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Die Entscheidung liegt bei dir!

Die Entscheidung liegt bei dir!

Titel: Die Entscheidung liegt bei dir! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard K. Sprenger
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»beendet«.
    Um jemanden zu ehren,
    muss man über ihn hinausgehen.
    Oder, wie es der amerikanische Philosoph Ralph Waldo Emerson sagt: »Es kommt in der Erziehung eines jeden Menschen eine Zeit, in der er zur Überzeugung gelangt, dass Neid Unwissenheit, dass Nachahmung Selbstmord ist, dass er in Freud und Leid sich als sein Schicksal akzeptieren muss, dass, obgleich das Universum voll von guten Dingen ist, kein einziges nahrhaftes Korn zu ihm kommen kann, außer durch seine Arbeit, die er dem Fleckchen Erde widmet, das ihm zur Bearbeitung gegeben ist. Die Kraft, die in ihm wohnt, ist neuer Art, und niemand als er allein weiß, was er zu tun vermag; und auch er weiß es so lange nicht, bis er es ausprobiert hat.«

|152| Fremdbestimmt leben
    Im Reich der Fremdbestimmung ist Freiheit eine Illusion. Solange wir unsere Energie von außen beziehen, heißt die Leitwährung »Anpassung«. Das Leben wird bestimmt von »den anderen«. Das sind die Chefs, die Ehepartner, Vorbilder, Autoritäten aller Art, die Pflichten, das Geld, die Umstände, die Verhältnisse, Systeme, Strukturen, der Markt, die Politik, die Mondphasen – sogar die Vergangenheit, gegen die man dann in der Therapiestunde Geisterbahn fährt.
    Im Reich der Fremdbestimmung grassiert das Opferbewusstsein. Wir lassen entscheiden, lassen uns lenken, mal fürsorglich durch Lob, mal kritisch durch Tadel, mal gütig mit Belohnung, mal ärgerlich mit Bestrafung. Wir tun, was für andere günstig ist. Dies wird uns selbstverständlich gut verkauft: »Ich will ja nur das Beste für dich.« Was aber »das Beste« ist, das entscheidet der andere. In einem Science-Fiction-Film trägt der Diktator bezeichnenderweise den Titel »Der Fürsorger«.
    Das System der Belohnung verändert nicht nur unser Handeln, es verändert auf verdeckte Weise auch unser Wesen. Je mehr wir Belohnungen annehmen, desto mehr brauchen wir sie. Wir werden entweder zu Belohnungs-Suchern oder zu Bestrafungs-Vermeidern (was psychologisch dasselbe ist). Wir leben in der Furcht, nicht belohnt zu werden, fühlen uns nur noch gut, wenn ein anderer sagt, dass wir in Ordnung sind, lassen es zu, dass sich die Beziehungen zu Kollegen verspannen, lassen uns in Neid und Missgunst treiben, entmutigen unsere Neugier und Risikofreude, leben ängstlich zwischen Hymne und Standpauke, versinken immer mehr im Treibsand des Vergleichens, lassen uns Vorbilder vor die Nase hängen, zerstören unseren Spaß an der Sache durch die Erwartung |153| einer Belohnung, machen Sinn- und Freudloses, weil wir hoffen, dafür ein Schulterklopfen zu ernten, und ersetzen unsere eigenen Wertmaßstäbe durch fremde. Vor allem aber: Wir verlieren die Herrschaft über unser Leben. Wir lassen andere unser Leben steuern. Denn wenn wir unsere Handlungsenergie von außen beziehen, dann erkaufen wir uns damit gleichzeitig Kontrolle von außen. Als Regel gilt:
    Energie von außen –
    Kontrolle von außen.
    Diese Mechanik bindet uns im Reich der Fremdbestimmung. Wenn Sie sich verwöhnen, bestechen und belohnen lassen, lassen Sie
andere
über die Qualität Ihres Lebens bestimmen. Dann sitzen Sie nicht mehr selbst am Steuer Ihres Lebensautos, sondern lassen
andere
fahren. Dann laden Sie alle Welt ein, über die Qualität Ihres Lebens zu bestimmen. Dann geben Sie anderen Macht über sich. Wenn es so ist: Warum tun Sie sich das an?
    Was auf dem Spiel steht, ist unsere Selbstachtung. Selbstachtung erspürt die innewohnende Logik des vertrackten Spiels der Motivierung, die – welch clevere Kostümierung!– mit ihrer scheinbaren Sonnenseite des Belohnens und Belobigens vorgibt, doch gerade die Selbstachtung zu
stärken
. Lob soll doch aufbauen! Belohnungen sollen doch das Selbstwertgefühl stützen! Ein Bonus ist doch schon dem Wort nach etwas »Gutes«!
    Der Kern der Abwertung liegt tiefer. Er liegt in der Selbstaufgabe der Freiheit. Er liegt in der selbst gewählten Abhängigkeit des Menschen von den Wechselbädern der Fremdbestimmung. Wer von etwas abhängt, verliert leicht das Gleichgewicht. Wer handelt, um dafür belohnt (oder mindestens |154| nicht bestraft) zu werden, ist gleichsam nicht »bei sich«, sondern abhängig vom Lob und Tadel anderer und gibt damit anderen Macht über sich. Ausgeliefert an Zuckerbrot und Peitsche.
Wer vom anderen alles haben will, darf sich nicht wundern, wenn der andere alles nimmt
. Wer sein Tun für die Tribüne inszeniert, muss damit rechnen, dass die Daumen nach unten zeigen. Und wer seinen Einsatz für eine

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