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Die Epidemie - Teil 2

Die Epidemie - Teil 2

Titel: Die Epidemie - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Fleming
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sagte dann, dass es sich höchstwahrscheinlich um den gleichen Laster handelte, mit dem er in diese Gegend gekommen war.
    „ Unsere Einheit wurde aufgeteilt. Wir bildeten Gruppen zu je fünfzehn Mann und erhielten den Befehl, uns in der Innenstadt zu positionieren, um mit eiserner Hand für Recht und Ordnung zu sorgen. Nach dem Ausbruch herrschte hier innerhalb einer Stunde die reinste Anarchie. Die Menschen waren wie Tiere, plünderten Geschäfte, überfielen einander oder vergewaltigten hilflose Frauen und Mädchen. Wenn du die Infizierten für eine Bedrohung hältst, dann sage ich dir, die Menschen waren auch ohne diese Krankheit nicht anders. Was macht es schon für einen Unterschied?“
    „ Was passierte dann?“. Georgi erzählte das erste Mal seit unserer Bekanntschaft von dem, was er erlebt hatte und ich hoffte inständig, mehr davon zu erfahren.
    „ Nichts passierte. Wir erhielten die Erlaubnis, jeden Bürger zu töten, der sichtlich gegen das Gesetz unseres Landes verstoß. Es spielte keinen Rolle, ob es sich dabei um einen Infizierten oder einen gesunden Menschen handelte.“ Er hielt inne und hielt seinen Zeigefinger vor den Mund, um mir zu zeigen, dass wir leise sein mussten. Einen Augenblick später spazierte eine fünfköpfige Gruppe seelenruhig an uns vorbei. Mein Herz pochte und ich spürte, wie das Blut in meinen Kopf schoss.
    Bei der Gruppe handelte es sich augenscheinlich um eine Familie. Vater, Mutter, zwei Jungs im Alter von etwa fünfzehn und siebzehn Jahren und ein kleines Mädchen, das früher sicherlich noch den Kindergarten besuchte. Obwohl sie auf den ersten Blick nicht wirklich gefährlich aussah, hielt sie dennoch als erste inne und drehte ihren kleinen Kopf in alle Richtungen. Ihre immer lauter werdenden Atemzüge durchbrachen die angespannte Stille. Sie sog gierig die Nachtluft ein und witterte wie ein Wolf ihre Beute.
    Georgi und ich standen an einer Hauswand und beobachteten das Szenario. Ich wagte es kaum zu atmen, um dem kleinen Ding bloß keinen Grund zu geben, ihre Umgebung noch genauer zu erforschen.
    Mutter und Vater, die vorausgingen, blieben abrupt stehen, als sie die Reaktion ihrer Tochter spürten. Ich fand dieses Verhalten besonders eigenartig, war ich mir früher doch sicher, dass jegliche menschliche Bindungen und Gefühle durch die Krankheit verloren gingen. Andererseits war unsere letzte ordentliche Körperhygiene bereits Tage her. Wir rochen nach Schweiß, nach Angstschweiß. Das war eine Tatsache.
    Das Mädchen streckte beide Hände aus und ging mehrere Schritte nach rechts, danach nach links. Dabei berührte sie ihre Geschwister, die mit einem schrecklich klingenden Gurgeln reagierten. Ich bewegte meine Augen zu Georgi und versuchte zu erraten, wie er auf die Situation reagieren würde.
    Im schwachen Mondlicht konnte ich nur die Umrisse seiner Gesichtszüge erkennen, die jedoch von dem Geschehen sichtlich unberührt blieben. Er beobachtete die Infizierten. Danach ließ er seine Augäpfel zur Seite gleiten und sah zu mir herüber. Sein Kopf machte eine langsame, kaum sichtbare Bewegung nach unten und wieder nach oben. Ich deutete es als ein Zeichen, das mir sein Vorhaben signalisieren sollte. Was er damit wirklich meinte, war mir unklar, aber ich konnte mir nur zwei Optionen vorstellen. Entweder wollte er mir vorschlagen zu flüchten oder anzugreifen, wobei ich mir nur schwer vorstellen konnte, dass Georgi eine Flucht bevorzugte. Ich dagegen schon.
    Die Truppe kam uns immer näher. Die Aufregung und Angst breiteten sich in meinem gesamten Körper aus. Mit Mühe versuchte ich, das Zittern meiner Hände unter Kontrolle zu bekommen.
    Georgi ließ ein Messer vorsichtig aus seiner Hosenhalterung gleiten und hielt es angriffslustig in seiner rechten Hand. Zu meiner Verteidigung trug ich meine Pistole und das Kalaschnikow Gewehr bei mir. Doch diese Waffen stellten sich als nicht besonders hilfreich heraus, denn das Abfeuern hätte noch weitaus mehr Feinde angelockt.
    Plötzlich erinnerte ich mich an das Bajonett und streckte meine Hand danach aus. Bevor ich es jedoch an mein Gewehr befestigen konnte, brach bereits der Kampf aus. Das Mädchen kam uns viel zu nah und erkannte nun das, wonach sie geschnüffelt hatte. Ohne zu zögern, sprang Georgi aus dem Versteck und attackierte die Kleine. Sie war keine Herausforderung für ihn. Mit einer flinken Bewegung rammte er ihr die Klinge in die linke Schläfe und brachte sie dadurch zum Schweigen.
    Die übrigen Familienmitglieder

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