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Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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immerwährenden Krieges reine Einbildung wäre.
    Die Tische der Wachs- und Honigkrämer wurden besonders stark belagert. Kerzen und Honig waren begehrt, ein Licht gegen die Finsternis der Zeit und eine süße Freude für den Gaumen, danach sehnte man sich immer. An einem Gewürzstand geriet Bernina ins Plaudern mit der Händlerin und nach einigen allgemeinen Bemerkungen erkundigte sich bei ihr, wo in der Stadt wohl eine Auktion mit Büchern stattfinden könnte.
    Die Frau reagierte verwundert. »Bücher? Also da sprechen Sie die falsche Person an.«
    Bernina lächelte. »Ihr Kaufleute hört doch so vieles und daher dachte ich … «
    »Gewiss, das stimmt.« Die Frau sah Bernina über Ingwer, Kerbel, Thymian und getrocknete Lorbeerblätter an. »Viehauktionen, ja. Bücher, nein. Da müssten Sie mit irgendwelchen gelehrten Herren sprechen. Nur – ich kenne keine.«
    »Wer kennt die schon?«
    Sie lachten einander an.
    »Und ein Gasthaus, das ein Horn im Namen trägt?«, fragte Bernina weiter. »Silbernes Horn? Goldenes Horn? Kommt Ihnen das bekannt vor?«
    Eine nachdenkliche Miene. »Tut mir leid, meine Dame, offenbar kenne ich Freiburg einfach nicht gut genug. Ich lebe auf dem Land und bin nur an Markttagen hier.«
    Bernina bedankte sich freundlich und ging mit Baldus weiter zu den nächsten Ständen.
    »Darf ich etwas fragen?« Der Knecht musterte sie von der Seite.
    »Selbstverständlich.«
    »Schon dem Wirt unserer gewöhnungsbedürftigen Bleibe stellten Sie diese Fragen und vorhin an dem Gemüse- und Obststand ebenfalls. Was hat es damit auf sich? Ohne allzu neugierig sein zu wollen.«
    »Du und neugierig?«, entgegnete sie schmunzelnd. »Nicht doch, mein lieber Baldus.«
    Der Gnom lachte laut und senkte den Blick.
    »Baldus, ich weiß selbst nicht, was es mit den Büchern auf sich hat. Dennoch glaube ich, dass diese Auktion durchaus von Wichtigkeit sein könnte.« Nach einer Pause fügte sie an: »Vielleicht treffe ich dabei einen recht flüchtigen Bekannten wieder.«
    »Sie sprechen von dem Sonderling mit der feinen Garderobe?«
    Jetzt war es Bernina, die lachen musste. »Dir entgeht wirklich nichts und niemand.«
    »Es war nur eine leise Vermutung«, betonte er.
    Erneut lachte sie. »Wer’s glaubt!«
    Dann wurde ihre Miene nachdenklicher. Ja, schon am Morgen, als sie aufgewacht war, waren die Wortfetzen von dem angesengten Papier in ihren Gedanken und auf ihren Lippen gewesen. Und sie gestand sich ein, dass es sie auch deshalb nach Freiburg gezogen hatte. ›Auktion der Büche… am 2. Tag des Au… zur achten Abendstun… im Gasthaus zum … nen … orn‹ erinnerte sie sich an jede einzelne Silbe.
    Heute war der 2. August.
    Und wo sonst als hier in der Universitätsstadt sollte eine Auktion stattfinden, die sich mit Büchern beschäftigte? Mit Sicherheit nicht in Teichdorf, nicht einmal in Ippenheim. In diesen beiden Orten ging es um Kühe und Ziegen, um Holz und die Früchte der Erde, nicht um Schriften und Buchstaben. Einzig und allein Freiburg kam infrage. Sie hatte die Auktion, wie
Bernina sich nun eingestand, von Anfang an im Hinterkopf gehabt. So einfach wollte sie den Diebstahl ihrer Familienchronik also doch nicht hinnehmen. So einfach wollte sie sich nicht dieser Gleichgültigkeit ergeben, dieser Trauer, die sich oftmals um sie legte wie ein Mantel aus Blei.
    Schlagartig blieb sie stehen, mitten im Gewimmel.
    Da war der Mann vom Vorabend – und sie war nicht einmal überrascht, ihn zu entdecken. Der Krüppel, dieser seltsame Kerl mit der Krücke. Diesmal mit Gefolge. Eine kleine Gruppe Gestalten, die wenig Vertrauen erweckte, hielt sich hinter seinem Rücken auf. Betrüger und Beutelschneider. Diesen Eindruck machten sie jedenfalls auf Bernina.
    »Das ist doch Lorentz Fronwieser! Dieser windige Kerl schon wieder«, hörte Bernina von irgendwo eine missbilligende Stimme aus der Menge. »Den hätte man längst wie einen räudigen Köter aus der Stadt jagen sollen.«
    Der Mann stand, die Krücke neben sich angelehnt, an einem Holzpodest, wie es Redner bei Kundgebungen auf öffentlichen Plätzen benutzten. Jener Fronwieser allerdings gebrauchte es für etwas anderes. Beide Hände hielt er offen einem Mann hin, dessen grober Rock ihn als Bauern auswies. In den Handflächen lagen jeweils drei Würfel. »Welche soll es sein?«
    Der Bauer wählte die Linke.
    »Wie befohlen.«
    Bernina trat näher heran, neugierig geworden, Lorentz Fronwieser genau im Blick.
    Während er mit der rechten Hand vorgab, die

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