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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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eisernen Willen. Hatte das ihr Dasein als Wesen der Nacht mit sich gebracht, das nun schon mehr als einhundert Jahre andauerte, oder war es den jüngsten Ereignissen geschuldet? Vermutlich beides.
    Er öffnete die Augen und richtete den Blick wieder auf Ivys erstes Schreiben. Sie war also noch einmal bei Bram gewesen und hatte dort seinen Brief gefunden, den er ihm als Antwort gesandt hatte. Anders war ihr Wissen um seine Reisevorbereitungen nicht zu erklären. Oder hatte Bram ihn der Vampirin vorgelesen? Auch das traute er seinem Freund zu. Egal, wie sie an die Informationen gelangt war, jedenfalls schrieb sie ihm und forderte ihn auf, seine Reise nach London zu verschieben.
    Nein, sie wolle ihn keinesfalls davon abhalten, diese erstaunliche Stadt zu sehen und seine Freundschaft mit Bram Stoker zu erneuern. Unter Umständen könne sein Besuch hier sogar bald vonnöten sei, doch im Augenblick sei es nicht passend. Er solle sich gedulden und in Amsterdam bleiben, bis sie sich wieder melde.
    Van Helsing war über diese Nachricht erstaunt– dass die irische Vampirin überhaupt an ihn schrieb– und auch ein wenig verärgert, wie sie sich erdreisten konnte, über seinen Aufenthaltsort bestimmen zu wollen.
    Seine erste Reaktion war Trotz gewesen, und er war schon auf dem Weg zum Dachboden, seinen Koffer zu holen, um für eine Reise nach London zu packen, als er innehielt und darüber nachzudenken begann, was Ivy zu diesem Brief bewogen haben mochte. Es ging nicht einfach darum, ihn von London fernzuhalten, solange die Erben dort ihrer Ausbildung nachgingen. Nein, diesen Gedanken verwarf er gleich wieder. Warum sonst der Nachsatz, dass seine Anwesenheit vielleicht später vonnöten sein könnte?
    Vielleicht fürchtete sie, Dracula könne von ihrem Aufenthalt im Königreich erfahren und einen zweiten Versuch wagen, sie in seine Gewalt zu bekommen? Hatte er ihnen nicht deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich nur für den Moment geschlagen gab und sich zurückzog, um seine Wunden zu lecken und neue Pläne zu schmieden?
    Van Helsing dachte lange darüber nach. Konnte es sein, dass ihn Ivy zu Hilfe rufen wollte, wenn sie sich von Dracula bedroht fühlte? Einen Vampirjäger, der sie vor dem Vater der Vampire beschützen sollte? Immerhin hatte er schon einmal geholfen, sie zu retten. Möglich war es, und dennoch meinte er, noch etwas anderes zwischen den Zeilen lesen zu können. Er fragte sich, wer hier in diesem Spiel die Fäden in der Hand hielt, und wer die Puppen waren, die an ihnen tanzten.
    Sooft er Ivys Brief auch las, er kam nicht dahinter. Dennoch, seine Neugier war geweckt, und er war bereit, zumindest vorläufig abzuwarten, wie sich die Dinge entwickelten. Er schrieb Bram, dass ihn wichtige Untersuchungen noch eine Weile in Amsterdam festhielten und er sich rechtzeitig melden wollte, wenn er seinen Reisekoffer packen würde, um nach London zu fahren.
    Dann stürzte er sich wieder in seine Forschungen. Er untersuchte den interessanten Fall einer jungen Frau, die nach einer Reise ins ferne Siebenbürgen mit seltsamen Stimmungsschwankungen zurückgekehrt war. Sie nachtwandelte, fühlte sich schwach und war blass. Ihr Vater, ein Freund aus alten Tagen, war wie ihr Hausarzt ratlos und hatte van Helsing als Experten hinzugezogen. Ihm war klar, worum es sich handelte, als er die winzigen Spuren nicht verheilender Wunden an ihrem Hals entdeckte. Was ihn allerdings erstaunte, war die bleibende Wesensänderung der Patientin, obwohl sie doch aus der Reichweite des Vampirs, der sie gezeichnet hatte, entfernt worden war. Van Helsing dachte an Latona, die er in Wien untersucht hatte, und die ihm später, als er ihr Vertrauen gewonnen hatte, so manch interessantes Detail verraten hatte. Vielleicht sollte er noch einmal mit ihr reden? Ja, das versprach interessant zu werden.
    Währenddessen testete er verschiedene Behandlungsmethoden an seinem neuen Vampiropfer, ohne zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen. Es war, als würde ein Fieber die junge Frau verzehren.
    Zum Teufel mit Ivy und ihrem Intrigenspiel! Wer war er, dass er sich von einem irischen Mädchen vorschreiben ließ, wann er sich wo aufhielt?
    Van Helsing hatte sich eigentlich schon entschlossen, die Reise nicht länger aufzuschieben, als er ein zweites Schreiben aus Ivys Hand erhielt. Mit einer ungebührlichen Hast, die er sich nicht eingestehen wollte, riss er den Brief auf und entfaltete das Blatt aus schwerem, teurem Papier.
    Wie vom Donner gerührt starrte er

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