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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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mit einem rätselhaften Lächeln ebenfalls den Saal.
    Luciano sah ihm verwundert nach. »Also manchmal kommt es mir vor, als würde er eine mir fremde Sprache sprechen - und ich meine nicht sein komisches Wienerisch!«
    Ivy lächelte ein wenig melancholisch. Sie sah so aus, als wüsste sie mehr, doch wieder einmal war sie nicht bereit, ihre Gedanken preiszugeben.

    »Was ist das für ein Hotel?«, fragte Latona, als Bram dem Fiaker die Adresse Palais Schey an der Ringstraße nannte. »Hinter dem Burggarten«, fügte er noch hinzu.
    Der Fiaker nickte. »Ich weiß schon«, brummte er und ging gleich noch auf die Frage des Mädchens ein. »Das ist aber kein Hotel.« Latona sah Bram fragend an.
    »Wir wohnen im Haus von Baron Friedrich von Schey«, gab Bram Auskunft.
    »Ist er ein Freund von Ihnen?«
    Bram schüttelte den Kopf. »Ich kenne ihn nicht persönlich. Es war Professor Vámbérys Vorschlag. Er ist wohl gut mit dem Baron bekannt und stets in sein Haus geladen, wenn er in Wien weilt. Vielleicht eine alte Familienfreundschaft. Die Scheys stammen ebenfalls aus Ungarn und waren in der Generation davor Kaufleute in Güns. Soviel ich weiß, war es das heutige Familienoberhaupt Friedrich von Schey, der nach Wien kam. Er heiratete in die in Wien wohlangesehene Großhändlerfamilie Landauer ein. Eine tragische Geschichte! Er heiratete nacheinander drei der Töchter Landauer! Die ersten beiden starben innerhalb kürzester Zeit unter mysteriösen Umständen, die Professor Vámbéry damals untersuchte, doch er konnte keine schlüssigen Beweise für seine Theorie finden.«
    Latona hob die Brauen. »Vampire?«, formulierte sie so leise, dass
der Fiaker auf dem Kutschbock des offenen Landauers es nicht hörte.
    Bram zuckte mit den Achseln. »Ja, das nahm er an. Jedenfalls gelang es Baron von Schey erst mit der dritten Tochter, eine Familie zu gründen. Inzwischen haben sich seine Geschäfte vom Großhandel zum Privatbankier gewandelt. Nebenbei ist er ein großer Kunstmäzen. Sein Lieblingskind soll das Stadttheater sein, das er mitgegründet hat. Außerdem befassen sich die Scheys - wie das in der jüdischen Geldaristokratie so üblich ist - auch mit mildtätigen Werken. Die Kaiserin soll nur in den höchsten Tönen von Baronin von Schey sprechen!«
    »Sie waren ja richtig fleißig!«, lobte Latona mit einem spöttischen Lächeln. »Und, haben Sie noch mehr über unseren Gastgeber herausbekommen?«
    »Nur dass er inzwischen die meiste Zeit in seiner Lainzer Villa verbringt und sein Sohn mit Frau und Kindern das Stadtpalais bewohnen. Sein ältester Enkel Philipp hat übrigens eben erst seinen neunzehnten Geburtstag begangen und soll ein stattlicher junger Mann mit sämtlichen Vorzügen sein, die man sich erhoffen kann.«
    Latona setzte sich kerzengerade hin und starrte ihren Reisebegleiter an. Bestürzung trat in ihre Miene. »Bram, gibt es einen speziellen Grund, warum Sie den jungen Mann so anpreisen? Haben Sie mich etwa in der Hoffnung mitgenommen, mich hier in Wien gut unter die Haube zu bringen?«
    »Wäre das denn eine so furchtbare Vorstellung?«
    Latona blitzte ihn an. »Vergessen Sie es! Ich habe mein Herz bereits vergeben. Halten Sie mich für so wankelmütig?«
    Angesichts ihres Zorns lächelte er mild. »Nein, diese Hoffnung habe ich bereits begraben. Ich hege keinerlei Hintergedanken. Verzeih, aber der Schalk ging mit mir durch und ich konnte es mir nicht verkneifen, dich ein wenig zu reizen.«
    Latonas Zorn wandelte sich in Verblüffung, dann endlich lächelte sie.
    »Mr Bram Stoker, kann es sein, dass Sie zu viel Zeit in Gesellschaft Ihres Freundes Oscar verbracht haben? Dieser Scherz wäre seiner würdig gewesen. Oder versuchen Sie, ihn zu vertreten?«

    Bram hob reumütig die Handflächen. »Vielleicht ein wenig von beidem, doch sieh an, wir sind da. Das Haus am Eck ist das Palais Schey und gegenüber hinter den hohen Hecken beginnt der private Park der kaiserlichen Familie.«
    Latona ließ sich beim Aussteigen helfen und sah sich um. »Dann ist der Herr Baron vermutlich der Einzige in Wien, der von seinem Salon aus dem Kaiser in seinen Garten blicken kann.«
    Bram Stoker nickte. »Ja, das ist gut möglich.«

OPERNABEND
    Die Erben saßen nach ihrer gemeinsamen Mahlzeit in dem kleinen Salon im oberen Stock des Palais beisammen. Die Dracas hatten noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie sie außerhalb der Unterrichtsstunden nicht in den Prunkräumen der Beletage anzutreffen wünschten. Tammo,

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