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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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vernichtet zu haben. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    Ivy überließ wieder Erik die Ruder, die er mit kräftigen Bewegungen durch das Wasser zog. Ob er sich bewusst war, dass sie über weit größere Körperkräfte verfügte? Drüben angekommen, ließ sie sich von ihm beim Aussteigen helfen. Er zögerte und hielt ihre Hand länger, als nötig gewesen wäre. Dann beugte er sich vor und hauchte einen Kuss auf ihre Finger.
    »Du bist hier jederzeit herzlich willkommen. Tritt nur ans Ufer, und ich werde dich holen. - Dich und Seymour.« Er lächelte hinter
seiner Maske. »Ich vermute, alleine wird er dich nicht gehen lassen.«
    »Da vermutest du richtig. Er ist stets an meiner Seite.« Sie reichte Erik noch einmal feierlich die Hand. Er umfasste sie mit beiden Händen, die in weißen Handschuhen steckten. »Also bis bald, wir werden uns wiedersehen. Wirst du mir dann deine Oper zeigen?«
    »Es wird mir eine Ehre sein. Nur ob wir deinen Wolf mit in die Loge nehmen können, kann ich nicht versprechen.«
    »Wir werden eine Lösung finden«, sagte Ivy, ohne sich um Seymours missmutiges Brummen zu kümmern. »Und danke, dass du mich vor dem Schatten bewahrt hast.«
    »Es war mir eine Ehre, denn ich weiß, er wollte dir nichts Gutes.«
    »Nein, so viel ist gewiss«, stimmte ihm Ivy zu. »Auch wenn alles andere noch im Nebel verborgen liegt.«
    Ivy wandte sich ab und ließ so schnell, wie es ihr möglich war, den See hinter sich. Sie konnte nicht sagen, warum, doch es drängte sie, nicht hier, so nah an Eriks Versteck, mit den Pyras und ihren Freunden zusammenzutreffen. Sie fühlte Eriks Blick in ihrem Rücken und sah in ihrem Geist seine einsame Gestalt mit der Laterne, bis die Dunkelheit sie verschluckte.

SPURENSUCHE IN DER MENAGERIE
    »Und du hast nicht einen Augenblick daran gedacht, uns zu fragen? Wir wären mitgekommen! Haben wir dir in Irland nicht bewiesen, dass wir Freunde sind und zu dir stehen, egal welche Gefahren zu überwinden sind?« Luciano ereiferte sich zunehmend.
    »Natürlich hat sie daran gedacht«, meinte Franz Leopold, der Ivy scharf musterte. »Aber dann kam sie zu der Einsicht, dass sie diesen Weg lieber ohne uns geht. Und da sie weiß, wie hartnäckig wir sein können, hat sie uns lieber erst gar nicht informiert, nicht wahr, Ivy-Máire?«
    »Er ist ein verletztes, scheues Wesen«, erwiderte die Lycana.
    »Ich dachte, er ist ein gnadenloser Mörder, der alle in der Oper in Angst und Schrecken versetzt?«, murmelte Luciano, doch Ivy ging nicht darauf ein.
    »Erik hat mir Vertrauen geschenkt und mir unglaublich viel erzählt. Das wäre nicht geschehen, wenn wir in einer ganzen Gruppe in sein Revier eingedrungen wären. Entweder er wäre gar nicht erst aufgetaucht, oder er hätte sich so bedrängt gefühlt, dass er sich mit seiner Magie gegen uns zu verteidigen gesucht hätte. Jedenfalls wäre der Versuch, etwas über den Verbleib des Seigneurs zu erfahren, vergeblich gewesen.«
    »Und was hat dir das Phantom nun alles Nützliches für unsere Suche mit auf den Weg gegeben?«, bohrte Franz Leopold nach.
    »Er gab uns den Rat, uns in der Menagerie umzusehen.«
    »Und weiter?«, drängte Alisa, die bisher geschwiegen hatte.
    »Nichts weiter. Das ist doch schon ein Anfang.«
    »Sonst hat er nichts gesagt?«, fiel Franz Leopold ein. »Ich kann es nicht glauben. Du musst weit mehr als eine Stunde mit ihm zusammen gewesen sein, und da ist das Einzige, was du aus ihm herausbekommen hast, wir sollen im Tiergarten suchen?«

    Ivy sah ein wenig verlegen zu Boden. »Wir haben über anderes gesprochen. Er hat mir viel erzählt, und noch mehr haben mir die Dinge gesagt, die er nicht ausgesprochen hat. Er ist eine unglaubliche Persönlichkeit.«
    »Er ist nur ein Mensch«, widersprach Luciano.
    »Nein, nur ein Mensch, das kann man so nicht sagen. Er hat Talente und Fähigkeiten, die ihn weit über die anderen erheben.«
    »Wie zum Beispiel lautlos und schnell töten?«, schlug Franz Leopold vor.
    »Er hat hier in Paris niemanden ermordet«, ereiferte sich Ivy. »Das ist eine Lüge, die die sensationsgierigen Menschen verbreiten, um ihn jagen zu können, denn sie fürchten sich vor allem, was anders ist als sie.«
    »Welch leidenschaftliche Worte.« Ivy funkelte Franz Leopold an, sagte aber nichts weiter.
    »Wir könnten uns selbst von seinen Talenten überzeugen, wenn du uns mitnehmen und ihm vorstellen würdest«, schlug Alisa vor.
    Ivy zögerte. »Ich weiß nicht, ob ich ihn damit überfallen kann. Er würde es

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