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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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dafür ein paar schöne Häuser weichen müssen, nun, dann ist das eben so. Die meisten dieser Bauten hat bereits das große Feuer vernichtet. Das hat keiner gewollt, aber zu ändern ist es ebenfalls nicht mehr.«
    Die beiden Männer gingen weiter, bis sie vor den beiden prächtigsten Gebäuden standen.

    »Und, hast du etwas erreicht?«, fragte der Architekt.
    Franz Andreas Meyer schüttelte den Kopf. »Mit allen anderen Eigentümern ist der Verkauf geregelt. Einige der Häuser gehören sowieso der Stadt, aber bei diesen beiden stehe ich vor einem Rätsel. Egal welche Spur ich verfolge, sie verliert sich im Nebel.«
    »Und die Kosten? Ich meine, es fallen Gebühren und Steuern an. Du musst dem Strom des Geldes folgen.«
    Der Ingenieur schnaubte abfällig. »Meinst du, darauf bin ich noch nicht gekommen? Die Gelder treffen pünktlich ein, seit Jahrzehnten, gleichmäßig und zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk, doch auch auf diesem Weg ist niemand zu ermitteln, den man wegen des Verkaufs benachrichtigen könnte. Der Senat sagt, wir dürfen sie nicht einfach niederreißen - das wäre mit der Ehre der Kaufmannschaft nicht zu vereinbaren -, doch ich sage, eine Verzögerung können wir uns noch weniger erlauben!«
    Der Architekt machte eine wegwerfende Geste. »Lass die Herren Finanziers einmal ausrechnen, was jeder Tag kostet. Wenn die Senatoren hören, um wie viel Geld es geht, dann werden sie ihre Meinung schnell ändern. Sie alle haben Aktien der Gesellschaft erworben und wollen ihren Gewinn. Da ist es mit der Ehre nicht mehr weit her, wenn man sich zwischen dem einen und dem anderen entscheiden muss.«
    »Ich hoffe, du hast recht.« Er betrachtete nachdenklich die mit kunstvollen Eisenbeschlägen verzierte Tür.
    »Was ist?«
    »Vielleicht sollten wir einfach hineingehen und innen nachsehen, ob wir einen Hinweis auf den Eigentümer finden«, schlug der Ingenieur vor.
    Der Architekt wiegte den Kopf hin und her. »Ich weiß nicht. In den Augen der Polizei wäre das Einbruch.«
    »Ach was. Wir wollen ja nichts stehlen. Wir wollen den Eigentümern nur zu ihrem Recht verhelfen.«
    »Es ist sicher abgeschlossen. Du kannst nicht einfach die Tür aufbrechen.«
    »Ich kann zumindest nachsehen, ob sie wirklich verschlossen ist«,
widersprach Meyer. Er hob die Hand, um sie auf die geschwungene Klinke zu legen, doch sein Arm schien ein Eigenleben zu entwickeln, so als wollte er nicht, dass sich seine Finger um diese Klinke schlossen. Er keuchte.
    »Was ist mit dir?«
    »Ich weiß nicht. Ich fühle mich plötzlich so schwach und andererseits auch, als müsste ich in tödlichem Schreck davonlaufen.« Er lachte unsicher. »Ich bekomme bestimmt eine Grippe, ich habe es befürchtet. Lass uns gehen.«
    Nun aber hatte auch den Architekten die Neugier gepackt. Und obwohl sich sein Gesicht zu einer Grimasse verzog, als litte er furchtbare Schmerzen, streckte er langsam den Arm aus und stieß dann g egen die Tür. Zu beider Überraschung schwang sie geräuschlos auf.
    »Nun dann«, sagte Oberingenieur Meyer, »wenn nicht abgeschlossen ist, kann keiner etwas sagen. Wir sind uns gegenseitig Zeuge, dass wir nichts Unrechtes wollen. Nach dir.«
    Er trat beiseite, um dem Kollegen den Vortritt zu lassen, doch der wich ebenfalls zurück.
    »Nein, nein, es war deine Idee. Ich komme dir nach.«
    Sie beugten sich vor, um einen Blick von der großen Halle zu erhaschen, konnten sich aber nicht entschließen, die Schwelle zu überschreiten.
    »Wir sollten die Durchsuchung doch einem der Senatoren überlassen«, sagte der Architekt.
    Der Ingenieur nickte erst, dann aber schüttelte er vehement den Kopf. »So ein Unfug. Jetzt sind wir schon einmal da und die Tür ist offen. Warum stellen wir uns an wie zwei Mädchen, die sich nicht in den dunklen Keller hinuntertrauen?«
    Ja, dies traf das Gefühl, das ihm den Magen zusammenkrampfte. Furcht, oder besser gesagt: nackte, kalte Angst, die seine Nackenhaare aufstellte und seine Schläfen feucht werden ließ. »Doch die Grippe«, redete er sich ein, denn was sollte es sonst sein?
    Der Architekt schob sich ein Stück nach vorn, um wenigstens bis zur Treppe sehen zu können. Dann trat er unvermittelt drei Schritte
in die Halle. So angespornt, befahl Franz Andreas Meyer seinen Beinen Gehorsam und folgte ihm. Das Haus strahlte eine seltsame Atmosphäre aus. Es wirkte nicht bewohnt. Es war kühl und roch modrig. Keine abgestandenen Küchendüfte hingen in der Luft, kein Feuergeruch von den Öfen. Und dennoch

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