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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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Häusermeer!

    Ich will dich in deiner Begeisterung ja nicht stören, aber ist dir aufgefallen, wie hell es schon ist?, unterbrach Franz Leopold.
    Die Sonne wird in kaum einer halben Stunde aufgehen, bestätigte Luciano, was Alisa ebenfalls wusste. Es wurde Zeit, sich ein Versteck für den Tag zu suchen. Besorgt beobachteten sie, wie der Himmel im Osten zuerst seine Farbe verlor und sich dann rosig einzufärben begann, während der Schwarm der Fledermäuse noch immer auf die Stadt zuhielt, die nach und nach zum Leben erwachte. Schon flogen sie über die ersten Gassen hinweg, wo sich Menschen schlaftrunken auf ihren Weg zur Arbeit aufmachten. Karren mit Fisch oder Gemüse wurden zum Markt geschoben. Hunde rannten kläffend umher.
    Wir sollten versuchen, noch einmal mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Vielleicht sind sie sich dessen nicht bewusst, dass uns ein einziger Sonnenstrahl zum Absturz bringen oder gar verbrennen kann, meinte Luciano.
    Hast du Angst?, spottete Franz Leopold.
    Ich glaube, es hilft Ivy nicht besonders, wenn wir hier über Budapest in der aufgehenden Sonne verglühen, gab Luciano erbost zurück. Du solltest deine geistigen Fähigkeiten einmal für etwas Sinnvolles nutzen, statt deine Freunde auszuspionieren oder zu versuchen, ihnen die Liebste wegzunehmen, setzte er noch drauf. Alisa hatte das Gefühl, er war drauf und dran, sich mit seinen spitzen Zähnen und Krallen auf Franz Leopold zu stürzen.
    Könnt ihr euren Streit verschieben, bis wir unsere Lage geklärt haben und für den Tag in Sicherheit sind?, schimpfte Alisa. Sie flog ein Stück weiter zur Spitze und streckte ihren Geist aus, um nach den Schwingungen der Fledermäuse zu suchen. Aber es waren so viele. An wen sollte sie sich wenden? Sie versuchte es mit dem Tier, das vorn an der Spitze flog.
    Ich weiß, dass ihr Vampire die Sonne noch schlechter vertragen könnt als wir, erhielt sie zur Antwort. Wir werden am Ziel sein, noch ehe die Turmspitze der Matthiaskirche erglüht. Dort oben im Turm können wir den Tag über ruhen. Zumindest ein Teil von uns. Er bietet nicht Platz für alle, doch Budapest hat genügend Kirchtürme.
    Ist das Innere des Turmes den ganzen Tag von Schatten erfüllt?, erkundigte
sich Alisa. Und gibt es einen Ort für uns, an dem wir uns wandeln können? Ich weiß nicht, ob wir den Tag über als Fledermäuse zubringen können. Wir haben es noch nie versucht, gab sie kleinlaut zu.
    Sie hatte das Tuscheln der anderen Fledermäuse in den Ohren. Tauschten sie stets alles im ganzen Schwarm aus? Oder hatte sie sich unwissentlich an mehrere von ihnen gewandt? Alisa wurde bewusst, wie gering ihr Wissen über die Tiere war, deren Gestalt sie angenommen hatte.
    Wir werden einen Platz für euch finden, an dem ihr vor der Sonne geschützt seid, drang nach einer Weile wieder die vorherige Stimme in ihren Geist. Könnt ihr Vampire überhaupt in die Kirche? Wir wissen, dass es den Vampiren Wiens nicht möglich ist, Sankt Peter zu betreten.
    Alisa war erleichtert, sagen zu können, dass dies für alle drei kein Problem sei. Wie gut, dass sie das bei den Nosferas in Rom gelernt hatten. Selbst die Anwesenheit eines Kruzifixes oder eines Beckens mit Weihwasser bereitete ihr nur noch diffuses Unbehagen.
    Dort vorne ist unser Ziel, vernahm sie in ihrem Geist. Alisa flog ein wenig höher, um die Kirche im Burgviertel Vár auf der Budaer Seite der Stadt zu betrachten: eine gotische Hallenkirche mit drei Schiffen, deren verspielter Turm mit seinen Spitzbogenfenstern und der schlanken, steinernen Spitze in den Morgenhimmel ragte.
    Die Matthiaskirche, in der Franz Joseph und seine schöne Elisabeth zu König und Königin von Ungarn gekrönt wurden, merkte Franz Leopold an, der zu ihr aufgeschlossen hatte. Ja, eine würdige Unterkunft. Lass uns zusehen, ob wir einen dunklen Raum für uns finden, in dem wir uns zurückwandeln können. Ich weiß nicht, was mit uns geschieht, wenn wir uns irgendwo im Dach kopfüber festkrallen und uns dann in diesem Körper der Totenstarre überlassen.
    Alisa stimmte ihm zu. Es war keine schöne Vorstellung, dass ihre Krallen vielleicht loslassen und sie in die Tiefe stürzen könnten oder ihr Körper gar anfing, sich unkontrolliert zu verwandeln.
    Die Spitze des Zuges neigte sich nach unten und umschwirrte schon bald den Turm. Alisa, Franz Leopold und Luciano lösten sich aus dem Schwarm und flogen durch die offenen Fenster in den Turm. Sie sahen sich prüfend im Glockenturm und im Dachstuhl um. Kein Zweifel, für

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