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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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gerufen?«
    Diese Frage wiederholte einer der Polizisten in ihrer Nähe. Er
packte einen Mann, der nach seiner Kleidung zu schließen zu den Bühnenarbeitern des Theaters gehörte.
    »Ich weiß nicht, ob jemand daran gedacht hat, den Brandmelder zu betätigen.«
    »Aber jedes Theater hat doch einen angestellten Feuerhelfer«, beharrte der Polizist. »Wo ist er?«
    Der Mann wand sich. »Ich hab ihn kurz vor der Vorstellung gesehen. Da wollte er noch einen Schluck trinken gehen …«
    Da preschte der erste Feuerwehrwagen heran. Der Polizist, der der Uniform nach wohl zu den Offizieren gehörte, lief auf den Wagen zu.
    »Wo sind die anderen? Warum dauert das so lange?«, brüllte er den Feuerwehrmann auf dem Kutschbock an.
    »Man muss sie erst rufen. Zwei Kutscher sagten uns, es gäbe einen Brand auf dem Dach oben. Wir dachten, ein Schlauchwagen würde reichen …«
    Der Feuerwehrmann verstummte angesichts der fauchenden Flammen, die aus dem Dach und den oberen Fenstern schossen. Ein Stock tiefer quollen Menschen auf die Balkone und schrien in Todesangst um Hilfe.
    Der Offizier schickte seine Berittenen los, jeden Mann und jedes Fahrzeug aus ganz Wien heranzuschaffen, die zum Löschen taugten.
    »Und Sprungtücher! Verdammt, wir brauchen Sprungtücher, um die Leute da herunterzubekommen!«
    »Das auf dem Balkon können niemals alle sein, da müssen noch Hunderte drin sein«, rief eine Frau neben ihnen entsetzt.
    »Aber warum kommt denn niemand zum Tor heraus?« fragte Latona.
    Offensichtlich fragte sich das auch der Polizist.
    »Sie können die Türen nicht öffnen«, erklärte der Feuerwehrmann und griff nach einer Axt. »Sie gehen nach innen auf und es drücken zu viele dagegen.«
    »Dann schlagen Sie sie ein!«, schrie der Offizier.
    »Genau das habe ich vor!« Er nahm noch zwei seiner Männer mit Äxten mit. Die anderen begannen, die Schläuche auszurollen.

    »Dort drüben ist die Baronin!«, rief Latona, die die alte Frau im Gedränge entdeckte. Die Polizisten versuchten nun mit Härte, die Menschen zurückzudrängen, um der Feuerwehr Platz zu schaffen.
    »Oh, mein Kind!«, weinte die alte Dame und umarmte Latona. »Gott hat es gut mit euch gemeint, euch zu spät kommen zu lassen.«
    Clara klammerte sich leichenblass an den Arm ihrer Großmutter.
    »Wo ist Philipp?«, drängte Latona.
    Tränen strömten über das faltige Gesicht. »Irgendwo dort drin. Er wollte noch einmal hinaus, um nach dir Ausschau zu halten, aber ich habe ihm befohlen, in der Loge auf uns zu warten. Wenn ihm etwas zustößt, ist es alleine meine Schuld. Nicht auszudenken, wenn er es nicht mehr nach draußen schafft …«
    Latona umarmte die Baronin. »Bitte, so etwas dürfen Sie nicht sagen. Wie hätten Sie ahnen können, dass so etwas Schreckliches geschieht.« Doch die alte Frau war untröstlich.
    Endlich rückte die Feuerwehr mit allem an, was Wien zur Verfügung stand. Die Schläuche wurden angeschlossen und die Männer begannen mit den Löscharbeiten. Was aber noch viel wichtiger war, endlich fielen die schweren Türen und die halb erstickten Menschen taumelten ins Freie. Viele brachen bereits nach einigen Schritten zusammen. Man lud sie auf Karren und Kutschen, um sie ins Spital zu bringen. Jeder, der ein Pferd vor ein paar Rädern hatte, wurde von der Polizei herangezogen. Ein Sprungtuch wurde ausgebreitet und endlich konnten sich die Menschen, die sich auf dem großen Balkon über dem Eingang drängten, in Sicherheit bringen.
    »Wir brauchen mehr Sprungtücher!«, rief der Hauptmann der berittenen Truppe. »Seht die Menschen dort an den Fenstern. Und oben am Seitenbalkon sind auch welche. Sie haben nicht mehr lange Zeit! Die Flammen schlagen bereits aus den benachbarten Fenstern.«
    Die Feuerwehrleute zuckten bedauernd mit den Schultern. »Wir konnten nur dies eine finden.«

    »Dann nehmt mehr Leitern. Das muss schneller gehen!«
    »Sie werden doch nicht etwa springen!«, rief Bram.
    Latona fuhr herum. Er deutet auf eine Gruppe von Personen auf dem seitlichen Balkon, unter dem kein Sprungtuch ausgebreitet war. Fast gelassen kletterten sie über die Brüstung. Junge Männer im Frack, Mädchen in schönen Kleidern und auch ein paar ältere Herrschaften. Und dann sprangen sie. Einer nach dem anderen. Latona rieb sich die Augen.
    Sie hätten mit Schmerzensschreien zu Boden gehen müssen, die Knochen zerschmettert. Aber nein, sie landeten elegant auf den Füßen. Einer der jungen Männer bot dem Mädchen neben sich den Arm. Es schüttelte

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