Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
schlichen. Sie schienen eifrig darauf bedacht, keine Geräusche zu machen, was ihnen kläglich misslang.
    Es war für die Vampire nicht schwer, sich vor ihnen versteckt zu halten. Vermutlich hätten sie direkt hinter ihnen vorbeigehen können, ohne entdeckt zu werden, vermutete Luciano verächtlich.
    Franz Leopold nickte. »Ja, sie hätten nicht einmal dich bemerkt! Menschen sind schon erstaunlich blind und taub.«
    »Das ist sehr ungewöhnlich«, sagte Joanne, als sie die dritte Patrouille unbemerkt passiert hatten. »Vielleicht steht die nächste Revolution ins Haus? Ich sage euch, dann wird es aufregend! Vielleicht bauen sie wieder Barrikaden in den Straßen und schießen mit Kanonenkugeln und Kartäschen. Jedenfalls wird dann wieder viel Blut fließen«, sagte sie und leckte sich über die Lippen.
    »Wir können nur hoffen, dass wir dann auch etwas davon abbekommen«, meinte Luciano, den ihre Worte offensichtlich durstig machten.
    Wenn sie überhaupt nach Aufständischen suchen , dachte Alisa. Obwohl sie so gut bewaffnet waren, hüllte der Geruch von Furcht sie ein. Waren es nur die dunklen Gänge, die sie so in Unruhe versetzten, und ein paar Abtrünnige, die sich hier versteckt halten sollten? Das konnte sie sich kaum vorstellen. Die Männer wirkten wie erfahrene Kämpfer, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließen. Was also ließ sie bei jedem Geräusch einer Ratte oder eines fallenden Wassertropfens mit weit aufgerissenen Augen herumfahren?
    Sie dachte an Malcolm, die rote Maske und an den Geruch, den sie im Tiergarten aufgefangen hatte. Carmelo, der Vampirjäger aus Rom, der geschworen hatte, sich von nun an von Vampiren fernzuhalten. Konnte er etwas mit diesen ungewohnten Aktivitäten zu
tun haben? Alisa haderte mit sich. Sollte sie diese Überlegungen jemandem mitteilen? Was würde Malcolm dazu sagen?
    Die Freunde erreichten den unterirdischen See, wo sie bereits erwartet wurden. Licht flammte auf und erhellte den schlanken Mann in Frack und Umhang, der aufrecht in seinem Boot stand.
    »Ihr seid früh dran«, begrüßte er die jungen Vampire und neigte den Kopf. Sie erwiderten den Gruß und stellten sich nacheinander vor. Das Phantom sah jeden von ihnen aufmerksam an, so als müsse es sich die Gesichtszüge zu jedem Namen genau einprägen.
    »Ja, der Unterricht fiel überraschend aus«, bestätigte Ivy. »Wir sollen unseren Orientierungssinn trainieren.«
    »Und dieses Training hat euch ganz zufällig hier ans Ufer des Sees geführt?«
    Franz Leopold zog eine Grimasse. »Nein, ganz absichtlich, was bestätigt, dass wir die uns aufgetragene Lektion erfolgreich absolviert haben.«
    Das Phantom schien hinter seiner Maske zu lächeln. Dann wandte es sich wieder Ivy zu. »Du wolltest, dass ich deinen Freunden die Oper zeige, doch noch ist sie voller Gäste. Der zweite Akt hat eben erst begonnen. In diesem Aufzug kann ich euch nicht mitnehmen. Nicht einmal ihr könnt euch in den hell erleuchteten Sälen unbemerkt zwischen die Gäste mischen.«
    »Nein, das wird wohl nicht gehen«, gab ihm Ivy recht.
    Alisa war enttäuscht. »Gibt es denn keinen verborgenen Platz, von dem aus wir einen Blick hineinwerfen können?«
    Das Phantom schüttelte den Kopf. »Das könnten wir zwar schon, doch ich denke, ihr habt einen besseren Eindruck, wenn wir warten, bis sich die Besucher zurückgezogen haben. Dann führe ich euch herum.«
    »Und was machen wir so lange?«, wollte Luciano wissen.
    »Wir könnten uns die Kerker ansehen, in denen die Kommunarden ihre Gefangenen eingesperrt haben«, schlug Joanne vor. »Die Oper war noch nicht ganz fertig, als sie von den Anführern der Kommune zu ihrem Hauptquartier ernannt wurde. Sie haben sich hier verschanzt und fässerweise Schießpulver in die Keller eingelagert, mit
dem sie die ganze Oper sprengen wollten, sollte die Gefahr bestehen, eingenommen zu werden.«
    Das Phantom schüttelte den Kopf. »Ganz so dramatisch war es nicht. Ja, sie haben einige ihrer Gegner in den Kellern eingesperrt und die Oper in ihr Hauptquartier und Waffenlager verwandelt, aber ich denke nicht, dass sie ernsthaft vorhatten, sie zu sprengen und sich selbst unter den Trümmern zu begraben.«
    Joanne zog ein enttäuschtes Gesicht. »So wie du das sagst, ist es gar nicht mehr spannend.«
    »Entspricht aber eher der Wahrheit, Mademoiselle«, sagte Erik mit einer Verbeugung in Richtung der Pyras.
    »Dürfen wir uns derweil in deiner wundervollen Bibliothek umsehen?«, bat Ivy. Alisa sah, wie das

Weitere Kostenlose Bücher