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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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fertig, mach dir keine Gedanken. Und nun geh zurück zu den anderen. Wir haben hier wichtige Dinge zu besprechen.«
    Meist fiel es Ivy leicht, ihre Rolle zu spielen und ihr Verhalten ihrem mädchenhaften Äußeren anzupassen. In diesem Moment allerdings fiel es ihr schwer, die Tarnung zu wahren. Am liebsten hätte sie die Vamalia geschüttelt und Dame Elina angeschrien, sie nicht wie ein dummes Kind zu behandeln. Sie hatte mehr Jahre als Vampir verbracht als die Clanführerin und verfügte über Kräfte, die sich die hier versammelten Vamalia vermutlich nicht einmal vorstellen konnten. Doch wie konnte sie ihnen das begreiflich machen, ohne sich zu verraten? Wütend stapfte sie davon.
    »Dann sollen sie halt sehen, wie sie zurechtkommen«, schimpfte sie. Und da Ivy nicht wirklich daran glaubte, dass sie oder die anderen im Moment in ernster Gefahr schwebten, fügte sie sich und gesellte sich wieder an Franz Leopolds und Seymours Seite.
    »Und? Wie haben sie deinen Vorschlag aufgenommen?«, verlangte er zu wissen.
    »Überhebliche Ignoranten! Meinen, sie können alles besser und hätten keine Hilfe nötig. Denken, eine kleine Lycana ist nicht in der
Lage, große Magie zu wirken«, murmelte Ivy und warf ihm einen flammenden Blick zu, dass Franz Leopold laut auflachte.
    »Oh ihr Ahnungslosen, die ihr nicht wisst, wer in eurer Mitte weilt.« Er wurde wieder ernst. »Sei froh, dass sie es nicht ahnen, denn das wäre ein weitaus größeres Übel als zwei Menschen, die ein paar Schritte in die Halle gewagt haben. Zumindest für dich. Und nun lass uns weiterüben«, fügte er schroff hinzu und mied ihren Blick.
    Vielleicht hatte er zeitweilig aus seiner Erinnerung verdrängt, dass Ivy ja nur eine Unreine war. Nun bestürmte ihn die Erkenntnis wieder mit Macht, schmerzte und verwirrte ihn. Ivy konnte das Aufwallen seiner Qual spüren. Befangen wandte sie sich ab.
    »Ich werde mal sehen, wie Luciano zurechtkommt.« Sie eilte davon.
    Die Übungen mit Knoblauch wurden von einem Vortrag über Kriminaltechnik abgelöst. Hindrik übernahm diesen Part und begann, von der Einzigartigkeit jedes Fingerabdrucks zu sprechen. Er schwärzte die Fingerkuppen der Erben und ließ sie Abdrücke auf ein Stück Papier machen, die sie anschließend verglichen. Auch Marieke und er selbst setzten ihre Abdrücke daneben.
    »Seht ihr, sie sind unverwechselbar. Es gibt verschiedene Muster, die sich wiederholen, doch keiner ist mit einem anderen identisch. Das ist bei Menschen so, aber auch bei reinen und unreinen Vampiren.«
    »Ja, und? Was sollen wir daraus schließen?«, fragte Mervyn.
    »Warte noch einen Augenblick, dann wirst du die Antwort erhalten«, gab Hindrik zurück. »Es war ein britischer Beamter, der in Indien stationiert war - Sir William Herschel -, dem auffiel, dass sich die Fingerabdrücke verschiedener Personen unterscheiden. Er begann, eine Sammlung anzulegen und sie zu vergleichen. Es gab keine zwei, die identisch waren! Er fand auch gleich eine praktische Verwendung für diese Erkenntnis. Er verhinderte Betrug bei den Pensionszahlungen an Armeeangehörige, indem er eine Identifizierung durch Fingerabdrücke verlangte. Mehrfachauszahlungen wurden so unterbunden.«
    »Ich hoffe, er kommt bald zu einem interessanten Punkt«, schimpfte Luciano leise und gähnte.

    »Ich finde das sehr spannend!«, gab Alisa zurück und funkelte ihn wütend an.
    »Ein zweiter Engländer, Henry Faulds, machte vor einigen Monaten den Vorschlag, Fingerabdrücke an Tatorten aufzunehmen und sie zur Überführung von Verbrechern zu nutzen. Dies bedeutet einen enormen Vorteil in der Bekämpfung von Verbrechen und der Überführung der Täter - seien es nun Menschen oder Vampire. Die hiesige Kriminalpolizei ist entzückt und arbeitet fieberhaft an der Umsetzung.« Hindrik beugte sich vor. Seine Stimme wurde eindringlicher. »Gebt euch nicht der Illusion der Unverletzlichkeit hin! Ihr seid schneller als Menschen, ja, und wisst euch manch magischer Mittel zu bedienen, doch die neuen Methoden und der rasante technische Fortschritt sind gegen uns. Hütet euch davor, die Männer der Kriminalpolizei zu unterschätzen. Sie sind geradezu fanatisch bei ihrer Aufklärung von Verbrechen und erschreckend erfolgreich. Wenn ihr einem Menschen Schaden zufügt, dann seid ihr in ihren Augen zum Täter geworden, und sie werden euch jagen. Dank der Fingerabdrücke können Räuber und Mörder eindeutig festgestellt werden, und es gibt keine menschlichen Sündenböcke mehr, denen

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