Die Erben der Nacht - Pyras
viele Menschen über die Wege flaniert und auf den Straßen von Paris umhergewandert, dass es nicht leicht werden würde, Latonas Duft nicht zu verlieren und ihr Pariser Domizil zu finden. Und wenn sie in einen Wagen gestiegen war?
Malcolm überlegte. Seine Hand tastete nach der roten Maske in seiner Tasche. Eine Idee nahm Gestalt an. Er zog die Maske heraus, betrachtete sie und ließ dann den Blick aufmerksam umherschweifen. Vielleicht würde Latona wieder hierherkommen und sein Zeichen sehen. Dann wäre es an ihr, ihm einen Ort zu nennen, an dem sie sich treffen könnten. Doch wie sollte er sicherstellen, dass niemand die Maske entdeckte und mitnahm? Es musste ein Platz sein, an dem man sie sehen, aber nicht leicht erreichen konnte. Sein Blick blieb an den künstlichen Felsen hinter den Papageienvolieren hängen. Ja, das war gut. Man konnte zwar über den Baum und seinen ausladenden Ast hinauf, einfach war das für einen Menschen aber nicht. Sehen konnte man die Felsspitze allerdings selbst hier vom Weg aus.
Kurzentschlossen erklomm Malcolm den Felsen und platzierte die rote Maske auf einer von Efeu umrankten Spitze. Zufrieden mit seinem Werk, sprang er ins Gras zurück.
DIE ROTE MASKE
»Wo sind die Pyras?«, fragte Franz Leopold. Sie drückten sich in eine Nische und lauschten. Hier oben schien sich niemand mehr aufzuhalten.
»Ich glaube, sie sind unten im Keller«, gab Alisa nach einigen Augenblicken zurück.
Franz Leopold sandte seine Gedanken auf die Suche nach den Pyras und nickte dann. »Gut, dann wollen wir uns hier oben einmal umsehen.«
»Was ist das für ein seltsames Gebäude?«, raunte Alisa dem Dracas zu, als sie in einige Räume spähten. Manche waren bereits von den Pyras geöffnet und nicht wieder verschlossen worden. Zwei Schlösser öffnete Alisa mit ihrem eigenen Dietrich, den Ivy ihr zurückgegeben hatte.
»Sehr seltsam«, wiederholte Alisa. Nachdem sie einige Labore durchschritten hatten, kamen sie in einen Raum ohne Fenster, dessen Boden und Wände weiß und völlig glatt waren. Nur einige Gitterkäfige, ein metallener Tisch und ein Regal mit Instrumenten, Fläschchen und Schalen aus Glas, Porzellan oder Metall waren zu sehen.
Im nächsten, ebenfalls fensterlosen Raum befand sich nur ein sehr großer Käfig, in dem ein trübsinnig dreinsehender schwarzer Panther saß. Durch einen Verband an seinem Hinterlauf sickerte gelbliche Flüssigkeit. Er hob nicht einmal den Blick, als die beiden Vampire eintraten.
»Sie haben ihn betäubt«, sagte Franz Leopold und schnupperte. »Riechst du das? Das ist auch für uns nicht gerade bekömmlich.«
Alisa trat an den Käfig und sah auf das apathische Tier hinab. »Dann ist das eine Art Hospital für Tiere?«
»Möglich, aber warum haben die Räume keine Fenster und solch schwere Türen?«
Nur die Labore nach vorne raus und die Zimmer, in denen Bücher und Sekretäre standen, hatten Fenster. Dort war auch ein Sammelsurium an ausgestopften Exoten zu bewundern. Außerdem besaß der Zoo eine Sammlung säuberlich aufgespießter Käfer und Schmetterlinge und eine Glasvitrine mit allerlei Eiern - das kleinste kaum fingernagelgroß, das größte sicher mehrere Pfund schwer.
Die beiden Vampire kehrten zu den kahlen Räumen auf der hinteren Seite des Gebäudes zurück. Alisa drehte sich noch einmal um und betrachtete die Tür, die die beiden Teile des Hauses voneinander schied. Sie war von massivem Stahl und schien absolut dicht zu schließen.
»Ich habe mich gefragt, wie es in Paris einen Ort geben kann, an den keine Ratte gelangt«, sagte sie nachdenklich. »Nun haben wir die Antwort.«
Franz Leopold sah sich um. »Ja, du hast recht. Hier ist nicht einmal für die kleinste Maus ein Durchkommen. Du meinst also, sie haben Seigneur Thibaut hierhergebracht?«
Alisa wiegte den Kopf. »Das wäre eine Möglichkeit. Noch konnte ich keine Spur entdecken, die zu ihm passen könnte, aber es ist denkbar. Die Frage ist nur, warum?«
»Um ihn erst zu untersuchen und dann der Öffentlichkeit zu präsentieren?«, schlug Franz Leopold vor. »Ich weiß nicht, wofür du das hier hältst, aber ich denke, es ist eine Quarantänestation, in der die neuen Tiere für eine Weile untergebracht und beobachtet werden, ehe man sie zu den anderen nach draußen in die Gehege bringt.«
Alisa nickte. »Ja, der Gedanke ist mir ebenfalls gekommen. Die Frage ist, wie lange die Quarantäne in der Regel dauert, und wann sie vorhaben, den Clanführer in ein Außengehege zu
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