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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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lassen. Er sprang auf, sah die anderen an, und die Nachtluft wehte durch seine Locken.
    »Ich werde Nahrung auf meinem Arm herbeibringen« – er machte weit ausholende Gesten – »so viel, daß ich schwanke – so!« Fa lächelte zu ihm hinüber.
    »So viel Nahrung gibt es nicht auf der ganzen Welt.« Er ging in die Hocke.
    »Jetzt sehe ich ein Bild in meinem Kopf. Lok kommt zum Wasserfall zurück. Er läuft am Hang des Berges entlang. Er trägt ein Reh. Eine Katze hat das Reh getötet und sein Blut ausgesaugt, so daß nichts Böses daran ist. So, unter dem linken Arm. Und hier unter dem rechten« – hielt ihn hoch – »die Keule einer Kuh.«
    Er schritt, unter der Last des Fleisches schwankend, vor der Höhlennische auf und nieder. Sie lachten mit ihm, dann über ihn. Ha saß schweigend da, lächelte ein wenig, bis die anderen auf ihn aufmerksam wurden und ihre Blicke von ihm zu Lok wanderten und wieder zurück.
    Lok prahlte.
    »Das ist ein wahres Bild!«
    Ha sagte nichts mit dem Mund, lächelte aber immer noch.
    Als ihn dann alle ansahen, bewegte er seine Ohren im Kreis und zielte mit ihnen langsam und feierlich nach Lok, so daß der Sinn so deutlich wurde, als wenn er Worte gesprochen hätte: Ich höre dich! – Lok öffnete den Mund, und sein Haar richtete sich auf, und er begann auf diese spöttischen Ohren und dieses belustigte Lächeln loszuschnattern. Fa fuhr dazwischen.
    »Laßt sein. Ha sieht viele Bilder und hat wenig Worte. Lok hat den ganzen Mund voller Worte und sieht keine Bilder.«
    Da schrie Ha vor Lachen und strampelte mit den Füßen nach Lok, und Liku lachte ohne zu wissen warum. Lok sehnte sich plötzlich nach jenen friedvollen Stunden ihrer Einträchtigkeit jenseits von Bildern und Worten. Er vergaß seinen Zorn, kroch zum Feuer zurück und tat sehr hilflos, so daß die anderen ihrerseits so taten, als müßten sie ihn beschützen. Und dann war wieder Stille, und sie waren nur noch eines Sinnes in der Höhlennische und schienen zu einem einzigen Wesen zusammenzufließen. Ganz plötzlich erstand da den Gefährten das gleiche Bild. Sie sahen darin Mal; er kam ihnen irgendwie entrückt vor, glanzvoll, scharf umrissen bei all seiner dürftigen Armseligkeit. Sie sahen nicht nur Mals Körper, sondern auch die schleichenden Bilder, die in seinem Kopf einander ablösten. Vor allem ein Bild drängte sich ihnen immer wieder auf und erhob sich über unklare Vorstellungen, Zweifel und Mutmaßungen, und endlich wußten sie, was er mit solch dumpfer Überzeugung dachte: »Morgen oder am Tag darauf werde ich sterben.«
    Sie fanden wieder zu sich zurück. Lok streckte den Arm aus und berührte Mal. Aber Mal spürte die Hand nicht in seinen Schmerzen unter der Alten schützendem Haar. Die Alte sah Fa an. »Es ist die Kälte aus dem Wasser.«
    Sie beugte den Kopf zu Mal hinab und flüsterte ihm ins Ohr:
    »Morgen wird es Nahrung geben. Jetzt schlaf.« Ha stand auf.
    »Auch mehr Holz wird da sein. Willst du nicht dem Feuer mehr zu essen geben?«
    Die Alte ging zu einer der Vertiefungen und holte Holz. Sie legte die Stücke so geschickt auf, daß die Flammen trockenes Holz zu verzehren hatten, wo sie auch hochzüngelten. Bald schlug ihnen heiße Luft entgegen, und sie zogen sich tiefer in die Nische zurück. Dabei wurde der Halbkreis größer, und Liku schlüpfte hinein. Haar sengte mahnend, und die Gefährten sahen einander freudig-geborgen an. Dann begannen sie laut zu gähnen. Sie gruppierten sich um Mal herum, kuschelten sich an ihn, bargen ihn in einer Wiege warmen Fleisches, und von vorn schützte die Hitze des Feuers. Sie räkelten sich und brummten. Mal hüstelte, und dann fiel auch er in Schlaf. Lok hockte abseits nieder und sah hinaus über die dunklen Wasser. Es war nicht davon gesprochen worden, doch er war auf Wache. Er gähnte ebenfalls, und der Schmerz in seinem Bauch beschäftigte ihn. Er dachte an gute Nahrung und geiferte ein wenig und wollte gerade etwas sagen, da fiel ihm ein, daß alle schliefen. So stand er auf und kratzte sich in den Locken unter seiner Lippe. Fa lag ganz nahe, und plötzlich begehrte er sie wieder; doch sein Verlangen war leicht zu unterdrücken, denn noch mehr mußte er an Nahrung denken. Er erinnerte sich der Spitzohren und tappte die Terrasse entlang, bis er über den Hang hinab zum Wald sehen konnte. Langes, weites Dunkel und schmutzfarbene Flecke zogen sich bis zu dem grauen Streifen dahin, der das Meer war; in geringerer Entfernung erglänzte der Fluß in seinen

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