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Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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wappnete sich innerlich für die bevorstehende Prüfung. Langsam kehrten ihre Lebensgeister zurück, sie konnte wieder klar denken. Was auch immer geschah, sie musste stark sein. Sie dachte an das Runenorakel und an Biarns Worte Intuition, vertraue deiner Intuition. Benutze deinen Intellekt, deine Erfahrungen, sei kreativ . Charlie schloss ihre Hände zu Fäusten und wartete.
    Oden hatte nur Augen für das Amulett.
    »Da ist es ja! Das, was ich solange vergeblich gesucht habe!«, wisperte er gierig. »Das fehlende Teil... Der Schlüssel...« Eine knöchrige Hand schnellte aus dem weiten Ärmel hervor und riss Charlie das Amulett vom Hals!
    Das fehlende Teil? Hieß das, dass Oden tatsächlich das Gegenstück ihres Steines besaß? Das bedeutete dann auch, dass er von den Fähigkeiten des Amuletts wusste!
    Den Stein mit seinen langen Gichtfingern fest umschlossen, begann Oden sein Verhör. Lodur sah Charlie streng und respekteinflößend an, Vile und Ve hielten sich unsicher im Hintergrund und Höner, der letzte aus der Triade, sowie Hugin und Munin und der rothaarige bärtige Mann, warteten regungslos die Geschehnisse ab. Alle, außer Lodur hatten einen bösartigen und doch eingeschüchterten Gesichtsausdruck. Ihre Gefühle spiegelten sich unverkennbar auf ihren Gesichtern wieder. Charlie spürte Neugierde, Überheblichkeit und sogar Angst und Unsicherheit.
    »Wo her hast du diesen Stein?« Odens eisige Stimme ließ Charlies Nackenhaare sich sträubend aufstellen. Sie schwieg. Hugin und Munin versetzten ihr jeweils einen Stoß in die Seite.
    »Los! Antworte deinem Herren!« Anscheinend besaßen beide Zwillinge exakt die gleiche tiefe, unbehagliche Stimme, denn beide hatten zugleich gesprochen und Charlie konnte keinen Unterschied erkennen. Verblüfft sah sie sich nach den beiden um, die nun wieder regungslos neben ihr standen. Sie waren sich so gleich, wie ein Ei dem anderen. Bis auf... Charlie sah genauer hin. Ja, bis auf die Augen. Wie seltsam... Der eine hatte dunkle, grüne Augen und der andere kalte, blaue Augen! Waren eineiige Zwillinge nicht eigentlich überall gleich? Plötzlich spürte Charlie einen merkwürdigen, unangenehmen Druck! Sie hatte etwas Ähnlichem schon einmal widerstanden und sie wehrte sich instinktiv.
    »Woher hast du diesen Stein?«, wiederholte Oden eindringlich. Er zischte die Worte fasst hervor, und Charlie wurde unwillkürlich an ein bösartiges Tier erinnert. Sie zuckte mit den Schultern.
    »Gefunden«, sagte sie. Oden machte einen abrupten Schritt auf sie zu.
    »Lüge mich nicht an! Was ist das für ein Hemd? Fremde Schriftzeichen! Woher kommst du!« Charlie wiederstand dem Impuls rückwärts zu treten. Ihr Herz pochte wie wild in ihrer Brust, als würde sie einem Midgârdsorm gegenüberstehen. Sie riss sich mühsam zusammen und dachte fieberhaft nach. Wenn ich mich nicht irre, weißt du genau, woher ich komme und du kennst auch ganz genau die Fähigkeiten des Steines , dachte Charlie grimmig. Der Schlüssel, ja du weißt es... Dann sagte sie aber gewollt ängstlich (was ihr angesichts ihrer Lage nicht schwer fiel) und hoffentlich in einem unterwürfig klingenden Ton (was schon schwieriger war):
    »Ich habe ihn tatsächlich gefunden, mein Herr «, widerspenstig verließen diese letzten Worte ihre Lippen. Sie konnte das! Sie atmete tief durch und fuhr fort.
    »Allerdings nicht hier in Vanaheim, sondern auf meinem Heimatplaneten Erde.« Sie sah ver stohlen zu Oden auf. Würde er ihr das abkaufen? Oden hielt Charlie für einen Jungen. Es war also möglich, ihn zu täuschen!
    »Ja«, murmelte Oden. »Das würde Sinn ergeben…« Tatsächlich? Charlie musste sich anstrengen, um nicht zu verwundert zu wirken. Wieso Sinn ergeben?
    »Wo hast du ihn gefunden? Oder hast du ihn etwa gestohlen?« Charlie schüttelte in einer gekonnten Empörung den Kopf.
    »Nein, mein Herr! So etwas würde ich nie tun! Ich habe ihn gefunden! Und dann...« Sie zögerte.
    »Was dann...«, lockte Oden mit bestechlich weicher Stimme. Charlie entwickelte für ihre Begriffe erstaunliches, schauspielerisches Talent. Nicht zu vergleichen mit Toras natürlich, aber immerhin. Mit weinerlicher Stimme fuhr sie fort:
    »Und dann kam Nebel auf...« Sie schauderte bei dieser eingebildeten Erinnerung. »Und plötzlich war ich hier! Meinen Sie, mein Herr, dass dieser Stein Schuld ist?«, fragte Charlie unschuldig.
    »Sei still!«, brummte Oden grimmig. »Du redest zu viel für einen so jungen Knaben!« Charlie hatte recht gehabt.

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