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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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den meisten Verbrechen. Mehrere Hundert Banden teilten sich die Gebiete entlang der Themse auf, sodass die Hälfte aller Schiffsladungen ihren Bestimmungsort nie erreichte. Es gibt Schätzungen, dass dreißigtausend Bewohner vor allem der östlichen Stadtteile von Einbrüchen lebten. Tausende hatten sich auf Diebstahl spezialisiert, die jüngsten Diebe, die bereits sorgsam ausgebildet wurden, waren kaum fünf Jahre alt.«
    » Was besonders eindrucksvoll von Dickens beschrieben wurde«, unterbrach eine jungenhafte Stimme. Vincent war zurückgekehrt.
    » In Oliver Twist beschreibt er so eine Schule der Taschendiebe, wie er sie am Saffron Hill in Camden in einer heruntergekommenen Schenke entdeckt hat. Die Kinder mussten an einem mit Glöckchen bestückten Mantel ihre Fingerfertigkeit üben. Wehe eines der Glöckchen klingelte, während sie ein Schnupftuch oder einen anderen Gegenstand aus den Manteltaschen fischten! Dann setzte es Prügel.«
    » Wir wollten über den Beginn von Scotland Yard nachlesen«, erinnerte Marie Luise und streckte Alisa das Buch, das sie in der Hand hielt, aufgeschlagen entgegen. Vielleicht hatte sie keine Lust, es den anderen zusammenzufassen, oder ihr Englisch war nicht gut genug und sie wollte sich vor den anderen nicht bloßstellen.
    » Wenn du dir nur nicht immer über andere Gedanken machen und dich ständig mit Sachen beschäftigen würdest, die dich nichts angehen!«, keifte Marie Luise, die sich vermutlich ertappt fühlte. Alisa nahm sich fest vor, ihren Geist wieder besser vor den anderen zu verschließen. Wenn Marie Luise so einfach in ihr lesen konnte, dann gelang das Leo auch, wenn er es versuchte, und das wollte sie auf keinen Fall. Er sollte sich nicht auch noch am Ausmaß ihres Schmerzes weiden. Nein! Sie konnte zwar immer noch nicht begreifen, warum er sie zurückwies und mit solcher Kälte behandelte– außer, weil er sich nun vielleicht doch für Ivy entschieden hatte? Aber selbst dann wäre es doch möglich gewesen, Freunde zu bleiben?
    Es fiel ihr schwer, sich das vorzustellen. Danebenzustehen, wenn er Ivys Hand nahm und sie küsste. Nein, vielleicht war die einzige Möglichkeit, sich ganz aus dem Weg zu gehen. Damit das Brennen in ihrer Brust irgendwann einmal nachließ. Aber musste sie deshalb auch ihre anderen Freunde verlieren? Das traf sie fast noch einmal so hart.
    Klar, über Ivy brauchte man nicht mehr nachdenken, wenn sie an Leos Seite blieb, aber Luciano? Er war schon immer in Ivy vernarrt gewesen und würde vermutlich ihre Freundschaft wählen und Alisa dafür aufgeben, wenn er gezwungen war, sich zu entscheiden. Sie warf Malcolm einen dankbaren Blick zu. Wenigstens ihn konnte sie ihren Freund nennen!
    Sie sah ein gehässiges Glitzern in Marie Luises Augen, wobei sie sich eigentlich sicher war, ihren Geist sorgfältig verschlossen zu haben. Doch vielleicht war es zu naheliegend, woran sie dachte?
    Alisa rief sich zur Ordnung und richtete ihre Gedanken wieder auf die Gründung von Scotland Yard aus.
    » Ah, hier! Es war der spätere Premierminister Robert Peel, der 1829 die Metropolitan Police of London gründete. Die ersten eintausend Bobbys trugen bereits eine blaue Frackjacke, weiße Hosen und Zylinder, wie heute noch, und wurden auf mehrere Reviere verteilt. Anscheinend haben die Londoner sich nicht darüber gefreut. Sie fürchteten, von der Regierung stärker überwacht zu werden, und verhielten sich recht feindselig. Was allerdings auch daher kam, dass die Polizei ihre Schlagstöcke gnadenlos gegen Demonstranten und andere Unruhestifter einsetzte. Übrigens, die City of London bekam eine eigene Polizei. Auch heute ist das noch immer ganz strikt getrennt. Bei unserem Fall wäre die Citypolizei zuständig gewesen, da sowohl die Kirche als auch der Fleischerladen und Sweeneys Haus östlich der Temple Bar und somit innerhalb der Grenze der City of London gelegen sind.«
    » Wenn es diese Polizei damals schon gegeben hätte«, warf Tammo ein. Alisa nickte.
    » Und was interessiert uns diese Metropolitan Police?«, erkundigte sich Fernand. » Ich dachte, wir suchen nach Scotland Yard.«
    » Wenn ihr mich nicht ausreden lasst«, sagte Alisa und fuhr fort: » Als Präsidium der neuen Polizei wurde in Westminster das Haus am Whitehall Place 4 gewählt, wo einst der Whitehall Palace stand, ehe er abbrannte. Der Hintereingang, den die Polizisten meist benutzten, ging zum Great Scotland Yard hinaus. In den 40er-Jahren schließlich wurde eine Kriminalabteilung

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