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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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verwelkt.«
    Sie spazierten weiter. Alisa ließ ihn los, nachdem sie spürte, dass sie sich zwar nur langsam, aber doch recht sicher auf den Beinen hielt. Sie kehrten um und folgten den Mauern der Bibliothek und der Inner Temple Hall bis zu dem von Säulen getragenen Gewölbe, das in den schmalen Pump Court führte. Auch er lag noch im Schatten.
    » Was macht ihr, wenn die Sonne zu hoch steht, um die Höfe sicher durchqueren zu können?«, fragte Alisa, die interessiert ihren Arm betrachtete, dessen fast durchscheinende weiße Haut ihren Glanz verlor und sich in Grau wandelte. Zumindest schmerzte es bislang nicht.
    » Wenn die Sonne hoch am Himmel steht, müssen wir durch die Keller. Sieh dir die Gebäude an, die die Höfe umschließen. Alle Keller sind miteinander verbunden, sodass wir jeden Winkel des Temple erreichen können, ohne einen Fuß nach draußen setzen zu müssen. Ich meine natürlich außer der Templerkirche. Die kann ohnehin keiner betreten.«
    Außer den Nosferas und uns Erben, fügte Alisa in Gedanken hinzu.
    » Und wenn ihr euch außerhalb des Temple bewegen wollt? Ich dachte, ihr nehmt an den Gerichtsverhandlungen im Old Bailey teil«, bohrte Alisa weiter.
    » Dann müssen wir den Weg durch die alten Abwasserkanäle wählen, was keiner gerne tut, denn es ist nicht einfach, sich dort unten Robe und Perücke nicht zu beschmutzen. Was macht das für einen Eindruck, wenn man von Unrat stinkend im Gerichtssaal auftaucht!«
    Alisa grinste bei der Vorstellung, dann zog sie die Stirn kraus. » Die alten Gänge unter der Fleet Street , die schon unser mörderischer Barbier Sweeney benutzt hat?«
    Vincent nickte. » Genau. Durch sie kommt man zum Old Bailey und durch die halbe Stadt. Seit das Embankment am Ufer der Themse gebaut wurde, kann man bei jeder Tageszeit geschützt sogar bis nach Westminster laufen.«
    » Zu Scotland Yard?«
    » Zum Beispiel.«
    Vom Pump Court her kam Malcolm auf sie zu. Er strahlte Alisa an. » Was für eine Freude, dich hier zu sehen– vor allem um diese Tageszeit! Du hast es also geschafft. Ich gratuliere dir! Ich wusste, dass du den Kniff irgendwann herausfinden würdest. Denn du bist keine, die sich von ein paar Unannehmlichkeiten abhalten lässt.«
    Alisa zog eine Grimasse. » Ein paar Unannehmlichkeiten ist dreist untertrieben. Es sind Höllenschmerzen!«
    Malcolm nickte zögernd. » Ich weiß nicht. Für euch vielleicht. Ich empfinde es lediglich als unangenehm.«
    Fragend sahen sie zu Vincent.
    » Die Schmerzen werden mit jedem Mal weniger, du wirst sehen.«
    » Das ist beruhigend«, meinte Alisa, die sich vornahm, gleich am nächsten Morgen wieder die Sonne zu besiegen.
    » Und was machen wir jetzt?«, fragte sie versucht munter, obgleich sie das Gefühl hatte, ihre Muskeln würden sich bei jedem Schritt verkrampfen. Ihre Haut hatte inzwischen einen deutlichen Grauton angenommen, und sie fragte sich bang, wie ihr Gesicht wohl aussah.
    » Jetzt wird Malcolm dich zu deinem Sarg begleiten. Das reicht für heute.«
    Alisa protestierte anstandshalber, da sie nicht zugeben wollte, wie erleichtert sie war, obgleich wach zu bleiben jetzt wirklich einfacher war als während der ersten Minuten des Tages, bis die Sonne den Horizont vollständig überwunden hatte.
    Vincent überließ Malcolm Alisas Arm, verbeugte sich und verabschiedete sich von den beiden. Dann verschwand er unter dem Durchgang des Pump Court, seinen Vampirroman noch immer in der Hand. Vermutlich wollte er schnell zu seinem Sarg, um in Ruhe sein Buch zu Ende lesen zu können, vermutete Alisa, die sich von Malcolm über die Straße führen ließ, die den Inner Temple vom Middle Temple trennte. In diesem Moment war sie froh, dass sie so schmal war. Der obere Teil der Häuser war bereits in gleißendes Sonnenlicht getaucht. Die Straße selbst aber lag noch im Schatten.
    » Heute muss mich niemand zu meinem Sarg tragen«, triumphierte Alisa, als sie die Eingangstür hinter sich zuzogen.
    » Das wurde aber auch langsam Zeit«, antwortete ihr eine wohlbekannte Stimme, während sie gleichzeitig Malcolms Bedauern über diese Tatsache auffing.
    Was gab es da zu bedauern? Er war Latona verpflichtet, dachte sie fast ein wenig erzürnt, ehe sie sich dem Dracas zuwandte, der lässig die Treppe herunterkam. Er bewegte sich langsam, doch sie konnte nicht sagen, ob das Tageslicht ihn lähmte oder ob er nicht schneller sein wollte.
    » Guten Morgen Alisa. Darf ich dir verraten, dass das Tageslicht deinem Teint nicht gerade

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