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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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auf einmal Düsternis zog. »Wo ein Mann nach Erz graben will, soll er es mit Recht tun. So hat es dein Vater verfügt.«
    »Führt das nicht unweigerlich zu Streit?«, wollte Dietrich wissen, während er sich ein paar Erdkrumen von den Händen klopfte.
    »Allerdings«, bekam er zur Antwort. »Das hat uns schon Leben gekostet.«
    Der Sohn des Markgrafen verfiel ins Grübeln. Die Sache schien auf einmal viel komplizierter als gedacht. Er würde hier viel lernen müssen, um vielleicht einen Weg zu finden, damit die Förderung ergiebig und zugleich gerecht vonstattenging.
    Aber konnte es dabei überhaupt gerecht zugehen? Einer fand einen reichen Anbruch, ein anderer mühte sich Jahre umsonst in der Hoffnung, genug Silber zu finden, um sich und seine Familie zu ernähren. War es Zufall oder Wissen, Gottes Wille oder die Laune eines Berggeistes, wer beschenkt wurde und wer leer ausging?
    »Entschuldigt mich, Herr, ich muss dort drüben nach dem Rechten sehen.« Der Bergmeister wies nach links, wo einige Männer eine Rauferei begonnen hatten, während ein paar andere laut zu schreien begannen. Hermann verneigte sich vor Christian, Lukas und Dietrich, um dann mit eiligem Schritt den Ort des wilden Streites zu erreichen.
    »Das soll der Bergmeister schlichten«, entschied Christian. »Jetzt lasst uns endlich nach Hause reiten!«
    Er saß auf, und die ganze Reisegesellschaft folgte ihm in Richtung Burg.
     
    Schon auf den ersten flüchtigen Blick erkannte Dietrich, dass auf der Burg alles bestens geordnet war. Zugbrücke und Tor waren in einwandfreiem Zustand, die Wachen grüßten ehrerbietig, und als sie den Burghof erreichten, kamen sofort ein paar Stallburschen, um ihnen die Pferde abzunehmen. Die Burgbesatzung unter dem Kommando eines erfahrenen Kämpen namens Walther und das Gesinde hatten sich nebeneinander aufgestellt, um die Reisenden zu begrüßen. Auch der noch junge Kaplan fand sich dazu ein.
    Eine resolut wirkende stämmige Frau mit einer sorgsam gebleichten und gefältelten Haube reckte ihnen den Willkommenspokal entgegen. Während sie vortrat, fiel Dietrichs Blick auf ein junges Mädchen mit blondem Haar, das dort mit zwei Kindern an den Händen stand, die unmöglich ihre sein konnten, dafür war das älteste schon zu groß.
    Sie sah ihn an, und während Röte in ihr Gesicht schoss, senkte sie hastig die Lider.
    Wer ist sie?, dachte Dietrich fasziniert. Ihre Kleidung war weder so schlicht wie die einer Bäuerin oder Magd noch vornehm genug, dass man ihre Trägerin für eine Adlige halten konnte. Dann sah er, wie sich die beiden Kleinen von ihren Händen losrissen, auf Marthe zustürzten und sich von ihr umarmen ließen.
     
    Marthe war überglücklich, ihre Kinder endlich wieder in die Arme schließen zu können. Die siebenjährige Clara schmiegte sich wortlos an sie, der dreieinhalbjährige Daniel umklammerte ihre Beine und begann aufgeregt zu erzählen, was er in der Zwischenzeit alles erlebt hatte.
    Nach der ersten stürmischen Umarmung machte sie sich lachend von ihren Kindern los, auch wenn sie die beiden gern noch länger an sich gedrückt hätte. »Begrüßt euren Vater«, ermunterte sie die Kleinen, die sich sofort Christian zuwandten. Stolz strich er seinem jüngsten Sohn über den Kopf und hob sein Töchterchen hoch, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben.
    Währenddessen wandte sich Marthe an ihre beiden Stieftöchter. Johanna, die Ältere von beiden und Kunos Frau, reckte ihr strahlend ihren Bauch entgegen. Die Achtzehnjährige, die von Marthe vieles über die Anwendung von Kräutern und die Krankenpflege gelernt hatte, war regelrecht aufgeblüht in ihrer Schwangerschaft.
    »Ich sehe, die Übelkeit ist vorbei«, meinte Marthe lächelnd. »Dabei hatte ich mir allmählich Gedanken gemacht …«
    »Kein Grund zur Sorge«, entgegnete Johanna und legte die Hand schützend auf den Bauch. »Es bewegt sich schon«, meinte sie mit verlegener Freude.
    Marthe sah Kuno in respektvollem Abstand dastehen, der es wohl nicht erwarten konnte, seine Frau in die Arme zu schließen, sich aber gedulden musste, bis sie allein waren. Mit verstohlenem Lächeln über das junge Glück gab sie Johanna ein Zeichen. Glückstrahlend lief diese zu ihrem Mann.
    Dann umarmte Marthe Marie, ihre jüngere Stieftochter, die sich um Clara und Daniel kümmerte, wenn Marthe nicht da oder beschäftigt war.
    »Geht es dir gut?«, fragte sie besorgt, während sie ihr zärtlich eine blonde Locke aus dem Gesicht strich. Das Mädchen war

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