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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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verlegen, wenn es darum ging, den Gegner einzuschüchtern.«
    Van Helsing unterbrach ihn. »Es gibt viel über den Fürsten und seine Kriegsführung oder seine seltsame, konsequent durchgeführte Auffassung von Recht und Ordnung zu berichten, aber was uns im Zusammenhang mit dem Fürsten interessiert, hat vor allem mit seinem Tod und der Zeit danach zu tun.«
    Der ungarische Professor nickte. »Man sagt, der Selbstmord seiner geliebten Frau Erzsébet habe ihn dazu getrieben, Gott zu verfluchen und mit dem Teufel einen Pakt zu schließen. Ich weiß nicht, ob daran etwas Wahres ist. Man sagt, sie habe sich von den Mauern der Festung Poienari in die Schlucht des Argeş gestürzt, als ein Bogenschütze die Nachricht durch das Fenster ihrer Gemächer schoss, dass ein Angriff der Türken auf die Burg unmittelbar bevorstehe. Andere sagen, man habe ihr gegenüber behauptet, Vlad sei im Kampf gefallen, und sie habe sich deshalb das Leben genommen. Ganz gleich, was an dieser Legende dran ist, jedenfalls soll der Selbstmord seiner Gemahlin der Grund für Drăculeas spätere Wandlung zum Vampir sein. Er fluchte Gott und schloss einen Bund mit dem Teufel, um den Tod zu überwinden. Dennoch heiratete Vlad später die Schwester des ungarischen Königs Corvinus, nachdem der ihn jahrelang auf seiner Festung in Haft gehalten hatte. Drăculea trat dafür offiziell zum katholischen Glauben über, obgleich er der Legende nach ja mit Gott gebrochen hatte.«

    »Das verstehe ich nicht«, warf Latona dazwischen. »Erst kerkert der König ihn ein, dann gibt er ihm seine Schwester zur Frau?«
    »Das ist große Politik, meine Verehrte«, klärte sie der Professor mit einem Augenzwinkern auf. »Vlad war ein Meister des Taktierens zwischen dem katholischen Reich und den Türken, denen er tributpflichtig war. Die Walachei war der Puffer zwischen den beiden Reichen und konnte es sich nicht leisten, einen der beiden Herrscher gänzlich zu verärgern. Als Vlad dem Druck der Türken zu sehr nachgab und sie durch die Walachei ziehen ließ, um Siebenbürgen zu plündern, ließ ihn König Corvinus verhaften. Wobei er die Briefe, die den Hochverrat beweisen sollten, vermutlich selbst gefälscht hat. Als er dann später wieder einen mutigen, starken Fürst in der Walachei brauchte, der sich an vorderster Front den Türken entgegenstellte, ließ er Vlad frei und gab ihm obendrein seine Schwester zur Frau.«
    Latona sah, dass Bram ein kleines Buch hervorgezogen hatte und sich eifrig Notizen machte.
    »Aber wie wurde er zum Vampir? Ist er ein Unreiner, der von einem anderen Vampir gebissen wurde?«
    Die Mitglieder der Familie Schey sahen ein wenig verwirrt drein, vermutlich weil sie mit dem Begriff nichts anfangen konnten, aber weder Latona noch Bram hatten Lust, dies näher zu erklären.
    Der Professor wiegte nachdenklich den Kopf. »So genau kann ich das nicht sagen. Man schreibt, er starb durch die Hand eines Verräters aus den eigenen Reihen, als er mit nur wenigen Mann Gefolge auf ein Kontingent der Türken stieß. Man soll ihm den Kopf von den Schultern geschlagen und diesen als Beweis den Türken geschickt haben. In Honig eingelegt soll ihn der Sultan Mehmed II. zur Schau gestellt haben. Der Körper jedoch wurde im Inselkloster Snagov in der Nähe von Bukarest bestattet.«
    Die Baronin schauderte, griff aber noch immer nicht ein. Das Besteck in der Hand, saß sie reglos da und konnte den Blick nicht von dem Erzähler wenden.
    Latona runzelte verwirrt die Stirn. »Aber wie kann er dann der Vater der Vampire geworden sein?«
    Professor Vámbéry sah sie nachdenklich an. »Ja, das ist die Frage.
Tatsache ist, das Grab auf Snagov ist leer. Ich habe mich selbst davon überzeugt. Und der Kopf? Ich habe ihn nicht gesehen. Ich weiß nicht, wessen Haupt man den Türken schickte. Jedenfalls begannen sich bald unheimliche Gerüchte um die Festung in den Karpaten zu ranken, die Vlad als Schutzburg vor den Türken auf einem nahezu uneinnehmbaren Felsengrat errichten hat lassen. Poienari gilt noch heute als verflucht und kein Bewohner Transsilvaniens würde dort hinaufsteigen. Aber auch zu anderen Orten, die der Woiwode bereits zu seinen Lebzeiten mit seinen Grausamkeiten heimgesucht hat, kehrt der Vampir immer wieder zurück.
    Irgendwann muss er auf ein anderes Wesen seiner Art getroffen sein - eine Vampirin, die mehr war als die Dienerinnen, die er sich durch seinen Biss aus Menschen schuf. Etwas völlig Neues begann. Er konnte sich mit ihr fortpflanzen und

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