Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Eberesche von der Kunar und Tora erzählt hatten. Charlie hatte sich eine Art Nachtlager errichtet. Die schützende Baumkrone über sich, hatte sie zuunterst ihre Regenjacke ausgebreitet. Dann hatte sie aus Ästen eine Art Zelt aufgestellt, bei dem die Decke von Biarn das Zeltdach ausmachte. Den grünen Umhang wollte sie als Bettdecke verwenden und den Kapuzenpullover aus dem Rucksack als Kopfkissen. Frieren würde sie schon nicht, sie hatte ja den Stein, der sie wärmte. Nachdem sie etwas gegessen hatte, legte sie sich auf ihrem Lager zurecht und überlegte, wie es weitergehen sollte.
Wenn sie ihre Eltern suchen wollte, wo sollte sie bloß anfangen? Als erstes muss ich weniger auffallen, sonst kann ich das wohl gleich vergessen! , dachte Charlie.
Sie erschauerte bei dem Gedanken an diesen Oden und seine Helfer, von denen Tora und Kunar erzählt hatten. Wodurch falle ich am meisten auf?, fragte sie sich selbst. Tja, da wäre erst mal ihr bla ues Auge. Das konnte sie sich schlecht herausreißen oder umfärben! Eine grüne Kontaktlinse wäre nicht schlecht , überlegte Charlie. Aber die gab es hier natürlich nicht. Irgendwie das Auge verdecken? Eine Augenklappe vielleicht? Charlie verdrehte die Augen und schürzte ihre Lippen. Wie bei Seeräubern! Okay, wenn ihr nichts anderes einfiel, fürs erste taugte vielleicht eine Augenklappe. Tja, und dann war da noch ihre Sprache. Sie musste lernen so zu sprechen, wie die Menschen hier. Oder zumindest fast so. Dann glaubten sie vielleicht einfach nur, sie spräche einen anderen Dialekt. Sie kam ja nicht von hier.
Außerdem , überlegte Charlie, muss ich noch viel mehr über diesen Oden erfahren und über das, was die Menschen hier so machen. Arbeit, Geld, und die Tiere hier.
Vanaheim , so hatten Kunar und Tora diesen Ort genannt. Charlie war sich mittlerweile ziemlich sicher, dass es sich bei Vanaheim um einen anderen Planeten handelte. Die Erde hatte nun einmal keine zwei Monde, auch nicht in einer anderen Zeit. Wie das in einer anderen Dimension sein könnte, wusste Charlie nicht, aber an zwei Monde glaubte sie da eigentlich weniger. Nicht auf der Erde. Nein, es handelte sich bestimmt um einen anderen Planeten. Wo der sich befinden konnte? Sie hatte nicht die leiseste Ahnung.
Also , wiederholte Charlie in Gedanken. Ich brauche eine Augenklappe, ich muss die Sprache besser lernen und ich muss lernen mich hier zurechtzufinden, ohne allzu sehr aufzufallen.
Sie seufzte und legte grübelnd die Stirn in Falten. Die Augenklappe würde sie schon irgendwie hinbekommen. Als vorläufige Notlösung sozusagen. Aber für die Sprache und das Überleben hier in Vanaheim bräuchte sie so etwas wie einen Lehrer. Und wo um Himmels willen sollte sie so jemanden auftreiben? Jemanden dem sie vertrauen konnte? Die einzigen die sie hier kannte, waren Tora, Kunar und dieser Biarn, der nach der Nacht im Schuppen nicht wieder aufgetaucht war. Vielleicht, wenn sie hier in der Nähe bleiben und mit Tora und Kunar Freundschaft schließen würde? Möglicherweise könnte sie sich jeden Tag mit ihnen treffen und von ihnen lernen? Kunar hatte gesagt, sie würden morgen Vormittag hier vorbeikommen. Mal sehen , dachte Charlie, ich kann ja mal morgen vorsichtig die Lage sondieren. Fragen kostet ja wohl nichts. Hoffentlich , fügte sie in Gedanken hinzu. Wer wusste denn schon so genau, wie die Dinge hier in Vanaheim gehandhabt wurden?
Das mit der Augenklappe, war doch nicht so einfach, wie Charlie es sich gedacht hatte. Sie hatte mit dem Messer ein schmales Stück Stoff vom Saum des Mantels abgetrennt und versuchte nun damit, das rechte blaue Auge zu verbinden. Aber wie sie die Stoffbahn auch knotete, die Augenklappe verrutschte ständig. Entweder hing sie auch dem linken Auge im Weg, oder aber sie rutschte ihr über den Kopf nach oben und verdeckte dadurch das blaue Auge nicht richtig. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sie eine Art Schälchen brauchte, an dem sie einen dünnen Faden befestigen musste. Ihre Schnürsenkel von den Halbschuhen vielleicht. Leider waren die aber von der Erde und würden hier wahrscheinlich auffallen. Außerdem fand Charlie auch nach langem Suchen in näherer Umgebung der Eberesche nichts Geeignetes.
Die Dämmerung hatte eingesetzt. Charlie gab widerwillig ihre Suche auf und beschloss, am nächsten Tag Tora und Kunar um Rat zu fragen. Falls die beiden denn auftauchten. Charlie konnte nur hoffen, dass sie Wort hielten. Biarn war nicht wiedergekommen, obwohl er gesagt hatte,
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