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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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gekommen.
    »Wartet auf mich!« Luciano, der es wie üblich nicht so eilig gehabt hatte, seinen Sarg zu verlassen, stolperte hinter ihnen her und fuhr sich dabei mit den Fingern durch das kurze schwarze Haar. »Irgendwas geht hier doch schon wieder vor sich?« Er sah von einem zum anderen.
    »Ah, unser Dickerchen hat es auch gemerkt«, rief Franz Leopold.
    »Er ist gar nicht mehr dick!«, verteidigte ihn Alisa.
    »Auf deine Freundin ist doch stets Verlass«, schnurrte der Dracas.
    Während die Freunde sich weiter aufzogen, umrundete Ivy die Halle, die Sinne weit geöffnet, dass ihr auch keine der Duftspuren entging, die die Menschen zurückgelassen hatten. Alisa hielt inne und schloss sich Ivy an.
    »Sie sind nicht weit gekommen, oder?«
    »Nein, ich wittere zwei Männer, wie Seymour es gesagt hat. Sie waren hier an der Tür, sind über die Schwelle getreten und in die Halle. Einer hat sich der Truhe genähert, jedoch keinen der Gegenstände berührt.«
    »Was hat sie verjagt?«, murmelte Alisa, die sich aufmerksam umsah.
    »Seymour und die Furcht, die euer Bann in ihnen aufwallen ließ«, fasste Ivy zusammen.
    »Ihre Angst allein hat nicht ausgereicht. Seymours Auftauchen war nötig, um sie in die Flucht zu schlagen«, sagte Alisa bitter, fuhr dann allerdings den Wolf an: »Was hast du dir dabei gedacht, dich den
Menschen zu zeigen? Wenn sie das weitererzählen, haben wir hier bald Großwildjäger mit Gewehren oder die Tierfänger von Hagenbeck, die dich für ihre Käfige wollen. Gab es keinen anderen Weg?«
    Seymour knurrte und drehte Alisa den Rücken zu. In Gedanken beklagte er sich bei Ivy.
    Ganz unrecht hat Alisa nicht, stimmte Ivy ihr vorsichtig zu. Es ist für alle gefährlich, wenn du dich zu leichtfertig zeigst, und das ist hier schon das zweite Mal. Das Kind hat dich ebenfalls entdeck t. Wenn ein Mensch eine unglaubliche Geschichte erzählt, so hört ihm keiner zu, doch wenn mehrere unabhängig voneinander das Gleiche behaupten, werden sie aufhorchen. Also halte dich zurück! Wir sind hier nicht in Irland, wo es nichts Besonderes ist, einem Wolf zu begegnen.
    Beleidigt sprang Seymour die Treppe hoch und zeigte sich erst wieder, als die Erben ihr Blut getrunken hatten und sich auf dem Boden zur nächsten Lektion zusammenfanden. Alle waren aufgeregt und schwatzten durcheinander, obwohl es wieder um Knoblauch ging und vor allem die Dracas und die Lycana sehr daran interessiert waren, sich gegen diese Gefahr zu immunisieren. Sie waren die beiden Clans, denen das Gewächs am meisten zusetzte. Ob Blüten oder Knollen, sie konnten sich nicht nähern oder es gar berühren. Und auch die Pyras und die Nosferas kämpften noch.
    Obwohl Ivy auch nach den ersten Stunden noch immer Schwierigkeiten mit der Macht der Pflanze hatte, schlüpfte sie mitten im Unterricht - zumindest fast unbemerkt - hinaus. Sie bat Franz Leopold, mit dem sie die Übung machte, und Seymour um Stillschweigen. Ivy eilte durch den Verbindungsgang im Souterrain ins Nebenhaus und stieg zum Kontor hinauf. Wie sie erwartet hatte, saß Dame Elina mit ihren Vertrauten zusammen. Der Vorfall hatte sie aufgeschreckt und erforderte Maßnahmen. Lautlos näherte sich Ivy und schnappte Dame Elinas Worte auf:
    »Natürlich ist mir klar, dass wir den Schutz verstärken müssen. Wir haben eine große Verantwortung den Erben und ihrer Familien gegenüber übernommen. Aber wir Vamalia sind nun einmal keine Meister, wenn es um magische Schutzbarrieren geht.« Ihre Stimme klang gereizt. Ivy zögerte, doch dann trat sie entschlossen vor.

    »Verzeiht, Dame Elina, doch vielleicht kann ich behilflich sein.« Das Lächeln der Vamalia wirkte ein wenig gequält. »Das ist sehr freundlich von dir, Ivy, aber ich fürchte, dir ist nicht bewusst, dass es hier um höhere Magie geht.«
    »Ich weiß«, sagte Ivy schlicht und bot noch einmal ihre Hilfe an.
    »Du weißt nicht, wovon du sprichst, Kind«, unterbrach sie einer der Altehrwürdigen mit kahlem Schädel.
    »Dein Platz ist drüben bei den anderen, um für deine Zukunft zu lernen«, fiel ein dürres Weibchen ein, das kaum größer war als die Lycana mit dem Silberhaar.
    »Lasst es mich wenigstens versuchen«, bat Ivy, die sich zwingen musste, freundlich und ruhig zu bleiben.
    Dame Elina trat auf sie zu, legte ihr den Arm um die Schulter und schob sie in den Flur hinaus. »Wir danken dir für das Angebot, aber der Platz der Erben ist in der Akademie. Ihr wollt doch etwas lernen, nicht wahr? Wir werden mit diesem Problem

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