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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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sein Kleid auf und schritt ungerührt mit ihm davon.
    »Vampire«, hauchte sie. Es waren keine Gesichter unter ihnen, die sie kannte, aber wie hätte sie das Unmögliche vor ihren Augen anders erklären können?
    Da erschien eine Gestalt auf dem Balkon, die ihr in den vergangenen Wochen zunehmend vertrauter geworden war und die nicht zu den Vampiren gehörte.
    »Philipp!«
    Die Baronin und seine Schwester fuhren herum. »Wo?«
    »Dort auf dem seitlichen Balkon. Oh Gott, seine Jacke brennt. Er braucht eine Leiter, sonst wird er dort oben sterben!«
    Philipp riss sich die brennende Jacke vom Leib. Er stand dort oben mit drei anderen Theaterbesuchern, während die Flammen bedrohlich aus dem Fenster züngelten. Latona raffte ihren Rock und rannte los. Sie schlüpfte zwischen den beiden Polizisten durch, die sie auf halten wollten.
    »Philipp!«, schrie sie. Er sah zu ihr herunter. Verzweifelt, mit schmerzverzerrter Miene.
    Latona packte einen der Feuerwehrmänner am Rock. »Rasch eine Leiter. Dort oben sind noch Leute.«
    »Das weiß ich, Mädchen, aber wir haben nicht mehr Leitern. Wir können nicht überall gleichzeitig sein.«
    »Dann werden sie sterben! Sehen Sie nicht die Flammen in ihrem Rücken?«

    »Doch, ich sehe sie. Ich kann nichts tun, Fräulein«, antwortete der Feuerwehrmann traurig, befreite sich aus ihrem Griff und ging davon.
    Latona ging noch näher an das Gebäude heran, das inzwischen schlimmer als das Fegefeuer sein musste. Sie spürte die Hitze auf ihrer Haut brennen. Der heiße Rauch glühte in ihrer Lunge. Sie hustete und sah wie durch einen Schleier, dass auch die Leute auf dem Balkon zu ersticken drohten. Vielleicht würden sie ohnmächtig werden, noch ehe die Flammen sie erfassten.
    »Springt!«, flehte Latona und wünschte, sie würden wie die Vampire federleicht zu Boden schweben.
    Philipp sah zu ihr herunter, wie sie dastand, die Arme in die Höhe gereckt. Er wandte sich kurz an die anderen. Dann stand der Entschluss fest. Latona wich zurück. Die vier auf dem Balkon schwangen sich über die Brüstung und sprangen! Sie stürzten dem steinernen Boden entgegen und schlugen mit einem dumpfen Schlag auf. Es war ein entsetzliches Geräusch. Latona konnte die Knochen bersten hören. Sie stürzte zu Philipp, nahm sein Gesicht in ihre Hände und redete auf ihn ein. Sie hörte die anderen schreien und stöhnen. Passanten kümmerten sich um sie.
    »Philipp! Um Gottes willen, mach die Augen auf! Philipp!«
    Eine Weile reagierte er nicht, doch endlich schienen sich seine Lippen zu bewegen. Es war eine Mischung aus Schmerz und Lächeln. »Latona!« Dann hob er die Lider. Latona war so erleichtert, dass sie ihn auf beide Wangen küsste. Für einen Moment verschwand der schmerzliche Ausdruck und war nun reine Seligkeit. Sie musterte ihn von oben bis unten. Sein Frack war am linken Arm und am Rücken verbrannt. Darunter ließ sich geschwärzte, blasige Haut ahnen. Sein rechtes Bein war ganz sicher gebrochen, so wie es unterhalb des Knies abstand. Das konnte alles heilen. Aber was war nach diesem Sprung mit seinem Rückgrat? Als sie seine Hände nahm, zuckte er vor Schmerz. Auch eines der Handgelenke schien bei dem tiefen Fall etwas abbekommen zu haben.
    »Was ist mit deinen Beinen?«, fragte sie behutsam.
    »Ich weiß nicht genau. Sie tun höllisch weh!«
    Latona lächelte ihn an. »Das ist gut! Aber nun rühr dich nicht von
der Stelle. Ich sehe zu, dass wir einen Wagen auftreiben, der dich ins Spital bringt.«
    Sein Gesicht wurde weiß. Die unverletzte Hand umklammerte die ihre. »Du wirst mich doch jetzt nicht verlassen?«
    »Nein! Ich bin gleich wieder da und dann werde ich nicht von deiner Seite weichen, bis du wieder Walzer mit mir tanzen kannst.«
    Er zog ihre Hand an seine Wange. »Versprichst du mir das?«
    Latona unterdrückte einen Seufzer. »Ja, ich verspreche es.«
    Sie hatte sich kaum erhoben, als Bram und Professor Vámbéry auf sie zukamen. Sie halfen, Philipp auf die Pritsche eines Karrens zu legen und sorgten dafür, dass er sogleich ins nahe Spital gebracht wurde. Er stöhnte vor Schmerz, obgleich er sich sichtlich bemühte, tapfer zu sein. Die Baronin und seine Schwester würden folgen, sobald sie einen Fiaker ergattern konnten. Sie wollten gerade losfahren, als ein Mann in eleganter Uniform mit einigen Mann Gefolge angeritten kam.
    »Erzherzog Albrecht! Unser Militärkommandant ist also auch schon zur Stelle«, kommentierte die Baronin. Ein Polizeioffizier lief ihm entgegen und

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