Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
Vom Netzwerk:
schien sich zu sträuben und sie spürte das überwältigende Bedürfnis weit, weit fortzulaufen, nur dass ihre Beine stattdessen wie festgewachsen, steif und ohne Willen verharrten.
    Der Mann, der gesprochen hatte, saß am Kopfende der Halle. Er trug einen dunkelblauen, fast schwarzen Mantel und einen schwarzen Hut, dessen Krempe weit ins Gesicht gezogen war. Darunter erkannte Charlie eingefallene Wangen mit stark hervortretenden, spitzen Wangenknochen, an d enen schwarze Koteletten vorbei liefen, die sich am spitzen Kinn zu zwei langen, geflochtenen, schwarzen Bartzöpfen vereinigten.
    »Bring sie her!« Eine knochige Hakennase bewegte sich bei jedem Wort auf und ab. Charlie und Hanna wurden von Hugin und Munin vorwärts gestoßen. Sie stolperten um den großen runden Tisch herum, von dem aus fünf Augenpaare ihnen aufmerksam folgten. Einige grinsten erwartungsvoll , und Charlie wurde unwillkürlich an die siebenköpfige Haga erinnert. Hier war sie nun, gefangen in einer großen, halbdunklen, steinernen Halle, mit diesen sieben bedrohlichen Personen. Charlies Herz pochte irgendwo in der Halsgegend und hätte sie die Wahl gehabt, hätte sie ohne zu zögern diesen Ort hier gegen den dunklen Höhlensee eingetauscht. Verstohlen sah sie in die Runde.
    Charlie spürte Feindseligkeit, Hass, Brutalität, aber auch Angst. Nicht nur sie spürte also die bedrohliche Kälte dieser Person, die sich nun langsam erhob. Oden war ein großer Mann und obwohl sie seinen Körper, der von einem langen Mantel verdeckt wurde, nicht sehen konnte, hatte Charlie das Gefühl, dass er einmal ein kräftiger Mann gewesen sein musste - Hugin und Munin nicht ganz unähnlich. Aber das war offensichtlich ewig her. Lange, knöchrige Gichtfinger, an einer vor Alter verschrumpelten Hand, umfassten einen Speer, der mindestens zwei Meter lang war. Fast schien es, als würde Oden die Waffe als Krückstock gebrauchen. Die Speerspitze ragte senkrecht zu seiner Linken empor und Charlie spürte seinen kalten Blick auf sich ruhen. Sie fröstelte, wiederstand aber dem Impuls , ihren Mantel enger um sich zu ziehen.
    Oden musterte die beiden Gestalten vor sich eingehend. Um sich von der Eiseskälte abzulenken, die dieser Mensch ausstrahlte, fixierte Charlie einen Punkt zu ihrer Rechten an der steinernen Wand. Auch hier hing zwischen zwei Fackeln ein Bild. Wieder ein fast quadratischer Phönixstein. In seinem Inneren war ein wunderschönes Wesen eingeschlossen. Eine Fee, dachte Charlie unwillkürlich. Tatsächlich war es ein libellenartiges Geschöpf mit menschlichen Zügen, das mit vor Schreck erweiterten Augen, im Augenblick seines Todes einge froren, auf Charlie herab blickte. Ein makabres Bild.
    »So, du interessierst d ich also für Lodurs einzigartige Phoenix - Sammlung.« Die vor Sarkasmus triefende Stimme ihres Gegenübers ließ Charlie zusammenzucken. Oden hatte nicht laut gesprochen, trotzdem hallten seine Worte kalt und bedrohlich nach. Oden machte eine Handbewegung nach hinten.
    »Deine Sammlung scheint nicht nur uns zu verzücken, Lodur mein Freund. Keiner besitzt so wunderbare Exemplare wie du… Außer mir natürlich.« Oden lächelte eiskalt.
    Lodur war ein hoch gewachsener, stattlicher Mann im besten Alter. Er trug seine langen, hellblonden Haare zu einem Schwanz zusammengebunden und auch er, wie im Übrigen alle an diesem runden Steintisch, trug einen dunkelblauen , langen Mantelumhang. Bei Odens Worten zuckten seine Muskeln unter der auffällig blassen Haut - die Andeutung eines Lächelns - und grüne, wache Augen blitzten auf.
    »Oh, die Sammlung meines Großvaters hat schon viele begeistert, mein Herr«, sagte er mit einer angenehm melodischen Stimme. Charlie sah Lodur überrascht an. Seine Augen ruhten auf ihr, unergründlich, nicht kalt, nicht ironisch, einfach objektiv abschätzend - keine Gefühlsregung verratend. Dieser Blick kam ihr seltsam vertraut vor und auch unendlich fremd. Sie bekam keine Zeit weiter darüber nachzudenken.
    »Genug davon!«, befahl Oden. Er beugte sich vor, so dass Charlie seinen Atem riechen konnte. Ein modriger, grauenvoller Gestank schlug ihr entgegen und Übelkeit stieg in ihr hoch. Dann wechselte Odens Blick zu Hanna hinüber .
    »Was sucht ein Mädchen mit so eindeutig blauen Augen hier in Vanaheim...« Charlie betete, dass Hanna nichts sagen würde. Zu spät. Hannas Augen blitzten wütend auf und trotzig schob sie das Kinn vor.
    »Was geht dich das an, du stinkender Krüppel!«, spuckte sie hervor. Charlie

Weitere Kostenlose Bücher