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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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finden gab.
    Sutter sah das schwarze Zodiac-Ding hy mit dem erstaunlich leisen Motor, bevor er es hörte. Er nahm seinen Arm herunter und packte das Telefon und das Kabel in den Rucksack, vage hoffend, dass es nicht allzu nass werden würde. Auch wenn seine Hoffnungen da nicht allzu groß waren.
    In dem Dinghy saßen vier Mann, alle in schwarzen Neoprenanzügen, drei d avon mit einer Heckler & Kock MP5-N vor der Brust, einer kniete auf dem dicken Gummirand des Bootes und hatte sie in seinen Händen. Während das Dinghy auf den feinen Sandstrand glitt, stand der Mann auf und sagte mit einer sonoren, tiefen Stimme „Hatten Sie eine Pizza bestellt?“
    „Ja, für Mandy“, sagte Sutter.
    „Lieutenant Commander Roger Cowan“, stellte sich Cowan vor.
    „Michael West“, sagte Sutter.
    Cowan drehte sich zu einem der Männer um. „Na, Master Sergeant, das sind dann zwanzig Dollar für mich“, freute er sich. Sutter schüttelte den Kopf. Der Master Sergeant war wohl neu. Leute, die man mit so einer Aktion einsammelt, heißen immer West. Aber daran würde sich der junge Master Sergeant auch noch gewöhnen. Er warf seinen Rucksack in das Dinghy, half den Männern dabei, es wieder ins Wasser zu schieben, und sprang hinein, kurz bevor der Master Sergeant den Motor voll aufdrehte.
    17. Juni 2013
40° 40’ 18.77” Süd, 141° 33’ 13.13” West
Irgendwo im Südpazifik
    Célestine schaffte es fast, sich aus dem Cockpit herauszuhängen, bevor sie sich übergab. Aber eine neongelbe Leine hielt sie fest. Sie blickte kurz aufs Vorschiff, auf dem Grigory, ebenfalls an einer gelben Leine hängend, laut fluchend versuchte, das Fall des im Wind heftig umherschlagenden Vorsegels durchzuschneiden, damit sich das zerrissene Segel endlich in die Weiten des Pazifischen Ozeans verabschieden konnte.
    Vier Wochen waren sie jetzt unterwegs, und es war eine traumhafte Zeit gew esen. Sanfte Wellen, wenig Wind, strahlender Sonnenschein – bis vor einer Woche. Da fing es an, merklich kälter zu werden und der Wind wurde stärker. Grigory fing an, ein uraltes Gerät, das auf einem schmalen Papierstreifen Zahlenkolonnen ausdruckte, dreimal am Tag zu benutzen. „Wechselhaft“, hatte er dann immer gesagt, wenn er die Zahlen lange genug angesehen hatte. Bis zum Morgen an diesem Tag. Da hatte er „Sturm“ gesagt.
    Célestine war auf Schiffen groß geworden, ihr Großvater war Perlentaucher gewesen, und ihr Vater Fischer. Nie, nie in ihrem Leben hatte sie Angst vor dem Meer gehabt, und nie war ihr schlecht geworden. Aber sie hatte auch von ihrem Großvater die Geschichten gehört, wie es ist, wenn Wellen höher sind als man sehen kann, und Winde aufkommen, die so stark sind, dass man nicht mehr stehen kann. Sie hatte es ihm nie geglaubt.
    Ohne merkliches Geräusch löste sich die alte Genua und flog kurz neben der Yacht ins Meer. Der Wind war zu laut, jedes Fall klapperte, jede Want pfiff, jedes Stag vibrierte. Grigory fing an, gebückt und sich mit beiden Händen festhaltend wieder zurück ins Cockpit zu kommen. Die vier Meter hohen Wellen schaukelten das plötzlich so klein wirkende Schiff hin und her, von jeder Seite schwappte Wasser auf Deck – nicht, dass das bei dem Regen jemanden gestört hätte.
    Nach ein paar Minuten war Grigory bei ihr und sagte etwas, das sie beim Getöse der Gischt und dem anderen Lärm um sie herum nicht verstand. Er deutete auf den Niedergang. Nach unten – weniger Luft, schlecht. Dafür weniger Nass – und hoffentlich weniger kalt. Célestine war bis auf die Knochen durchnässt vom kalten Pazifikwasser, es hatte sicher keine zwölf Grad, und sie fror erbärmlich. Grigory setzte sich und packte ihren Lifebelt, löste den Karabiner, der sie mit dem Boot verband, und wartete, bis sie im Niedergang verschwunden war. Danach löste er seinen und folgte ihr, schloss das Schott und legte sein Ölzeug ab.
    Célestine hatte ihre nasse Jacke und die Hose ausgezogen, war darunter aber auch tropfnass. Grigory hingegen sah unter dem orangefarbenen Overall völlig trocken aus. „Wieso bist du so trocken?“, fragte sie.
    „Du erinnerst dich doch an Tahiti, wo ich mich so geärgert habe, dass es nichts ordentliches zum Anziehen für dich gab, oder?“
    Célestine antwortete nicht, sondern klapperte nur frierend mit den Zähnen.
    „Du hast gesagt, du hast eh nicht gerne so viel an, aber ich dachte, nehmen wir wenigstens, was da ist. Aber ich sehe schon, das hilft nichts. Zieh dich ganz aus.“
    Célestine klapperte

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