Die Erben der Nacht 04 Dracas
so an ihm hasste.
»Darf ich dich daran erinnern, dass ich sowohl ihr nutzloses Dasein als auch deine Existenz gerettet habe? Ich denke, das sollte deine kleinlichen Vorwürfe zum Verstummen bringen.« Er wandte sich an Matthias.
»Wir haben in dieser seltsamen Gruft nichts mehr zu suchen. Komm, wir gehen. Es gibt für morgen Nacht noch viel vorzubereiten. Ist mein neuer Frack fertig zur letzten Anprobe? Ich nehme an, deshalb hast du mich gesucht.«
Matthias warf Hindrik noch einen Blick zu, doch der hob nur die Schultern. Er wusste, dass das Verhältnis zwischen den Dracas und ihren Unreinen ein völlig anderes war als bei den Vamalia, wo sie mit gleichem Respekt behandelt wurden wie die Clanmitglieder reinen Blutes. Hier aber hatte ein Servient bedingungslos zu gehorchen.
»Matthias!«
Der ehemalige Droschkenkutscher hob die massigen Schultern und trottete seinem Herrn hinterher.
Alisa ballte die Fäuste. »Wenn ich Leo in die Finger kriege, kann er etwas erleben!«
Ivy hob beschwichtigend die Hand. »Ich glaube, im Augenblick haben wir andere Sorgen. Wir können Clarissa nicht einfach so hier liegen lassen. Es wird zwar noch eine Weile dauern, bis sie das erste Mal erwacht - vermutlich morgen - aber dann wird sie verwirrt sein und Schmerzen leiden, bis sich ihr menschlicher Körper völlig gewandelt hat.«
»Ich werde da sein und mich um sie kümmern!«, sagte Luciano sofort. »Ich werde nicht von ihrer Seite weichen, bis sie alles überwunden hat. Und sie wird nicht meine Dienerin sein! Ich warne euch, wenn ich jemanden dabei erwische, der Clarissa Befehle erteilen will oder sie nicht respektvoll behandelt …«
Er starrte so wild in die Runde, dass Alisa ein wenig genervt mit den Augen rollte.
»Nun krieg dich wieder ein. Wir sind nicht die richtige Adresse für diesen Vortrag. Sag uns lieber, wie du dir das mit deiner Fürsorge
vorstellst. Willst du sie mit zu den Dracas nehmen? Und mit in den Unterricht? Oder hast du vor, den Rest des Akademiejahres zu schwänzen und dich hier in einem Lüftungsschacht zu verstecken?«
»Wenn es sein muss«, antwortete Luciano bockig.
»Und du glaubst, das geht so einfach? Selbst wenn es den Dracas egal wäre, dass du plötzlich von der Bildfläche verschwindest, dein neuer Schatten Dario wird das nicht auf sich beruhen lassen.«
»Ich habe keinen Schatten mehr, seit Francesco vernichtet wurde.«
Alisa zog eine Grimasse. »Egal, ob du ihn als deinen Schatten siehst oder nicht. Er hat die Pflicht, auf dich zu achten, und wird sich an die Anweisungen des Contes halten. Vermutlich erfährt der von der Sache, noch ehe die Woche um ist. Und das wird dann richtig spannend! Was meinst du wohl, was euer Clanführer tun wird?«
Luciano schnaubte durch die Nase, doch es klang nicht so abfällig, wie er es vielleicht beabsichtigt hatte.
Endlich mischte sich Ivy ein. »Du solltest weiterhin das tun, wozu du hier in Wien bist: nämlich den Unterricht der Dracas besuchen …«
»… die uns nicht das beibringen, was sie sollen …«, brummte Luciano, aber Ivy fuhr ungerührt fort.
»… und dich unauffällig verhalten. Du bist eh nicht der Richtige, Clarissa in ihre neue Welt einzuführen. Nein, widersprich mir nicht. Das sollte jemand tun, der Erfahrung mit frisch Gewandelten hat.« Beide Vampirinnen sahen Hindrik an.
Der stöhnte. »Irgendwie habe ich es kommen sehen.«
Alisa verlegte sich gekonnt auf ihren Hundeblick. »Bitte Hindrik. Ich weiß, dass ich es dir nicht einfach befehlen kann, wie die Dracas es tun, und das will ich auch gar nicht, aber ich bitte dich, uns zu helfen. Sie ist ja nicht irgendeine neue Vampirin. Sie ist Lucianos große Liebe und du würdest auch nicht wollen, dass ihre ersten Erfahrungen in dieser neuen Welt sie verbittern.«
Hindrik unterdrückte ein Lachen und kniff Alisa in die Wange. »Du bist eine hinterlistige Schlange. Wie soll ich mich diesem Flehen
verwehren? Aber du weißt, dass es meine Aufgabe ist, auf euch aufzupassen! Dame Elina wäre nicht erfreut.«
Alisa tat die Bedenken mit einer lässigen Handbewegung ab. »Ach, Sören ist mit Chiara beschäftigt - was? Luciano, was siehst du so entsetzt drein? Wusstest du das nicht? Egal, jedenfalls ist da deine Anwesenheit sicher nur störend und auf mich muss man nicht aufpassen.« Hindrik verschluckte sich und musste husten.
»Und Tammo? Hm, ja, den werde dann wohl ich ein wenig im Auge behalten müssen. Aber das dürfte nicht so schwierig sein.«
Hindrik hüstelte noch einmal,
Weitere Kostenlose Bücher