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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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sie mit nur wenigen Bewachern zu überraschen. Und dieses Mal würden diese Gören nicht noch einmal so unverschämtes Glück haben, dem Anschlag der Upiry zu entgehen.

IM BURGTHEATER
    Für den nächsten Abend hatte Franz Leopold Theaterkarten besorgt. Er hatte eine Aufführung im Burgtheater ausgewählt. Alisa war entzückt und auch Ivy bedankte sich mit ihrem reizenden Lächeln. Nur Seymour war alles andere als erfreut. Franz Leopold teilte ihm unverblümt mit, er könne keinesfalls einen Wolf in die Loge des Burgtheaters mitbringen. Seymour knurrte und schnappte in die Luft.
    »Sieh es so, mein Lieber. Es ist nur zu deinem Besten«, scherzte der Dracas. »Nicht auszudenken, wenn die Kaiserin da wäre und dich entdeckte! Ihre Vorliebe für große Hunde ist fast so legendär wie die für Pferde. Ein weißer Wolf! Vermutlich würde sie sofort einen ihrer Lakaien schicken, um das außergewöhnliche Tier für sie zu erwerben. Was hätten wir dann für Scherereien! Wie könnten wir der Kaiserin einen Wunsch abschlagen? Meinst du, es würde dir in der Hofburg gefallen?« Seymour knurrte, während Ivy und Luciano lachten und Alisa fragte:
    »Kaiserin Elisabeth? Ist sie denn in Wien? Werden wir sie wirklich sehen? Ich habe so viel über sie gehört. Über ihre Schönheit, ihre Anmut und ihre Geschicklichkeit. Sie soll nicht nur eine elfenhafte Tänzerin, sondern auch eine brillante Jagdreiterin sein!«
    »Das ist sie. Verwegen und ohne Angst reitet sie stets als Erste hinter der Meute her - während ihr Herr Gemahl weit abgeschlagen hinterhergezockelt kommt. Der Kaiser hat seit seiner Kindheit panische Angst vor Pferden und reitet stets nur die ältesten Gäule. Dennoch würde es keiner in seinem Umfeld auch nur wagen, darüber zu sprechen.« Franz Leopold grinste breit.
    »Die Hofmaler sind sich ebenfalls ihrer Pflicht bewusst und stellen den Kaiser auf ihren Gemälden stets einen Galoppsprung vor seiner Gemahlin dar. Eine Situation, die es in Wirklichkeit sicher noch nie gegeben hat. Und gerade deshalb wird Alisa heute Abend wohl enttäuscht werden. Die Jagdsaison ist noch nicht vorüber. Da weilt die Kaiserin sicher in Ungarn oder bei ihrem Freund, dem schottischen Lord, und ganz sicher nicht an Franz Josephs
Seite, was die Wiener ihr schon ein wenig übel nehmen. Nicht dass man hier erwarten würde, dass Ehegatten gemeinsam ausgehen. Jeder hat schließlich seine Vorlieben und seine Musen. Dass sich die schöne Elisabeth aber ihren Repräsentationspflichten dem Volk gegenüber entzieht, das verzeihen ihr die Wiener nicht.«
    Bevor sich die vier jedoch auf den Weg machen konnten, wurden sie zur ersten Anprobe ihrer neuen Kleider gerufen. Ein Heer von Näherinnen musste Tag und Nacht emsig gearbeitet haben. Kammermädchen stiegen mit Stoffbergen beladen zum oberen Salon hinauf. Luciano bog in das für die Bediensteten errichtete Treppenhaus ein und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Menschen? Ich wittere Menschen!« Verwirrt schnupperte er nach allen Seiten. »Das ist doch nicht möglich.«
    Franz Leopold blieb gelassen. Die Vampirinnen dagegen nahmen ebenfalls die Witterung auf.
    »Du täuschst dich nicht«, bestätigte Alisa und sah zu Ivy, die ebenfalls nickte.
    »Ich kann zwei Männer und drei Frauen ausmachen.«
    Alle drei und sogar der Wolf starrten Franz Leopold fragend an. Der hob nur die Schultern. »Ja, und?«
    »Ihr bringt euch doch nicht etwa eure Mahlzeiten mit ins Haus?«, vermutete Alisa.
    »Zuweilen ja, bei großen Festen, doch diese Besucher hier sollen uns - oder besser euch - ganz andere Dienste leisten.«
    Mit diesen rätselhaften Worten führte er die Freunde in den Salon, wo sie auf die zu den Gerüchen passenden Menschen trafen. Es bot sich ihnen ein seltsames Bild. Der Salon wurde nun in der Mitte von einem Paravent geteilt. Auf der einen Seite versammelten sich die Vampirinnen, auf der anderen die jungen Vampire, um die Gewänder anzuprobieren und letzte Änderungen vornehmen zu lassen.
    Tammo stand mit heruntergelassenen Hosen vor einem der Schneider und starrte ihn so entsetzt an, dass Alisa kichern musste.
    »Junger Herr, nun steigen Sie in die Pantalons, dass ich die rechte Länge abstecken kann. Und auch an der Jacke muss ich nachsehen,
ob sie in der Taille sitzt oder noch ein wenig enger gehört. Dann haben Sie das gute Stück schon morgen fertig geliefert.«
    Mit glasigem Blick ließ sich Tammo von einem jungen Mädchen, das wohl mit dem Schneider gekommen war, in seine neuen Hosen helfen.

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