Die Erben der Nacht 04 Dracas
oben.
»Ich hoffe, wie haben es schnell hinter uns«, murmelte Luciano, der es kaum abwarten konnte, unbemerkt zum Haus am Rabensteig zu kommen, um nach Clarissa zu sehen. Ivy drängte es zu Seymour, doch Franz Leopold schüttelte den Kopf.
Das könnt ihr heute Nacht vergessen. Sie werden uns ausquetschen und uns keinen Augenblick aus den Augen lassen.
»Das fürchte ich auch«, meinte Luciano mit einem tiefen Seufzer. Doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu gedulden.
So berichteten sie von den Ereignissen in Transsilvanien, von Draculas Plänen und der Anwesenheit der Upiry in Wien, die bereits in Irland versucht hatten, die Erben der anderen Clans zu vernichten. Als sie geendet hatten, war es eine Weile ganz still. Dann erhoben sich die ersten Stimmen. Lange sprachen die Clanführer miteinander und überlegten, ob sie nicht gemeinsam einen Rachefeldzug gegen die Upiry starten sollten. Anderseits hatte Dracula selbst dem transsilvanischen Clan bei dem Kampf um Poienari schmerzhafte Verluste zugefügt. Vielleicht sollte man es noch einmal mit Verhandlungen versuchen?
Die Gespräche zwischen den Clanführern verliefen so lange friedlich, bis zur Sprache kam, welche Rolle die Baronesse in der ganzen Sache gespielt hatte. Donnchadh fand deutliche Worte, bis Catriona ihn sanft ermahnte. Der Baron brauste auf, wies jede Schuld von sich und wollte von Verrat nichts hören. Seine Schwester
sei ein Opfer. Ein Opfer ihres Ahnvaters, der sie vernichtet hatte! Zudem hätten die Lycana ja ihrerseits Verrat begangen. Woraufhin diese ins Feld führten, sein unüberlegtes Verhalten habe ja gezeigt, wie wichtig es war, Ivys Natur geheimzuhalten. Wenn der Baron Ivy nicht aus dem Haus gejagt hätte, wäre sie niemals in die Hände Draculas geraten.
Tara lenkte schließlich ein. »Dass Dracula Baronesse Antonia vernichtet hat, ist wahr und unumstößlich. Und auch, was in Transsilvanien vorgefallen ist, lässt sich nicht mehr ungeschehen machen. Daher schlage ich vor, wir schließen diese Kapitel, die niemand mehr ändern kann. Wenden wir uns dagegen einer Frage zu, die durchaus der Klärung bedarf!« Sie sah Baron Maximilian streng an.
»Die Clanführer haben einen Vertrag geschlossen, als sie die Akademie ins Leben riefen, und bislang haben sich alle daran gehalten. Nur Ihr, Baron, weigert Euch, die fremden Erben Eure speziellen Fähigkeiten zu lehren.«
Woher sie das nun schon wieder wusste? Tara überraschte Alisa immer wieder.
Einen kurzen Moment wirkte der Dracas verlegen, verbarg dies aber sofort hinter seinem arroganten Gehabe. Doch die alte Druidin ließ sich nicht beirren.
»Schluss jetzt! Es ist eine unumstößliche Tatsache, und wenn die Dracas weiterhin der Akademie angehören wollen, dann werden sie sich bemühen, das Versäumte aufzuholen. Das Jahr ist noch nicht zu Ende. Seht zu, dass Ihr die Monate sinnvoll nutzt!«
»Das hört sich nach Arbeit an«, stöhnte Tammo, aber sein fröhliches Zwinkern verriet, dass auch er begierig war, mehr von den magischen Fähigkeiten der Dracas zu lernen.
Stolz neigte der Baron das Haupt und schwor, dass der Unterricht bereits in der folgenden Nacht beginnen und sie nichts vor den Erben zurückhalten würden.
»Bleibt noch ein paar Nächte und überzeugt Euch von der exzellenten Qualität unserer Professoren und der Lehrstunden«, forderte er die fremden Clanführer und ihre Begleiter auf.
Die Gäste besprachen sich kurz und erklärten dann, dass sie dem Vorschlag Folge leisten würden.
Baron Maximilian erhob sich von seinem Platz und deutete eine Verbeugung an. »Gut, dann wäre das abgemacht. Und ich hoffe, Ihr erweist uns die Ehre, uns nächste Woche auf den ersten Ball der Saison in die Hofburg zu begleiten. Dieser Eröffnungsball, zu dem das Kaiserhaus lädt, ist immer etwas ganz Besonderes, und kaum einer der großen Namen lässt ihn sich entgehen. Dieses Jahr soll sich sogar Kaiserin Elisabeth die Ehre geben!«
Nicht einmal Dame Elina gelang es, ihre Freude über diese Einladung zu verbergen. Und auch die Erben tuschelten aufgeregt miteinander. Endlich war es so weit. Sie würden im glanzvollen Ballsaal der Hofburg in die große Gesellschaft eingeführt werden. Nur Joanne jammerte leise.
»Wetten, da muss man wieder ein entsetzlich unbequemes Kleid tragen. Und diese Schuhe erst!«
»Das wirst du schon schaffen«, versuchte Tammo die Pyras aufzumuntern. »Wir können uns ja vor dem Tanzen drücken, aber denk nur an all die lecker riechenden
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