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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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hättest, aber retten könnte ich sie dennoch nicht. Also verabschiede dich und lass uns gehen. Vergiss nicht, sie ist nur ein Mensch. Irgendwann wirst du sie vergessen.«
    »Niemals!«, rief Luciano mit schmerzerfüllter Stimme.
    Franz Leopold hob die Hand. »Still! Was war das?« Sein Blick sprang zur Tür. Langsam senkte sich die Klinke. Kein Laut war zu hören, doch dann scharrte etwas im Schloss. Franz Leopold sprang auf und war schon auf dem Weg zur Tür, da schwang sie bereits auf und Alisa, Ivy und Seymour stürmten in das Gemach. Natürlich. Wer sonst hätte sich so unbemerkt nähern können?
    »Wir kommen zu spät«, stöhnte Alisa, die den Zustand des Mädchens mit einem Blick erfasste. »Sie wird sterben.«
    »Ja, weil Leo sich weigert, mir zu helfen, obgleich alles seine Schuld ist.«
    Ivy schloss die Tür, ehe sie ans Bett trat und das Mädchen untersuchte. Dann nickte sie mit trauriger Miene.

    »Ihr Körper ist zu sehr geschwächt, als dass er sich noch einmal erholen könnte. Ich kann dir keine Hoffnung machen.«
    »Doch! Wenn es jemand kann, dann du.« Luciano hob Clarissa hoch und schob sie Ivy entgegen. »Bitte, ich kann es nicht, aber du bist stark und erfahren. Du kannst sie retten und ihr ewiges Leben schenken!«
    Ivy schüttelte den Kopf. »Ewiges Leben findet sie nur bei ihrem Gott, wenn es stimmt, was ihre Religion verspricht. Ein Vampir kann sie nur zu ewiger Finsternis verdammen.«
    »Dies ist nicht die Zeit für philosophische Gespräche! Ich will sie nicht verlieren. Also hilf mir. Ivy, ich flehe dich an.«
    Ivy nahm seine Hände in die ihren und sah ihn ernst an. »Luciano, hör zu, selbst wenn ich Clarissa dieses Schicksal aufbürden wollte, so könnte ich es nicht. Ich bin eine Unreine, hast du das vergessen? Ich bin selbst ein Mensch gewesen und von jeher haben sich nur Vampire reinen Blutes ihre Servienten geschaffen.«
    Luciano starrte sie ungläubig an. Er schien nicht begreifen zu wollen, dass es etwas gab, das Ivy nicht konnte.
    »Aber du weißt, wie es geht«, mischte sich Alisa ein.
    Ivy nickte.
    »Gut, dann müssen wir es eben gemeinsam versuchen. So, wie wir uns auch bei anderen Übungen, die noch zu schwer für uns waren, gegenseitig unterstützt haben. Und Ivy wird uns genau sagen, was wir tun müssen.«
    Die Lycana wandte sich Alisa zu. »Du bist also auch dafür, dass wir dieses Mädchen zu einem Vampir wandeln?«
    »Wenn es die einzige Möglichkeit für Luciano ist, sie nicht zu verlieren?«
    »Und Clarissa? Sie fragen wir nicht, ob sie mit diesem Weg einverstanden ist?«
    Alisa hob die Schultern. »Ich glaube nicht, dass es üblich ist, die Menschen vorher um Erlaubnis zu bitten. Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur einer der Servienten gefragt worden wäre. Und außerdem kann sie nichts mehr dazu sagen. Sie wird nicht mehr erwachen. Wir werden die Entscheidung also alleine treffen müssen. Ich jedenfalls finde unser Dasein nicht so
schrecklich, als dass ich der Meinung wäre, es sei besser, sie sterben zu lassen.«
    Franz Leopold nickte zustimmend. »Wenn ich etwas tun kann, lasst es mich wissen.«
    Doch Ivy wandte sich an Luciano. »Bist du dir ganz sicher?«
    »Ja! Bitte, ich flehe dich an.«
    Ivy nickte langsam. Sie untersuchte Clarissa noch einmal und lauschte ihrem zitternden Herzschlag. »Es ist bald so weit. Komm her Luciano. Du wirst es selbst tun. Und ich werde bei dir sein und dir Kraft geben, damit du dich nicht selbst verlierst.«
    Alisa und Franz Leopold wichen ein wenig zurück, ohne die anderen aus den Augen zu lassen, während Ivy Lucianos Arm ritzte und sein Blut in Clarissas geöffneten Mund rinnen ließ. Dann löste sie den Verband, den der Dracas ihr angelegt hatte. Die Wunde an ihrem Hals blutete kaum noch. Die Quelle war am Versiegen.
    »So, und nun nimm sie in deine Arme und trinke noch einen Schluck. Langsam und behutsam. Versuche, einen klaren Kopf zu behalten und löse dich von ihr, wenn ihr Herz zum letzten Schlag ansetzt. Ich zeige dir den rechten Moment und gebe dir die Kraft, loszulassen.«
    Es war totenstill in Clarissas Gemach, während sie ihr Leben aushauchte. Der letzte Atemzug hob ihre Brust. Ivy fasste Luciano bei den Schultern. »Jetzt!«
    Seine Zähne glitten aus der Wunde. Der letzte Blutstropfen rann über ihren Hals und tropfte auf das Kissen. Noch einmal zog sich ihr Herz zusammen, dann stand es still, wie eine Uhr, die man vergessen hatte, aufzuziehen. Clarissa war tot. Alle schwiegen und sahen auf das Mädchen

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