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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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vielleicht war das auch ganz gut. So kostete es Franz Leopold nicht allzu große Beherrschung, sie nicht an sich zu reißen und seine Zähne in ihren mageren Hals zu versenken.
    »Liesgret, nun bleib doch noch ein wenig bei mir. Du könntest mir etwas über die Familie von Todesco erzählen, über ihr Haus und die Dienerschaft.«

    Das Mädchen nickte und begann mit tonloser Stimme zu sprechen, bis der Dracas sie unterbrach.
    »Das genügt. Und nun marsch, mach dich davon und tue weiter, was immer deine Herrin dir befohlen hat.« Das Mädchen nickte und stakste davon. Franz Leopold sah ihr noch einen Augenblick kopfschüttelnd nach. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Pavillon. Wollte er wirklich Zeuge dessen sein, was sich dort drinnen zwischen Luciano und dem Mädchen abspielte? Er konnte es sich lebhaft vorstellen. Küsse und kitschige Liebesschwüre. Das konnte nur peinlich werden. Und dennoch trieb ihn die Neugier weiter, bis er die Tür erreichte. Er konnte den Nosferas wittern und das heiße Blut des Mädchens. Das war nun etwas ganz anderes als die einfältige Zofe. Franz Leopold fühlte ein Brennen in der Kehle, das immer stärker wurde. Er schluckte trocken und fragte sich, wie es Luciano bei dieser Versuchung gelang, sich zurückzuhalten. Unliebsame Erinnerungen bedrängten ihn und ließen sich nur schwer beiseiteschieben.
    Franz Leopold umrundete den kleinen achteckigen Pavillon und fragte sich, welchem Zweck er eigentlich diente. Er spähte durch eines der Fenster ins Innere. Dort standen zwei weiße Bänke mit bunten Polsterkissen und in der Mitte ein schmiedeeiserner runder Tisch, ebenfalls weiß lackiert. Eine Kerze flackerte in einer Schale und erhellte die beiden Gestalten auf einer der Bänke, die sich eng umschlungen hielten. Angewidert starrte Franz Leopold auf die Szene. Und doch mischte sich noch ein anderes Gefühl unter die Abscheu. Das war doch nicht etwa Neid?
    Wie kam es, dass es dem nichtsnutzigen Nosferas gelang, dieses zauberhafte Mädchen zu erobern - und zwar ohne den Einsatz der Vampirkräfte, die einen Menschen leicht gefügig machten und über die er selbst reichlich verfügte. Nein, sie war bei klarem Verstand - soweit man das von einem verliebten Menschen überhaupt sagen konnte. Franz Leopold hatte sich vorsichtig ihrem Geist genähert und ihn wach und ohne fremden Einfluss gefunden.
    Das war doch nicht möglich! Ausgerechnet der kleine, unansehnliche Luciano, der aus einem Clan stammte, der sich vor allem durch Fresssucht und Trägheit auszeichnete. So hatte er Luciano
kennengelernt und so nahm er ihn wahr. Dass das nicht mehr mit der Wirklichkeit übereinstimmte, gestand sich der Dracas nur ungern ein.
    Gut, vielleicht war er gewachsen, schlanker und beweglicher geworden. Ja, er stellte sich beim Fechten recht geschickt an, viel besser als die anderen … Und er mochte in den Augen eines Mädchens begehrenswert aussehen - aber trotzdem!
    Unzufrieden starrte Franz Leopold durch das Fenster.
    Wenn das Mädchen die Wahl hätte, würde es mich nehmen, dachte er. Natürlich. Er war nicht nur schöner, von edlerem Wuchs und mit feineren Zügen. Er war brillant im Geist, eloquent und von einem gesellschaftlichen Schliff, den der Nosferas niemals erreichen würde!
    Irgendetwas geschah. Franz Leopold spürte die Veränderung der Atmosphäre im Pavillon. Luciano löste sich aus Clarissas Armen und schob sie sanft aber bestimmt von sich.
    »Was ist den los? Luciano? Stimmt etwas nicht?«
    »Sei ruhig, Liebste. Ich spüre etwas, das mir nicht gefällt. Da ist etwas - nein, jemand - der nicht hierhergehört!«
    Seine Stimme klang so drohend, dass Clarissa ängstlich zurückwich. Luciano wandte sich ihr noch einmal zu und strich ihr beruhigend über den Arm. »Hab keine Angst. Ich will nur nachsehen, ob sich dort draußen irgendein Gesindel herumtreibt.«
    »Aber dann hätte uns Liesgret doch gewarnt«, entgegnete Clarissa mit einem Zittern in der Stimme.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.« Luciano erhob sich.
    Es wurde Zeit, sich zurückzuziehen. Franz Leopold legte absolut keinen Wert darauf, von dem Nosferas erwischt zu werden. Noch ehe Luciano die Tür öffnete, um hinauszuspähen, war der Dracas zwischen den düsteren Bäumen des Parks verschwunden.
    Während er die Ringstraße entlangging - nur mühsam seinen Schritt zügelnd -, ließ ein Gedanken ihn nicht los:
    Wenn das Mädchen die Wahl hätte, würde es mich nehmen.
    Ja, ganz sicher. Unvermittelt blieb Franz

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