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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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unsere Taten zugeschrieben werden. Wir müssen stets auf der Hut sein und bemüht, keine Spuren zurückzulassen, die uns verraten könnten.«
    Luciano schien nicht beeindruckt zu sein. »Um uns zu überführen, müssten sie uns erst einmal fangen. Was nützen ihnen sonst die ganzen Fingerabdrücke. Dann bleiben die Fälle halt offen.«
    »Je mehr ungeklärte Fälle es gibt, desto größer werden ihre Anstrengungen, die Täter zu finden und zur Strecke zu bringen«, warf Alisa ein.
    »Ja und?« Luciano war noch immer nicht überzeugt und hob die Schultern. »Sollen sie sich doch anstrengen und vor sich hin grübeln. Uns werden sie nicht fangen.«
    »Dann bleibt mir nur zu hoffen, dass dir deine Überheblichkeit nicht eines Tages zum Verhängnis wird«, gab Alisa zurück.
    Ivy ging hinter ihnen die Treppe hinunter, als ihr Blick auf zwei Serv ienten fiel, die sich an der Haustür zu schaffen machten. Ivy
drängte sich an Alisa und Luciano vorbei, um zu sehen, für welche Sicherheitsmaßnahmen sie sich entschieden hatten.
    »Ein Riegel«, sagte sie tonlos. »Ein ganz gewöhnlicher eiserner Riegel.«
    »Ganz so dumm ist es nicht, menschliches Gerät gegen Menschen einzusetzen«, sagte Alisa ein wenig kleinlaut. »Sie sind es gewohnt, ihre Häuser auf diese Weise zu schützen.«
    »Ich hoffe nur, das ist nicht alles, was die Vamalia zu bieten haben«, meinte Franz Leopold und musterte den Riegel geringschätzig.
    »Es waren nur zwei neugierige Männer, die einen Blick riskiert haben«, versuchte Alisa, die Freunde und sich selbst zu beschwichtigen.
    Hoffen wir es, dass es so ist und sie nichts Böses im Schilde führen, dachte Ivy.

    Die Männer der Hamburger Bürgerschaft, die im Senat und im Vorstand oder dem Aufsichtsrat der Freihafen- und Lagerhaus AGsaßen und Teile ihres Vermögens in den Bau der Speicherstadt gesteckt hatten, überlegten nicht lange. Eine Verzögerung kam nicht infrage! Die Abbrucharbeiten mussten zügig vorangehen. Das notwendige Dokument wurde ausgestellt, zwei der Abbruchfirmen zum östlichen Teil des Kehrwieders abbeordert. Es war gerade erst Mittag, als die Wagen durch die Straße ratterten und am Fuß der barocken Häuserreihe stehen blieben. Die Stimme des Vorarbeiters hallte durch die Geisterstadt, in der niemand mehr wohnte. So dachten die Männer jedenfalls. Munter scherzend begannen sie, das schwere Gerät abzuladen, während die Bewohner der beiden Häuser in ihrem todesähnlichen Schlaf erstarrt waren und nichts von dem sich zusammenbrauenden Unheil bemerkten. Nur einer war hellwach. Wie üblich hatte sich Seymour auf Ivys Sargdeckel niedergelassen. Er spitzte die Ohren, als die Wagen nicht wie bisher am Pickhuben anhielten, sondern weiter auf die Kehrwiederspitze zurollten. Der weiße Wolf zuckte nervös, als sich Stimmen dem Haus näherten und das Knirschen der Räder direkt vor der Tür erklang. Mit einem Satz war er an der Tür und rannte eine Treppe hinunter. Die Tür zu einer
der Kammern war nur angelehnt. Er drückte sie mit der Schnauze auf und sprang auf einen Sekretär, von dem aus er durch das Fenster auf die Straße hinabsehen konnte. Unschlüssig beobachtete er die Männer des Abbruchunternehmens, die ihre Vorschlaghämmer zur Hand nahmen und sich um den Mann scharten, der vermutlich der Vorarbeiter war. Sie lauschten seinen Anweisungen. Er gestikulierte und redete eindringlich auf die Männer ein. Seymour konnte die Worte durch das Fenster zwar hören, doch er verstand die deutsche Sprache nicht. Dennoch konnte er sich ungefähr denken, worum es ging. Rasch verließ Seymour seinen Platz und lief in die Halle. Der schwere Riegel, den die Servienten in der Nacht besorgt und befestigt hatten, war vorgelegt, doch das würde diese Männer nicht aufhalten! Er konnte nur darauf hoffen, dass der Bann sie in Angst und Schrecken versetzte.
    Der Wolf blieb mitten in der Halle stehen, unschlüssig, wohin er sich wenden sollte. Zwei Männerstimmen erklangen nun direkt vor der Haustür. Seymour lief in die Küche und lugte aus dem niederen, vergitterten Fenster nach draußen. Ja, sie standen auf den Stufen. Einer rüttelte an der Türklinke und fuhr dann zurück, als habe er sich die Hand verbrannt. Der andere winkte ihn zurück und holte mit dem Vorschlaghammer aus. Den Stiel umklammert, den Hammer erhoben, stand er einige Augenblicke wie erstarrt da, doch er schlug nicht zu. Mit verwirrter Miene ließ er den Hammer wieder sinken.
    Der Vorarbeiter kam gelaufen und rief etwas. Er griff

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