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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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dunkel und tief, dass man in ihnen unrettbar versinken musste. Ich konnte mich nicht wehren. Ich war gelähmt und stumm, während etwas Dunkles mich packte und in die Tiefe zog. Und dann lag ich hier im Bett, schwach und krank, und das ganze Haus war in Aufruhr. Die Geschichte mit den vorgeschobenen Gesangsstunden kam heraus und mein Vater ordnete an, mich in meinem Zimmer einzuschließen, obgleich ich viel zu schwach gewesen wäre, davonzulaufen.«

    »Clarissa, was ist das für eine Krankheit, die dich so plötzlich niedergestreckt hat?«, presste Luciano hervor.
    »Das weiß keiner. Selbst der Doktor hat keine Ahnung, auch wenn er das nicht so recht zugeben will und mir ein Stärkungsmittel nach dem anderen verabreicht. Nur ich weiß es, doch ich werde es ihnen nicht sagen.«
    »Du weißt es?«, wiederholte Luciano ungläubig.
    Clarissa nickte. »Ja, es war die Verzweiflung. Ich dachte wirklich, ich hätte dich verloren.«
    Luciano betrachtete die fast durchscheinend blasse Haut, die eingefallenen Wangen, die tiefen Ringe unter den Augen. Sollte wirklich nur Verzweiflung sie derart geschwächt haben? Alles sprach dafür, dass ihr Leiden eine andere Ursache hatte, doch er wollte nicht glauben, dass der Dracas dies getan haben konnte.
    »Alles wird wieder gut«, sagte Luciano hilflos und nahm Clarissa in die Arme. Ihre Tränen benetzten sein Hemd, als er sie an sich presste. Ob sie vor Erschöpfung weinte oder ob die schreckliche Erinnerung sie quälte? Oder weinte sie gar vor Erleichterung, ihn wieder bei sich zu haben?
    »Weine nicht, meine Liebste«, flüsterte er und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. Er strich ihr über das lange Haar, das nun, statt in Locken gelegt und kunstvoll aufgesteckt, wirr und ein wenig stumpf über ihren Rücken herabhing.
    Als er die Strähnen zurückstrich, die ihr ins Gesicht fielen, sah er es. Luciano erstarrte mitten in der Bewegung. Zwei kleine, noch immer nässende Wunden, die wie er wusste tief hinab bis in die Lebensader führten, durch die ihr Herz das wundervoll warme Blut pumpte.
    Er hatte es wirklich getan! Der Dracas hatte es gewagt, sich an seiner Clarissa zu vergreifen!
    »Was hat er dir angetan?«, fragte Luciano fassunglos und küsste jedes Stückchen ihres Halses, so als könne er die Wunden damit heilen und ihr ihre Kraft zurückgeben. Er schauderte, als die Wundflüssigkeit seine Lippen benetzten.
    Leo!, knirschte er in Gedanken. Das wirst du büßen! Ich werde dich vernichten.

    Clarissa stöhnte. Ihr Blick schweifte immer wieder ab, dann sanken die Lider. Doch noch immer hielt sie ihn fest umschlungen, während er ihren Hals und ihre Schläfen küsste. Sie zuckte plötzlich zusammen, als er wieder die beiden Wunden berührte.
    Wie zwei Stilette fuhren seine spitzen Zähne in ihren Hals und folgten den kaum verheilten Bahnen, bis sie auf frisches Blut stießen.
    Nein, Luciano hatte es nicht gewollt. In seiner Sorge um Clarissa und seiner Wut auf Leo hatte er nicht einmal Blutdurst verspürt. Er hatte auch nicht bemerkt, wie sich seine Reißzähne hervorschoben. Als er sie spürte, erschrak Luciano und wollte Clarissa von sich stoßen, aber seine Natur war stärker. Der Blutduft hüllte ihn so mächtig ein, dass er schluckte. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Ein Schrei formte sich in seiner Kehle.
    Es war das erste Mal in seinem Dasein, dass er Menschenblut kostete, und es war unglaublich! Niemals hätte er sich vorstellen können, dass es so etwas geben könnte. Es schmeckte nicht nur fantastisch und prickelte auf der Zunge und in seinem Hals. Es berauschte ihn, als würde ein Teil von ihm seinen Körper verlassen und in einem Tanz der Ekstase durch die Luft schießen. Er schluckte noch einmal. Die Welt um ihn veränderte sich. Es war ein Rausch aus Klängen und Farben. Und aus ihrem Duft, der ihn nun gänzlich ausfüllte. Noch ein paar Tropfen. Es war zu wenig! Gierig gruben sich seine Zähne tiefer und er saugte und trank in großen Schlucken.

TOD UND NEUES LEBEN
    Nach einigen hitzigen Auseinandersetzungen erklärte sich Latona schließlich bereit, sich von Professor van Helsing untersuchen zu lassen, wobei sie bis zuletzt betonte, sie sehe nicht ein, wozu das nötig sein sollte.

    »Glauben Sie etwa, ich werde langsam zum Vampir und erhebe mich eines nachts aus meinem Bett, um Sie auszusaugen?«, fragte sie Bram und ihr Tonfall ließ klar erkennen, für wie lächerlich sie diesen Gedanken hielt.
    Bram hob nur die Schultern. »Ich will mich ja nur

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