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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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»Er hat das Bewusstsein verloren.«
    »Er braucht dringend frisches Blut, das nicht von Quecksilber verseucht ist«, meinte Ivy, die zu ihr geeilt war.
    »Dann holen wir die Vampirjägerin zurück!«, schlug Luciano mit grimmiger Miene vor.

    »Nein, das dauert zu lange. Carmelos Blut tut es auch«, widersprach Franz Leopold. »Rasch! Er ist noch nicht tot.«
    Der Dracas schleppte den Sterbenden zu Seigneur Thibaut und schüttelte den Pyras, bis der zuckte und leise stöhnte.
    »Ihr müsst Euch stärken«, beschwor ihn Ivy.
    Der Geruch des vergossenen Blutes war stark genug, seine Instinkte zu leiten, auch wenn er noch nicht ganz bei sich war. Er versenkte seine Zähne in den Hals des Vampirjägers und trank in gierigen Zügen. Ivy entzog ihm den Körper, ehe Carmelos letzter Herzschlag verklang.
    Nun war er tot. Der Jäger, der so viele Vampire vernichtet hatte. Seigneur Thibaut jedoch schlug die Augen auf und erhob sich mit Alisas und Ivys Hilfe.
    So empfing er seine Pyras, die Seymour wenige Augenblicke später in die Kaverne folgten und ihren Clanführer umringten. Seigneur Lucien trat vor und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Willkommen zurück, Bruder«, sagte er in feierlichem Ernst. Dann umarmte er ihn, dass seine Rippen knackten.

    Bram Stoker blieb stehen und drehte sich um seine Achse. Frustriert hob er die Arme und ließ sie wieder fallen. Natürlich waren die beiden Vampire längst verschwunden, als er das Hotel verließ. So eilte er zum Hôpital Cochin. Der Wächter am Eingang zum Spital wollte ihn nicht passieren lassen und wurde immer misstrauischer, je mehr Fragen der Fremde über ein Mädchen, das nicht hierhergehörte, und seltsame Forschungen stellte.
    Bram hatte es völlig falsch begonnen. Wäre er hingegangen und hätte sich als Patient ausgegeben, hätte der Wächter ihm das Tor vermutlich geöffnet. Diese Einsicht kam zu spät. Das Misstrauen des Wachmannes war geweckt und nun würde ihn nichts mehr überzeugen. Nein, es war sogar zu befürchten, würde er weitere Ausreden vorbringen, könnte er es mit den Gendarmen zu tun bekommen.
    Was nun? Missmutig sah er sich auf der Straße um, die nun wie ausgestorben unter dem Nachthimmel lag. Weder von Latona noch
von den Vampiren war eine Spur zu entdecken. Bram umrundete die Gebäude, deren Mauern das Spital lückenlos von der Außenwelt trennten. Einmal glaubte er, ferne Rufe zu hören und eilige Schritte, doch dann war alles wieder dunkel und still. Er sah zur Kuppel des Observatoriums hinüber, die sich blass vor dem Nachthimmel abhob. Mit einem Fluch stieß Bram den Degenstock aufs Straßenpflaster. Er hatte es vermasselt! Was blieb ihm nun noch für eine Chance? Resigniert hob er die Schultern. Was sollte er jetzt tun? Er beschloss, zu Latonas Hotel zurückzugehen und auf sie zu warten. Er würde sie zur Rede stellen und ihr klarmachen, dass diese Unternehmungen für ein Mädchen alleine zu gefährlich waren und sie besser daran tat, seine Begleitung anzunehmen. Wenn es dafür nicht schon zu spät war. Wenn sie diese Nacht überhaupt heil überstand. Wieder schalt er sich, so lange gewartet zu haben.
    Weder die Vorwürfe noch Reue oder Wut änderten etwas an der Tatsache, dass er hier alleine auf nächtlicher Straße vor dem Spital stand und keine Ahnung hatte, wo Latona oder die Vampire jetzt waren und was gerade vor sich ging.
    So kraftvoll und eilig Bram noch vor einer Stunde dem Hôpital Cochin entgegengestrebt war, so unentschlossen war sein Schritt, als er nun auf dem Rückweg die Mauer umrundete, die den Park umgab, in dessen Mitte das Observatorium aufragte. Er fühlte sich fast wie ein alter Mann, blieb immer wieder stehen, sah unschlüssig durch das Gitter am Tor auf die von bräunlichen Blättern bedeckten Rasenflächen und die nun schon fast völlig entlaubten Bäume, ehe er weiterging. Er näherte sich gerade der Kreuzung der drei südlichen Boulevards, als er unvermittelt stehen blieb. Bram Stoker blinzelte verwirrt. Er vernahm ein metallenes Geräusch, das vom noch glänzend neuen Bronzelöwen zu Ehren Colonel Denfert-Rochereau kam, dem heldenhaften Verteidiger der Stadt Belfort gegen die Deutschen, der sich jetzt mitten auf dem Knotenpunkt der Straßen erhob. Zwei Gestalten schienen mitten aus dem Boden zu wachsen.
    Narrten ihn seine Sinne? Flackerten die Gaslaternen und gaukelten ihm Trugbilder vor? Dann hörte er ihre Stimme und ein nervöses Lachen. Eine tiefere Stimme antwortete. Der größere Schatten griff
nach

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