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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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Fünf-Milliliter-Spritze.
    Als alle vier Röhrchen leer waren, nahm sie eine größere Pipette und saugte damit etwas sterile Lösung aus einer Phiole mit Gummistopfen, leerte den Inhalt in die Spritze und steckte den Kolben auf. Dann legte sie die mit einer Kappe verschlossene Spritze mitsamt einem verpackten dünnen Rohr, einem Absperrhahn und einer zweiten Spritze, in die sie ebenfalls etwas sterile Lösung aufgezogen hatte, auf ein Tablett.
    Vorsichtig betastete sie das Rohr und musterte die Spritze mit den Embryos auf dem Tablett. Es war riskant, doch die Sache war es wert. Eine genetische Veränderung war unmöglich nachzuweisen, versicherte sie sich ein letztes Mal selbst. Wenn der Suchende nicht genau wusste, wonach er suchen musste, war es buchstäblich unmöglich, in einem einzigen Objekt eine Mutation aufzuspüren. Wie auch – etwa, indem man das ganze Genom sequenzierte?
    Sie wusste, dass es dazu nicht kommen würde, jedenfalls nicht schnell genug, um… Jeden Tag kamen ungewöhnliche Kinder zur Welt, und kein Mensch machte den Frauenärzten einen Vorwurf. Obwohl – manche Leute brauchten immer einen Sündenbock. Doch sie hatte zu lang auf ihre Chance gewartet. Es war leicht, auf dieser Welt zu Geld zu kommen, aber etwas wirklich Entscheidendes zu bewirken, war ein kleines Risiko allemal wert.
    Sie suchte ein paar sterile Handschuhe heraus und legte sie auf das Tablett. Schließlich nahm sie das Tablett und trat mit einem letzten Blick zurück ins Labor auf den Flur hinaus. Sie klopfte kurz an der Tür zum Behandlungszimmer, ehe sie eintrat. Hiroko saß mit einem Tuch über den Beinen auf der Untersuchungsliege, während Richard auf dem Stuhl daneben Platz genommen hatte und Hirokos linke Hand hielt.
    »Sollen wir anfangen?«, fragte Kate routiniert und wusch sich die Hände, ehe sie sich auf einen Hocker vor der Untersuchungsliege setzte. »Bitte legen Sie sich hin und rutschen Sie ganz ans untere Ende.« Kate rückte ihre Lampe zurecht, breitete ein steriles Tuch über einen Ständer am Fuß des Stuhls, ehe sie die Packungen mit dem Rohr und dem Absperrhahn öffnete und sie auf das Tuch legte. Vorsichtig nahm sie die Handschuhe aus der Verpackung und streifte sie über ihre schmalen Hände. Dann verband sie das Rohr mit den Spritzen, entfernte die Verschlusskappen und steckte sie auf den Absperrhahn. Schließlich nahm sie ein Spekulum aus einer offenen Schublade und erklärte Hiroko, dass sie sich erst den Muttermund ansehen müsse, ehe sie die Embryos einpflanzen könne.
    Richard drückte Hirokos Hand und blickte abwechselnd zwischen dem weißen Tuch über ihren Beinen und ihren Augen hin und her. Hiroko sah zu, wie Kate ein langes Wattestäbchen vom Handtuch nahm, und hörte kurz darauf, wie es in den Eimer am Fuß der Untersuchungsliege fiel. Kate erklärte ihr, dass sie nun das dünne Rohr in den Muttermund einführen werde und Hiroko ein leichtes Zwicken spüren könne.
    Hiroko starrte auf das undurchdringliche Tuch und wartete. Die Fußbügel waren wie Fesseln und drückten ihr gegen die Knöchel. Das Herz schlug ihr gegen den Brustkorb wie ein Fisch an der Angel. Ihre Gedanken überschlugen sich. War das richtig? Wollte sie das überhaupt? Ein Gefühl drohenden Unheils befiel sie. Auf einmal verkrampfte sich ihre linke Wade, und ein heftiger Schmerz schoss ihr durchs Bein. »Halt!«, rief sie atemlos. Kate zuckte erschrocken zurück.
    Hiroko nahm das Bein aus dem Bügel und legte es auf der Liege ab. Hilflos suchte sie die sterilen weißen Wände des Behandlungszimmers ab und ließ schließlich den Blick auf Richard ruhen. Er wirkte beklommen und unsicher. Für Richard? Das war der Grund. Für ihn würde sie es tun. Und jetzt war es ja wohl ohnehin zu spät, oder? Hiroko stellte das Bein wieder in den Bügel und rang sich ein mattes Lächeln ab. »Entschuldigung, ich hatte nur einen kleinen Krampf.«
    »Drücken Sie die Daumen.« Kate erwiderte Hirokos Lächeln und drückte nacheinander auf die Kolben beider Spritzen. Sie nahm das Rohr heraus und ließ es in den Eimer zu ihren Füßen fallen. Hiroko hörte Metall klirren und sah, wie Kate auf ihrem Drehstuhl zurückfuhr, das Spekulum in die Spüle warf und die Handschuhe abstreifte. Kate fasste herüber, um das Tuch wegzuziehen und Hiroko dabei zu helfen, sich aufzusetzen und die Füße wieder auf den Boden zu stellen.
    »Das war alles?«, fragte Richard.
    »Ich habe Ihnen ja gesagt, dass das heute ein ganz simpler Eingriff ist. Hiroko, Sie

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