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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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für alle interessanten Spezies ein Handzeichen hatten, waren alle zu bedacht darauf, es nicht zu verpassen, um es Sutter irgendwie mitzuteilen, nach was sie Ausschau hielten. Schon nach kurzer Zeit bewegte sich eine große, graue Schwanzflosse mit einem weißen Rand durch einen der Lichtkegel, und wenige Sekunden später waren alle Scheinwerfer auf das Tier gerichtet – ein kleiner, grauer Riffhai.
    Der Hai drehte Kreise vor dem Riff, stellenweise nur zehn Meter von den Ta uchern entfernt, dann drehte er ins offene Meer ab, bis das Licht der Lampen ihn nicht mehr erreichte. Oder vielmehr sie, für ein Männchen war das Tier doch zu klein. Weiterhin starrten alle gebannt ins Schwarze, hofften, dass das Tier keine Beute finden würde und einen weiteren Kreis dreht. Und tatsächlich kam es wieder. Diesmal waren alle vorbereitet, sie konnten das sanfte Gleiten des Tieres in Ruhe beobachten. Sie sahen die Putzerfische neben ihr herschwimmen. Es war ein majestätischer Anblick.
    Bis der Hai plötzlich einen Haken schlug und blitzschnell im Dunkel des Me eres verschwand. Sutter sah sich um und sah die beiden Hochzeitsreisenden mehrere Meter unter ihm. Schade, dachte Sutter, wären sie weiter oben geblieben, wäre der Hai wahrscheinlich noch einmal wiedergekommen. So aber bekam er wohl Angst – Menschen sind schließlich relativ groß, und nur gefährliche Meeresbewohner tauchen tief.
    •
    „Boah, hab ich einen Schock bekommen“, sagte die frischverheiratete Anne schwer atmend, als alle wieder auf dem Tauchboot saßen und sich aus den nassen, trotz der nächtlichen Temperaturen immer noch viel zu warmen Neoprenanzügen schälten.
    „Der Hai auch“, scherzte Monika, der Tauchguide, und erklärte den beiden une rfahrenen Tauchern die Angst der Haie. Die beiden hörten gespannt zu, während Sutter ein paar Stücke Kokosnuss aß, die der Skipper des Holzbootes vorbereitet hatte. Unter dem sanften Tuckern des alten Dieselmotors fuhren sie langsam wieder zurück zum Resort.
    Dort sah Sutter bereits aus einiger Entfernung, dass Ashari, der sich wirklich ausgezeichnet um jeden Wunsch der vierzehn Gäste des kleinen Resorts kü mmerte, bereits am Steg wartete. Das, wusste Sutter, war kein gutes Zeichen.
    „Mister West“, begann Ashari, noch bevor Sutter das Boot verlassen hatte, „jemand hat Telefon für Sie. Sagt, ist Arbeit. Bigbird ist krank, Sie müssen auf Sendung.“
    Mist, dachte sich Sutter. Genau das brauchte er jetzt nicht, er brauchte Urlaub, er brauchte Ruhe, er brauchte endlich ein paar friedliche Lebewesen um sich herum, so wie den Hai oder vielleicht ein paar Barrakudas. Aber nein, Bigbird ist krank. Kann die verdammte CIA nicht einmal was alleine machen?
    „Mister West“, insistierte Ashari, „Sie machen Sesamstraße ? Fernsehen?“
    Sutter hatte sogar eine Visitenkarte von PBS, die ihn als Art Director auswies. Das Schöne am Medienbusiness in der heutigen Zeit war es, dass sich niemand wunderte, warum man in die abgelegensten Länder der Erde wollte – man musste nur „Location“ sagen und alle waren nett. „Ja. Sesamstraße.“, antwortete er gelangweilt. Er fragte sich immer noch, wie man ihn hier hatte finden können – hier gab es kein Internet, kein Telefon, und der nächste Ort, den man als Zivilisation bezeichnen könnte, war fünfzig Kilometer entfernt.
    „Telefon?“, fragte er fordernd. Ashari zuckte etwas, er war Sutter netter g ewohnt. „Sattelitentelefon“, sagte er, „im Office“. Sutter verfluchte die Technik.
    Im Büro wartete er, bis Ashari gegangen war, was dieser eigentlich nicht wollte . Ein kurzer Hinweis auf wichtige Interna Hollywoods überzeugte ihn schnell. Ein solcher Satz funktionierte oft herausragend gut, auch wenn Hollywood mit der PBS etwa so viel zu tun hatte wie Sutter. Er wählte eine Nummer an der amerikanischen Ostküste, die er auswendig kannte. Das Gespräch wurde nach dem ersten Läuten beantwortet:
    „ Public Broadcasting Service, mein Name ist Mandy, wie kann ich Ihnen helfen?“
    „So ein Zufall“, entgegnete Sutter, „mein Name ist auch Mandy. Ich würde gerne eine Pizza bestellen.“
    „Sir, es tut mir leid, wir liefern keine Pizzen aus.“
    „Haben Sie denn Pizzen zur Abholung?“
    „Nein, Sir.“
    „Können Sie einen bestimmten Pizzabäcker empfehlen?“
    „Selbstverständlich, Sir. Das L'Api'zzeria in Papeete, Boulevard Pomare.“
    Sutter war froh, das dümmliche Intro hinter sich gebracht zu haben, und Tahiti klang nicht allzu schlimm.

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