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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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mit ihren Tischnachbarn Konversation zu betreiben - unauffällig, ja, am besten ein wenig langweilig. Nichts, was man nicht schnell wieder vergessen würde. Außerdem mussten sie möglichst geschickt verbergen, dass sie selbst weder aßen noch tranken.
    Alisa langweilte sich herzlich und vernachlässigte ihre Pflicht, den fetten Herrn an ihrer Seite zu unterhalten. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich seinen Namen zu merken. Dabei strengte er sich an, sie zu amüsieren, und berichtete pikante Anekdoten aus der Wiener Gesellschaft.
    Schräg gegenüber versuchte Ivy, ihre Sache besser zu machen. Allerdings sah der Jüngling mit dem blasierten Blick neben ihr eher
frustriert drein. Vermutlich fragte er sich, warum man ihm ausgerechnet ein Schulmädchen als Tischnachbarin gegeben hatte. Die Matrone zu seiner Rechten war da ganz sicher kein Trost. Alisas Blick wanderte weiter zu Luciano, der mit einem Ausdruck von Verzweiflung die Gespräche seiner beiden Nachbarinnen über sich ergehen ließ. Sie wusste, woran er unablässig dachte. Ob Clarissa schon erwacht war? Wie würde die Wandlung für sie sein? Alisa erinnerte sich dunkel, von großen Qualen in den ersten Nächten gehört zu haben. Vielleicht hatte Dame Elina deshalb dafür gesorgt, dass die jungen Erben niemals bei solch einem Ereignis dabei waren? Vermutlich war es besser, wenn Luciano hier bei Tisch saß, statt hilflos neben ihr zu stehen und ihr Leiden nicht lindern zu können. Hindrik würde schon für Clarissa sorgen. Er kannte sich aus und Alisa vertraute ihm, dass er das Richtige tun würde.

BALL IM PALAIS COBURG
    Das Fest nahm seinen Lauf. Ivy hatte sich die musikalischen Darbietungen im Gelben Salon angehört, war aber mit ihren Gedanken nicht bei der Sache. Nun schlenderte sie durch die festlich geschmückten Räume. Wie es sich schickte, trug sie ein Lächeln auf den Lippen und nickte den Gästen, denen sie begegnete, freundlich zu, in ihrem Innern aber tobte ein Sturm. Sie wusste, dass Marie Luise etwas plante, das ihr nicht gefiel, doch wie konnte sie die Vampirin auf halten? Es war ihr, als rolle ihr Schicksal wie eine entfesselte Lawine auf sie zu, und sie war nicht einmal in der Lage, sich zu rühren. Sie stand nur da und starrte auf das Unheil, das auf sie zustürzte und sie schon bald verschlingen würde. Ihre Hand krampfte sich zusammen. Ihr fehlte der Trost von Seymours Fell in ihren Fingern. Vielleicht sollte sie sich davonmachen und ihn in ihrer Schlafkammer aufsuchen? Wer würde sie schon vermissen?
    Nein, das ging nicht. Sie musste Marie Luise weiter im Auge
behalten, die gerade in den Ballsaal zurückkehrte. Sie tanzte mit Vampiren der Familie und auch mit Gästen, jungen Männern der Gesellschaft, die von ihrer Schönheit entzückt waren. Doch Ivy sah, dass sie sich keine Mühe gab, freundliche Konversation mit ihnen zu treiben. Noch begehrter war ihre Cousine Anna Christina, die die ganze Nacht über nicht ohne Tanzpartner blieb. Anmutig und mit einem höflichen Lächeln tanzte sie einen Walzer nach dem anderen, gefolgt von Galopp und Kotillon. Auch keinen der anderen Kontertänze ließ sie aus. Wunderte es denn niemand, dass sie gar nicht ermüdete?
    Ivy entdeckte Franz Leopold in der Nähe mit Chiara. Sören stand mit verbissener Miene am Rand und ließ die beiden nicht aus den Augen, obwohl Leo in diesem Fall nichts im Schilde zu führen schien. Ein Stück weiter entdeckte sie Luciano, der das Paar ebenfalls beobachtete. Und wo war Alisa? Ivy fiel auf, dass sich die Freundin den ganzen Abend auffällig vom Ballsaal fern hielt - oder nur von Franz Leopold? Wollte sie verhindern, dass er sie zum Tanz führte? Wie schade, sie gaben auf dem Parkett ein so wundervolles Paar ab.
    Ivy war Alisas Groll nicht verborgen geblieben und sie konnte nur hoffen, dass die Freunde wieder zueinanderfanden.
    Ihr Blick glitt zurück zu Marie Luise. Was war das? Der Tanz war noch nicht zu Ende, doch sie verabschiedete sich von ihrem Partner und schritt zügig zur Tür, durch die die Baronesse gerade verschwunden war. Ivys Leib verkrampfte sich. Holte die Dracas jetzt zum großen Schlag aus? Auch wenn sie es gar nicht hören wollte, sie musste es wissen!
    Ivy folgte ihr unauffällig. Die Baronesse strebte auf ihre Gemächer zu, wohl um sich für einen Augenblick zurückzuziehen. Marie Luise folgte ihr. Obwohl Ivy ihr Gesicht nicht sehen konnte, spürte sie die freudige Anspannung der Dracas in Erwartung ihres Triumphes. Forsch klopfte sie

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