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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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und dem Gebäude, in das nun einige der Pyras eindrangen, in seltsamen Schlangenlinien umherging und dann in einen Pfad einbog, der über eine kleine Brücke führte.
    »Er sieht aus, als ob er einer Spur folgen würde«, sagte Alisa.
    »Und ich wette, es ist nicht die von Seigneur Thibaut. Los komm, der Zugang durch die Metalltür ist jetzt frei.« Franz Leopold huschte auf die andere Seite des Weges und dann an der Mauer des Gebäudes entlang auf die nun angelehnte Stahltür zu. Als er sie erreichte, wandte er sich zu Alisa um, die ihm allerdings nicht gefolgt war. Sie stand noch immer an der Kreuzung und beobachtete Malcolm, der eine Art langsamen Tanz aufführte, zumindest sah es so aus, wie er sich um die Blumen und zwischen den beschnittenen Büschen bewegte.
    »Alisa!«
    »Ja?« Sie riss sich los und blinzelte. Dann schien sie sich wieder ihrer eigentlichen Mission zu erinnern und eilte Franz Leopold nach. Hinter ihm schlüpfte sie ins Innere des Gebäudes.

    Malcolm stand mit geschlossenen Augen da und nahm Witterung auf. Irrte er sich? War der Wunsch, sie zu finden, so groß, dass seine Sinne ihm einen Streich spielten? Er konnte sie riechen, obwohl es mehrere Tage her wer, dass sie im Botanischen Garten gewesen war. Er hätte sich nicht darüber gewundert, wenn der Duft schwächer gewesen wäre und er sich dicht über den Boden hätte beugen müssen, um ihrer Fährte zu folgen, aber das war nicht nötig. Er roch Latonas
Duft ganz deutlich hier auf diesem Weg, dort an der Blumenrabatte, am Stamm dieses Baumes. Plötzlich blieb er stehen, bückte sich und berührte mit der Nase fast den Boden. Da war es auch, aber ganz zart und fast schon verflogen. Und dennoch war es ihr Duft. Den würde er niemals vergessen. Malcolm kehrte zu einer Stelle zurück, an der er ihn deutlicher wahrgenommen hatte. Es war auch ihr Geruch, doch in Verbindung mit einem anderen Duft, ein Parfum, das der ersten Spur fehlte.
    Malcolm richtete sich wieder auf und drehte sich einmal im Kreis, wobei er den Blick schweifen ließ. Da er nicht annahm, dass ihn seine Sinne narrten, konnte dies nur eines bedeuten: Latona war seit dieser Nacht noch einmal im Tiergarten gewesen.
    Warum war sie zurückgekommen? Hatte sie doch bemerkt, wie er sie beobachtet hatte? Sie konnte ihn nicht gesehen haben! Latona war ein Mensch, ein normales Mädchen. Nein, das stimmte so wohl nicht, sie war außergewöhnlich und hatte schärfere, wachere Sinne. Also wäre es möglich, dass sie seine Anwesenheit gespürt hatte. Und dann war sie zurückgekommen, um ihn zu suchen? Malcolm blieb stehen und runzelte die Stirn. Nein, das konnte nicht sein. Die frischere Spur war nur wenige Stunden alt. Sie musste irgendwann am Nachmittag entstanden sein, als die Sonne noch am Himmel stand. Wie hätte sie erwarten können, Malcolm zu dieser Zeit hier zu sehen? Sie wusste, dass er ein Vampir war. Was also hatte sie dann hier gemacht? War sie wieder in Begleitung der beiden Männer gewesen, die in der Nacht wie aus dem Nichts aufgetaucht waren und sie angesprochen hatten? Er unterdrückte einen Seufzer. Wer konnte schon sagen, was passiert wäre, wenn die Männer nicht diesen Augenblick für ihren Auftritt gewählt hätten. Sie waren schuld, dass er sie gefunden und sogleich wieder verloren hatte! Wut schäumte in ihm auf. Dieser unglückliche Zufall sollte ihn nicht daran hindern, Latona wiederzusehen.
    Malcolm unterdrückte den Zorn und öffnete seine Sinne für die anderen Duftnoten auf dem Boden. Wie erstarrt blieb er stehen. Wie hatte er das übersehen können? Alleine war sie an diesem Nachmittag nicht in den Tiergarten gekommen. Ihr Onkel, der Vampirjäger Carmelo, war an ihrer Seite gewesen. Sollte dieser Besuch einem anderen
Zweck gedient haben als nachmittäglicher Zerstreuung? Was hatte Carmelo hier zu suchen gehabt? Malcolm wollte nicht so recht glauben, dass er seiner Nichte nur ein harmloses Vergnügen hatte bieten wollen. Und wieder fiel ihm die ungewöhnliche Stunde ein, zu der er Latona zum ersten Mal hier entdeckt hatte. Ein saurer Geschmack stieg in seinem Hals auf. War der Vampirjäger trotz seines Schwurs wieder zu seinem blutigen Handwerk zurückgekehrt? Und half Latona dabei?
    Er musste sie finden! Er musste Latona fragen, ob ihr Onkel und sie Jagd auf die Pyras und Erben der anderen Vampirclans machten.
    Wie jedoch sollte er das anstellen? Natürlich konnte er gut Spuren lesen und Fährten verfolgen, doch an diesem und an den vergangenen Tagen waren so

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