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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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wie Soldaten der königlichen Marine zu zielen verstehen. Und lasst die Entermannschaften antreten – wir gehen an Land!«
    »Aye, Sir«, gab der Erste Offizier zurück.
    Und inmitten all der Betriebsamkeit merkte niemand, wie sich ein riesiger dunkler Schatten von seinem Ankerplatz löste und Kurs auf die Prosecutor nahm, um sie von achtern anzugreifen …

13.
    D ann gibt es in Wahrheit nicht einen, sondern zwei Bricassarts?«, fragte Nick, während sie im Laufschritt durch die Korridore hasteten, die unter ihren Füßen erzitterten.
    »Genau so ist es«, bestätigte Elena. »Der alte Bricassart ist der Anführer der Piraten, sein Sohn Damian der Stellvertreter und seine rechte Hand. Er war es, dem du auf Tortuga begegnet bist.«
    »Das erklärt, weshalb Bricassart seit so vielen Jahren die Karibik unsicher machen kann. Er ist weder Geist noch Phantom, sondern hat lediglich einen ebenso verkommenen Sprössling.«
    »Da sind wir aber froh, nicht wahr, Pater?«, fragte Nobody Jim mit freudlosem Grinsen. »Ich hatte schon damit gerechnet, gegen den leibhaftigen Beelzebub kämpfen zu müssen.«
    »Sag so etwas nicht einmal im Spaß, leichtfertiger Narr«, stieß O’Rorke hervor, der wegen seiner Verwundung Schwierigkeiten hatte, mit den anderen Schritt zu halten. »Es ist schlimm genug, dass Bricassart sich heidnischer Rituale bedient, um seine Herrschaft zu behaupten.«
    Erschüttert hatten die Bukaniere angehört, was Elena ihnen über den Voodoo-Schamanen und das Heer der Untoten berichtet hatte. Nun endlich verstanden sie, weshalb Bricassarts Piraten sich auf so seltsame Weise bewegten und weshalb diese Männer den Tod nicht fürchteten. Das alte Gerücht, dass Bricassart sich der Seelen jener bemächtigte, die in seine Dienste traten, hatte sich bewahrheitet, wenn auch anders als erwartet. Und auch die Darstellungen an den Korridorwänden ergaben plötzlich Sinn.
    Am meisten verblüffte Nick jedoch die Enthüllung, dass sich auch sein anderer Erzfeind, Carlos de Navarro, in Bricassarts Festung aufhielt. Mehr noch, dass sich der Conde vonMaracaibo mit den Piraten verbündet hatte. Elena war voller Bitterkeit gegenüber dem Mann, dem sie Liebe und Verehrung entgegengebracht und der sie schmählich verraten hatte. Offenbar hatte auch Navarro den Voodoo-Trank zu sich genommen und war unter den Bann des Schamanen gefallen – und nun kämpfte seine Tochter auf der Seite seines ehemaligen Sklaven gegen ihn und seinen dunklen Meister. Es war eine seltsame Ironie des Schicksals, nicht weniger grausam als jene, die Clifford Graydon sein Leben lang über das Schicksal seines Sohnes im Ungewissen gelassen hatte. Aber in dieser Nacht schienen alle Schicksale sich zu erfüllen.
    Im Laufschritt stürmten die sechs Gefährten die Treppe zum Audienzsaal empor, rannten durch den breiten Gang und erreichten unvermittelt die große Tür. Die Posten, die davor Wache standen, senkten ihre Piken, als sie die Eindringlinge gewahrten. Einer der Piraten riss den Mund zu einem lauten Warnschrei auf, der seine Lippen jedoch nie verließ – ein Pfeil Unquatls brachte den Mann für immer zum Schweigen.
    Dann waren Nick und seine Gefährten auch schon heran, und ein erbittertes Handgemenge entbrannte. Der Chinese stürzte sich mit flirrenden Klingen auf einen Gegner, der ihn an Körpergröße weit überragte, Nobody Jim focht mit einem Einäugigen. Nick hatte es erneut mit zwei Piraten gleichzeitig zu tun – bis ihm eine weiße Gestalt mit wehendem Haar beisprang und ihre Klinge tanzen ließ.
    Mit dem Entermesser verstand Elena de Navarro beinahe so gewitzt umzugehen wie mit ihrer Zunge. Gekonnte Finten und rasche Ausfälle gingen ihr nicht weniger leicht von der Hand als bissige Bemerkungen, und hatte ihr Gegner zunächst noch hämisch gelacht, zeigte sich schon bald ein Anflug von Panik auf seinen narbigen Zügen.
    Nicks Gegner stach mit der Pike nach ihm und zerfetzte sein Hemd. Nick bekam den Schaft der Waffe zu fassen und zog mit einem Ruck daran, worauf der überraschte Seeräuber in seinen Säbel stürzte. Mit durchbohrter Brust sank der Mann zu Boden, und Nick wandte sich Elena zu, um ihr beizustehen – aber Navarros Tochter brauchte keine Hilfe.
    Mit der einen Hand führte sie die Klinge, während sie mit der anderen den Reifrock gerafft hielt, um sich rascher bewegen zu können. Der Pirat, ein schlanker Kerl mit ungepflegtem Bart und einem Säbelschmiss über der rechten Wange, wich vor ihren schnellen Attacken zurück. In

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