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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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Hände, die sie ihm suchend entgegenstreckte. Wie kalt sie sich anfühlten. Nein, unter Fieber litt sie jedenfalls nicht. Aber woran dann?
    Sie lächelte ihn so wundervoll an, dass er die Frage vergaß. Einige Momente sahen sie sich nur in die Augen und waren glücklich, einander so nahe zu sein. Dann aber runzelte Clarissa die Stirn.
    »Wer hat dich reingelassen? Wissen sie nicht, wer du bist? Sie können dir nicht gestattet haben, mich zu besuchen!«
    »Äh, nein, nicht so richtig«, bestätigte Luciano verlegen. »Ich glaube, deine Familie ist ausgegangen.«
    »Und da hat dich Liesgret zu mir geführt? Oje, das wird sie ihre Stellung kosten, wenn mein Vater es erfährt - und er bekommt alles heraus.« Clarissa seufzte schwer.
    Luciano hüstelte. »Nein, es war nicht Liesgret. Du musst dir keine Sorgen um sie machen. Und auch kein anderer eurer Bediensteten
hat gegen die Anweisungen deines Vaters verstoßen. Ich weiß, es ist ganz und gar ungehörig, aber ich bin ohne Einladung und ohne Wissen aller Bewohner des Palais Todesco hier.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Clarissa seine Worte richtig begriff. Sie entzog ihm ihre Hände, zog die Decke schützend bis ans Kinn und rutschte ein Stück zurück.
    »Du bist hier einfach eingedrungen? In das Palais? In mein Schlafgemach?«
    Luciano nickte betreten. »Es tut mir leid. Ich weiß, dieser Affront gegen die guten Sitten ist kaum zu verzeihen, aber vielleicht entschuldigen mich meine ehrenhaften Absichten. Ich bin hier, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Und ehrlich gesagt auch, weil ich es einfach wissen wollte. Jede Nacht lief ich zum Pavillon, um zu sehen, ob du vielleicht doch noch einmal wiederkehrst. Ich konnte einfach nicht glauben, dass deine Schwüre, die so aufrichtig klangen, nur ein leichtfertiges Spiel waren.«
    Sie stieß einen unterdrückten Schrei aus. Er ergriff wieder ihre Hände.
    »Wenn du mir sagst, ich soll gehen und dir niemals wieder unter die Augen treten, dann werde ich dir gehorchen, auch wenn es mir das Herz brechen wird. Doch so einfach ohne ein Wort konnte ich dich nicht gehen lassen.«
    Clarissa starrte ihn zunehmend verwirrt an. »Du warst es doch, der mich verlassen hat. Der mich niemals wiedersehen wollte und ohne ein Wort fortblieb. Der mich sogar seinem Freund überließ wie ein Spielzeug, an dem man sich sattgesehen hat und das man nun nicht mehr braucht!«
    Der Schmerz in ihrer Stimme und auch der seltsame Vorwurf ließen ihn nach Worten ringen. »Ja, ich bin dieses eine Mal nicht gekommen. Verzeih mir, es war nicht meine Schuld und ich konnte auch keine Nachricht schicken. Aber was meinst du damit, ich hätte einen Freund zu dir geschickt?«
    »Er ist dein Freund, ich weiß es. Ich habe ihn an diesem ersten Abend im Burgtheater und dann in der Oper mit dir und deinen Begleiterinnen zusammen gesehen. Schon damals machte er mir Komplimente, die mich erröten ließen.«

    »Leo?«, keuchte Luciano
    »Ja, vielleicht heißt er so. Ich kann mich nicht mehr recht erinnern. Alles ist verschwommen und mein Kopf schmerzt, wenn ich an diesen Abend denke. Aber ich bin mir sicher, dass er in den Pavillon kam, als ich dich erwartete, und dass er mir sagte, du wärst nicht mehr an mir interessiert. Ich war so verzweifelt. Hattest du mir nicht geschworen, mich niemals zu verlassen?«
    Luciano nickte. »Ja, das habe ich, und nichts liegt mir ferner, als diesen Schwur zu brechen - wenn du mich noch willst.«
    »Ja!« Tränen rannen ihr über die Wangen. Ihre kalten Hände umklammerten die seinen, die noch eisiger sein mussten. »Ich will dir folgen, egal wohin, bis ans Ende der Welt. Wie konnte er so etwas behaupten und mich in solche Verzweiflung stürzen? Ich wäre lieber gestorben, als nie mehr mit dir zusammen sein zu können.«
    Unbändiger Zorn erfasste Luciano. Leo! Wie hatte er so etwas tun können? Selbst für den Dracas war das eine unglaubliche Niedertracht!
    »Er wollte mit mir tanzen gehen! Aber ich wollte nur noch nach Hause und meinen Schmerz in die Kissen weinen. Und dann …« Sie runzelte die Stirn.
    »Und was geschah dann?«, drängte er, obgleich er sich vor der Antwort fürchtete.
    »Ich weiß nicht so recht. Ich bin gefallen. Und meine Hand blutete.« Sie öffnete die Finger und sah auf die verkrustete Wunde hinab, als könne sie ihr helfen, die Erinnerung zurückzurufen. Luciano war vor Entsetzen sprachlos. Er fühlte, wie sich sein Inneres verkrampfte.
    »Ich kann mich an seine Augen erinnern. Sie waren seltsam. So

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