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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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grinste er breit. »Mag sein. Aber glücklicherweise ist Ivy nicht die einzige Zeugin dieses Vorfalls. Wozu sich mit der späten Beobachterin befassen, wenn man viel näher herankommen kann?«
    Keuchend stieß Alisa den Atem aus, als ihr klar wurde, was Franz Leopold meinte. »Ich fasse es nicht! Du hast dich in Malcolms Geist eingeschlichen und seine Geheimnisse belauscht.«

    Franz Leopold antwortete nicht, doch sein Gesichtsausdruck sagte alles. Alisa schwankte, ob sie neidisch sein sollte oder mit Malcolm Mitleid empfinden.
    Die Vampire hatten die Seine bereits überquert und waren wieder in den Untergrund der Stadt hinabgestiegen, als Ivy unvermittelt stehen blieb. Alisa, die noch zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt war, bemerkte erst, dass Ivy etwas Ungewöhnliches aufgefangen haben musste, als sie neben der Lycana stehen blieb.
    »Was ist?«
    »Etwas ist passiert«, sagte Ivy und runzelte die Stirn. Sie sah zu Seymour hinunter, dessen Körperhaltung seine Anspannung verriet. Offensichtlich war er bereit, seinen Groll auf Ivy und die anderen, die es gewagt hatten, ihn vom Besuch der Oper auszuschließen, für den Moment zurückzustellen.
    »Und was? Willst du nicht ein wenig genauer werden?«
    Ivy zog eine Grimasse. »Das ist nicht so einfach. Sie sind so aufgeregt und wuseln wild durcheinander. Vielleicht wissen sie es selbst noch nicht genau.«
    »Wer wuselt? Die Pyras?«, erkundigte sich Luciano, der nun zu ihnen aufschloss. Nun fehlten nur noch die beiden Servienten, die mit den Festgewändern in den Armen hinterhertrödelten.
    »Nein, nicht die Pyras«, korrigierte Franz Leopold. »Du meinst die Ratten. Deine Ratten, die du vorausgeschickt hast, nicht wahr?«
    Ivy nickte. Alisa war wieder einmal erstaunt, wie leicht Ivy die Gewohnheiten anderer Clans übernahm. Sie selbst begnügte sich noch immer mit einer Ratte, die ihr in der Dunkelheit den Weg direkt vor ihren Füßen wies, wenn keine Fledermaus aufzuspüren war. Ja, ab und zu hatte sie auch einen Boten weit vorausgeschickt, doch es passierte ihr noch immer, dass sie ihn verlor, sobald sich ihre Gedanken zu sehr mit etwas anderem beschäftigten.
    »Woher weißt du das?«, fuhr sie den Dracas an. »Sind deine Spione ebenfalls unterwegs?«
    Franz Leopold sah sie ein wenig erstaunt an. »Nein, aber ich weiß inzwischen, dass Ivy nichts dem Zufall überlässt. Habe ich recht?«
    Ivy nickte abwesend. Offensichtlich versuchte sie noch immer,
aus den verwirrenden Signalen eine Botschaft herauszulesen. Die anderen schwiegen, um sie nicht abzulenken. Inzwischen hatten auch Matthias und Hindrik aufgeholt. Sie blieben jedoch im Hintergrund und stellten keine Fragen. Alisa warf Hindrik einen raschen Blick zu, doch er erwiderte ihn nicht. So nachtragend kannte sie ihn gar nicht. Hatte er wirklich geglaubt, sie würden ihn ohne passende Garderobe mit in die Oper nehmen?
    »Bei allen Dämonen!«, stieß Ivy aus. »Ich hoffe, sie irren sich.« Sie rannte los. Die anderen folgten ihr und überschütteten sie mit Fragen, aber Ivy antwortete nicht. Sie eilte durch die Gänge, ohne auch nur einmal an einer Abzweigung zu zögern. Wieder spürte Alisa einen Hauch von Neid. Ivy lernte alles sofort und gründlich. Sie war einfach perfekt! Beschämt war ihr bewusst, wie ungerecht es war, der Freundin dies zum Vorwurf zu machen.
    Das war es ja auch gar nicht. Sie wollte nur ebenso gut sein! Der Gedanke war kaum in ihrem Geist entstanden, als sie sich hektisch nach Franz Leopold umwandte. Hatte er ihn gelesen? Wenn ja, so sagte er wenigstens nichts dazu. Im Moment gab es ja auch Wichtigeres. Alisa mühte sich, schneller voranzukommen, um die Lycana einzuholen.
    »Sie sind bereits dabei, zu Staub zu zerfallen«, murmelte Ivy.
    »Was?« Alisa riss alarmiert die Augen auf. »Wer? Was ist geschehen? Vampirjäger?«
    Ivy hob nur die Schultern. Sie wirkte verwirrt. »Ich kann es nicht sagen. Die Gedanken der Ratten sind so sprunghaft. Ich sehe nur bruchstückhafte Bilder, aber keine Namen oder Gesichter.«
    »Wir werden es bald erfahren. Es ist nicht mehr weit.« Alisa erkannte die Abzweigung, die unter dem Jardin du Luxembourg nach Osten auf das Val de Grâce zuführte.
    Sie hatten die unsichtbare magische Schranke zum Zufluchtsort der Pyras noch nicht erreicht, als ihnen Fernand und Joanne entgegenkamen. Die beiden Pyras, die bislang nichts aus der Ruhe hatte bringen können, wirkten erschüttert.
    »Gut, dass ihr kommt. Fernands Ratte hat Ivys Nager entdeckt, daher

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