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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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die Blicke der anderen ihr folgten und Ragnar als erster hinter ihr den Hügel hinaufstieg.
    Als sie vor dem bemoosten Steinblock stand, die Inschrift darauf anstarrte und, wie von Geisterhand geführt, die Hand ausstreckte, schloss die Gemeinschaft hinter ihr auf.
    Charlie begann, hochkonzentriert den uralten Runentext zu entziffern.
    »Du wirst kommen, um den Kampf gegen das Böse aufzunehmen.
    Die Vergangenheit holt dich Reisenden ein.
    Tritt ihr entgegen und heiße sie willkommen …«
    Während sie las, begann der Stein plötzlich rot zu schimmern, und eine weitere Zeile erschien direkt über dem eingemeißelten Runentext. Sie leuchtete blutrot.
    Charlie las die Worte laut vor:
    »Wie lassen sich die Tore zwischen den Welten wieder öffnen.«
    Sie erkannte ihre eigene Stimme kaum wieder – sie war tief und rau – und zuckte erschrocken zusammen. Sie sah sich zu den anderen um. Es war ihnen wohl nicht aufgefallen.
    »Ist es das, was dort steht?«, fragte Ragnar ernst.
    Charlie nickte.
    »Dann ist das also das Orakel, von dem Sora erzählt hat …«, murmelte er in sich hinein. »Eine Anleitung, wie man die Tore zu den neun Welten öffnet … Schon seltsam, dass es hier … dass es hier eine Lösung dafür geben soll und nicht auf Godheim selbst.«
    »Eine Lösung sieht wohl anders aus«, erwiderte Charlie, während die Inschrift von dem Stein buchstäblich wieder aufgesaugt wurde und der rote Schimmer verschwand.
    Sora drehte sich zu ihnen um.
    »Es ist wohl eher eine Botschaft«, sagte sie mit ihrer sanften Stimme. Ragnars Blick ruhte auf ihrem Gesicht, er lächelte unwillkürlich zurück. Tora verdrehte die Augen und warf Charlie einen vielsagenden Blick zu.
    Ragnar knurrte eindeutig weniger, seit er Soras Bekanntschaft gemacht hatte. War der Wolf gezähmt?
    Biarns Blick tauchte ungebeten vor Charlies innerem Auge auf. Ein spöttisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Sie runzelte die Stirn und schob das Bild hastig beiseite. Sora ergriff erneut das Wort.
    »Es ist eine Botschaft und eine Anleitung, die für mich bestimmt war. Ich bin Iduns Weg gefolgt und habe meine Wurzeln gefunden«, sagte sie. Sie schenkte Ragnar ein umwerfendes Lächeln und Charlie sah, wie der Wolf kapitulierte und endgültig sein Herz verlor.
    Sora sah Ragnar in die Augen.
    »Es ist so … unglaublich … Du hast mich dazu gebracht, meine soziale Stellung zu erkennen! Idun zeigte mir den Weg durch den Nebel in meine alte Heimat, und du bist eine der unerwarteten Begegnungen , die mir auf dem Weg behilflich waren und hoffentlich auch weiterhin sein werden. Genauso wie Charlie, Kunar, Tora und natürlich Gemini und Pollux! Ich befinde mich nun also auf dem Pfad, den Idun für mich bereitgehalten hat. Rheas Orakel hat mir die Botschaft überbracht, die mich auf den richtigen Weg geführt hat. Ich bin also tatsächlich die Reisende! Und meine Aufgabe ist es, euch zu helfen, das Böse zu besiegen, um dadurch das Öffnen der Tore zu ermöglichen!«
    Sora sah Charlie und die anderen nacheinander an. Dann wandte sie sich wieder der Inschrift zu.
    »Ich bin der Vergangenheit entgegengetreten, obwohl ich an meiner Bestimmung gezweifelt habe … es ist alles so eingetreten, wie das Orakel vorausgesagt hat. Ich habe neue Freunde gefunden, die mir helfen … Führe zusammen, was zusammengehört …«
    Sie drehte sich zu Charlie.
    »Ist damit nun gemeint, dass wir uns treffen mussten, oder geht es tatsächlich um das Amulett? Das ist die einzige Frage, die dieses Orakel offen lässt!«
    Charlie nickte.
    Sora hat recht. Rheas Orakel war gelöst und entzaubert – bis auf diese eine Frage …
    Und in dieser Frage vertraute Charlie ihrem Gefühl.
    »Es ist das Amulett«, murmelte sie geistesabwesend, während sie wie gebannt auf den Runenstein blickte.
    Sora und Ragnar stimmten zu.
    »Das glaube ich auch. Irgendetwas ist passiert, als der alte Magier aus euren Visionen das Amulett zerbrach. Es ist eure Bestimmung, die Teile zu vereinen«, sagte Kunar.
    Charlie hörte nur mit halbem Ohr zu. Der Grabstein schien eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie auszuüben. Charlie legte ihre Hand auf seine bemooste Oberfläche. Sie hörte ein klingendes Lachen und sah sich erstaunt um. Außer ihren Freunden und Hravn, der zufrieden graste, war niemand zu sehen. Es versetzte ihr einen Stich, als ihr wieder bewusst wurde, dass Gler nicht da war …
    Charlies magische Kuppel hielt den strömenden Regen fern – das Wasser glitt über ihnen hinweg. Sie

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