Die Entscheidung liegt bei dir!
Die meisten löschen wir, weil wir eine Ordnung brauchen, um in einem Anschein von logischer Folge und nachvollziehbarem Muster zu leben. Aber das Umgruppieren der Erinnerung kommt nie zu einem Ende. Und weil es häufig Schwierigkeiten und Probleme sind, die uns nach |137| dem Warum fragen lassen, stellen wir in Wirklichkeit die Schuldfrage. Nach dem Grund fragen heißt oft Schuldige suchen.
Vielen Menschen ersetzt so das kluge Darüber-Nachdenken das Handeln. Sie investieren viel Zeit und Energie in das Erklären, um eines nicht tun zu müssen: handeln. Sie beuten ihre Geschichte als Entschuldigungs- und Beschuldigungskatalog aus, der erklärt, warum dieses oder jenes in ihrem Leben nicht funktioniert oder dieses oder jenes in ihrem Leben nicht stattfindet. Die Flucht in die Erklärung ist gleichbedeutend mit der Flucht aus der Verantwortung.
Eines muss klar sein: Die Antwort auf die Frage »Warum?« ist immer eine Erfindung. Sie ist immer eine Konstruktion, die dem aktuellen Erkenntnisinteresse folgt. Sie mag den Tatsachen entsprechen oder nicht – das ist völlig einerlei. Fakt ist, dass die Erklärung oft davon abhält, JETZT etwas zu tun. Sie ist einfach unpraktisch. Man kann seine Geschichte nämlich auch umschreiben: Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Die Antwort auf das Warum führt uns einfach nicht weiter. »Warum?« hilft mir jetzt nicht. Hören Sie auf damit! Tun Sie irgendetwas, und wenn Sie sich hinterher besser fühlen, prima! Wenn nicht, probieren Sie etwas anderes aus!
Sagen statt fragen
Why does it always rain on me?
Nun gibt es einige Fragen, die in ganz besonderer Weise die Haltung des »Ich bin nicht verantwortlich« aufdecken. Haben |138| Sie schon mal Fragen gehört wie diese: »Warum passiert das eigentlich immer mir?«, »Wer ist dafür zuständig, das Problem zu lösen?«, »Wann werden denn endlich die Sommerreifen aufgezogen?«, »Warum muss ich hier eigentlich immer alles selber machen?«, »Warum bin ich auf diese Schwierigkeit nicht besser vorbereitet worden?« Alle diese Fragen haben einen negativen Erlebenshintergrund, sind defensiv und beinhalten vor allem eine Aussage: »Ich bin nicht verantwortlich!«
Wenn Sie schon Fragen stellen, dann fragen Sie »Wie?« oder »Was?«. Aber selbst das hat Tücken: In Workshops frage ich manchmal die versammelten Führungskräfte: »Was muss sich hier ändern, damit es besser wird?« Noch niemand ist bisher aufgestanden und hat gesagt: »Ich!« Also lassen Sie der Frage »Wie?« oder »Was?« ein »Ich!« folgen. Nicht »du«, »Sie«, »wir« oder »ihr«. Also: »Was kann ich dafür tun?«, »Wie kann ich dazu beitragen, dass es klappt?« Besser noch ist es, klare Aussagen zu treffen: »Ich tue …«, »Ich mache …«
Ich will gerne zugeben, dass mir das Infragestellen der Frage nicht leicht fällt. Fragen können der
Absicht
nach integer und wohlmeinend sein; ihrer
Wirkung
nach sind sie es nicht. Ob ihre Wirkung allerdings
immer
so problematisch ist, wie von mir dargestellt, das mag man getrost bezweifeln. Wie so viel menschliches Handeln ist auch das Fragen kontextsensibel. Es wird Situationen, Zusammenhänge und Beziehungen geben, in denen die Frage nicht oder kaum problematische Auswirkungen hat. Und es macht auch einen Unterschied, ob ich von der Polizei, meinem Chef, meinem Sportkollegen oder meiner kleinen Tochter befragt werde. Ja, und ich gebe weiter zu (etliche von Ihnen haben sicher schon auf diese Einschränkung gewartet), es gibt auch reine Sachfragen. Fragen, die mindestens nicht die
Absicht
haben, den anderen einzuengen, |139| zu bedrängen (obwohl sie es tun). Etwa: »Wie spät ist es?« Eine solche Frage hat im Regelfall keine versteckte Botschaft. Ich überlasse es Ihnen, die Häufigkeit reiner Sachfragen gegen das Vorkommen von Fragen mit hinterlegten Aussagen abzuwägen. Mir geht es hier darum: Lassen Sie den anderen nicht im Trüben herumfischen. Lassen Sie den anderen nicht raten.
Sagen
Sie! Sagen Sie, was der andere tun soll. Übernehmen Sie aktiv Verantwortung. Sprechen Sie die Dinge, die sie verändern wollen, aktiv an. Sie können alles wünschen, verlangen, fordern. Dann kann der andere entscheiden, ob er dem entsprechen will.
Sagen statt fragen!
|140| Die Vorbild-Falle
Lebende Imitate
Wer immer in die Fußstapfen
anderer tritt,
hinterlässt keine Eindrücke.
Es gibt einen weiteren Trick, uns vom Steuer unseres Lebensautos auf die Rückbank zu drängen: das Gerede von den
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