nichts über die anderen Schattenmänner oder das steigende Wasser in der dunklen Höhle oder wie es sich angefühlt hatte zu sterben. Sie wollte es eigentlich erzählen; sie wollte mit ihren besten Freunden darüber reden, vielleicht weinen und sich trösten lassen und sich dabei sicher und geborgen fühlen. Aber sie war nicht sicher, sie hatte keinerlei Privatsphäre,
und welchen Sinn machte es, allen anderen Angst einzujagen?
    Julian und seine merkwürdigen Stimmungsschwankungen – dieses Thema wollte sie gar nicht erst ansprechen.
    »Diese Goldmine hat uns beinahe umgebracht«, sagte Michael. »Wir haben die meisten unserer Sachen verloren, aber wir haben immerhin auch einige Waffen gefunden und jetzt wissen wir, was wir tun müssen. Was geschieht, wenn wir diese Dublonen gesammelt haben?«
    »Ich denke, dann gehen wir zu der Brücke, genau wie der Junge es am Nachmittag gesagt hat«, erwiderte Jenny. Sie war dankbar und stolz. Sie waren alle zerschunden und müde, sie hatten nur noch zwei Taschenlampen – aber keiner redete vom Aufgeben.
    »Die Brücke muss auf der anderen Seite des Sees sein«, fügte sie hinzu. »Wenn wir dort ankommen, schätze ich, dass Julian uns hinüberlassen wird.« Sie betrachtete den See. Die Karusselllichter spiegelten sich darin wider, ebenso wie die Lichter der Insel, blau und grün und gold. Nur die Schatten der Bäume durchbrachen das Spiegelbild.
    In der Mitte der Insel ragte hoch und weiß der Leuchtturm auf. Er sah genauso aus wie der, den Jenny am Nachmittag im echten Park gesehen hatte, nur dass er jetzt beleuchtet war wie das Washington Monument. Wie ein Turm für eingekerkerte

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