Die Erben der Nacht - Pyras
hier weggebracht, nachdem sie mit ihren Untersuchungen fertig waren.« Sie musste ihren ganzen Mut im Angesicht der geballten Wut der Pyras zusammennehmen, um
weiterzusprechen. »Wir sollten die Käfige untersuchen - alle Käfige hier in der Menagerie! Vielleicht planen sie, den Menschen von Paris ein nie da gewesenes Schauspiel zu bieten, wenn die Sonne aufgeht.«
Für einen Moment verstummten die Pyras und starrten Alisa sprachlos an. Dann stürmte Seigneur Lucien auf sie zu, packte sie an der Schulter und schüttelte sie, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen.
»Was weißt du darüber?«
»Nihihchst«, versuchte Alisa zu antworten. Sébastien fiel dem Clanführer in den Arm und löste seine Hand von der Schulter der Vamalia.
»Sprich, Mädchen!«, forderte er sie barsch auf.
»Es ist nur ein Einfall, der mir kam. Sie stellen hier alle möglichen exotischen Tiere aus. Das Unbekannte, Wilde ist eine Sensation. Warum nicht mit noch etwas Spektakulärerem werben und die Kassen füllen? Einem echten Vampir zum Beispiel?«
Jolanda nickte Alisa anerkennend zu. »Du hast recht. Es sind zwar einige von uns bereits im Park unterwegs, um ihn zu durchsuchen, doch es schadet nicht, wenn wir sie dabei unterstützen. Wir werden jeden Fußbreit dieses Zoos in Augenschein nehmen! Los, machen wir uns auf den Weg.«
Gaston verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Seine Fährte hier unten ist mehr als vierundzwanzig Stunden alt. Wir kommen zu spät.«
Die Pyras ballten die Fäuste und bleckten die Zähne, dann stürmten sie hinaus und die Treppe hinauf. Alisa und Franz Leopold pressten sich gegen die Wand, um nicht von ihnen umgerannt zu werden. Etwas langsamer folgten sie den Pyras ins Freie.
»Dann wollen wir hoffen, dass sie nicht in einem der Gehege ein Häufchen Asche finden, das einst ihr Clanführer war«, sagte Alisa bedrückt.
»Du bist immer so mitfühlend, selbst mit ungehobelten Clanführern, die du kaum kennst«, spottete Franz Leopold, doch Alisa ging nicht darauf ein.
»Du hast sie erlebt. Was glaubst du wohl, was passiert, wenn die Pariser so dumm waren, den Führer der Pyras von der Sonne verbrennen
zu lassen? Das bedeutet Krieg! Einen blutigen Krieg, bei dem vermutlich nicht nur Pariser und Pyras ihr Leben lassen. Solange wir hier sind, betrifft uns das alle - und außerdem kann es mir auch nicht gleichgültig sein, was mit Fernand und Joanne passiert.«
»Puh, was für eine flammende Rede. Da wird mir ja ganz schwindelig davon.« Doch seine Stimme war ernst.
Sie traten aus der Tür ins Freie und sahen sich um. Die Pyras hatten sich in Gruppen aufgeteilt und suchten nun sämtliche Gebäude und Gehege nach ihrem Anführer ab. Die meisten waren schon weitergehastet. Sie sahen nur noch Claude und Jolanda, die versuchten, in die Volieren einzudringen.
Alisa ließ den Blick weiter an dem künstlichen Felsen entlangschweifen, bis er plötzlich an einem roten Etwas hängen blieb, das dort im Efeu befestigt war. Alisa blinzelte. Litt sie unter Halluzinationen? Ohne auf Franz Leopold zu achten, der gerade etwas zu ihr sagte, schritt sie bedächtig auf die Felsen zu, die rote Maske stets im Blick.
»Was meinst du, Alisa? Alisa!«
Sie hatte keine Zeit für seine Empörung. Hier ging etwas sehr Seltsames vor sich, und sie musste wissen, was.
»Ich rede mit dir! Willst du mir nun auch die geringste Höflichkeit versagen?« Die Hände erbost in die Hüften gestemmt, kam er ihr nach.
»Siehst du das dort oben? Kommt es dir nicht bekannt vor?« Franz Leopold folgte ihrem Blick und stieß einen Pfiff der Überraschung aus. »Eine rote Maske! Willst du etwa behaupten, das ist eine dieser roten Masken?«
»Aus Rom? Vom Zirkel des Kardinals? Das werden wir gleich wissen!« Entschlossen erklomm Alisa den Fels mit einem riesigen Satz. Franz Leopold tat es ihr gleich und folgte ihr. Gleichzeitig griffen sie nach dem weichen Stoff, doch Alisa war ein wenig schneller, zog die Maske rasch zu sich und drückte sie an ihre Brust.
»Es ist eine der Masken aus Rom«, sagte Franz Leopold bestimmt. »Aber wie zum Teufel kommt sie nach Paris? Meinst du, die Mitglieder des Zirkels, die die Nosferas ungeschoren davonkommen ließen, sind nun hier in Paris, um weiter gegen Vampire vorzugehen?«
Alisa zögerte und drehte die Maske in ihren Händen. Sie roch daran und nahm die verschiedenen Düfte auf. Sie wusste, wer die Maske zuletzt gehabt hatte.
»Das wäre möglich, aber ich glaube es nicht«, sagte sie widerstrebend.
»Und wie
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