Die Erben des Terrors (German Edition)
verrückter Wissenschaftler.
„Gib mir die Waffe, dann erschieß ich ihn“.
„Hast du schon mal jemanden erschossen?“
„Nein.“
„Ich auch nicht, und ich hab nicht vor, damit anzufangen.“
„Was willst du dann mit ihm machen?“
„Keine Ahnung.“
„ 如果你们让我走,你们会死 的 “, sagte Xi, Dreyer anstarrend.
„Was war das jetzt? Wenn ihr mich gehen lasst, werde ich nichts sagen ?“
„Eher das Gegenteil – wir werden sterben, wenn wir ihn gehen lassen.“
„Wir könnten ihn ins Wasser werfen.“
„Das würde uns genau fünfzehn Minuten geben, bis er an Land ist, wo sicher sein Telefon liegt.“
„Ich habe gehört, Asiaten können nicht schwimmen.“
Xi fing innerlich an, darum zu beten, erschossen zu werden. Alleine nur, um den Dialog der beiden nackten Verrückten nicht mehr hören zu müssen.
„ 我游得很好 . “
„Er sagt, er schwimmt super.“
„Und was machen wir dann?“
„Immer noch keine Ahnung.“
•
Fünfzehn Minuten später fiel Xi, der bislang gesessen war, zur Seite um.
„Ist er tot?“, fragte Elena.
„Vielleicht simuliert er nur. Sei vorsichtig.“
Elena war vorsichtig, ging auf den Mann zu und berührte seine Halsschlagader. „Ich fühle nichts.“
„Vielleicht hätten wir daran denken sollen, dass der Mann blutet“, sagte Dreyer selbstkritisch.
„Dafür ist jetzt das Problem weg“, sagte Elena. „Aber wir können hier trotzdem nicht bleiben. Ob er nun meldet oder nicht, es wird jemandem auffallen, dass es nicht funktioniert hat.“
„Wo du Recht hast. Blöd. Wenn uns das gleich eingefallen wäre, hätten wir ihn gehen lassen können“, sagte Dreyer, und beugte sich herunter, um den Mann u nter der Reling durch über Bord zu schubsen.
Als Xis Körper auf die Wasseroberfläche aufschlug, ließ er sich zuerst eine We ile untergehen, bevor er anfing, tauchend vom Boot wegzuschwimmen. Das Salzwasser brannte in seinen Augen, vor allem aber in der Wunde. Amateure , dachte er. Schade nur, dass er nicht mitbekommen hatte, wo sie hinwollten.
Guanxi
23. August 2013
17° 50’ 14.58” Nord, 63° 03’ 45.03” West
Zwölf Seemeilen südlich von Sint Maarten
„Schau“, sagte Dreyer zu Elena, die auf der gegenüberliegenden Bank im Coc kpit lag, „wir erleben doch den nächsten Sonnenaufgang.“
„Das ist nicht lustig!“ , entgegnete sie genervt.
Elena hatte Sonnenaufgänge immer schöne r gefunden als Sonnenuntergänge. Ja, Sonnenuntergänge waren romantischer, das musste auch sie zugeben. Aber ein Sonnenaufgang, das war immer etwas Neues. Besonders, wenn die Sonne langsam aus dem Meer auftauchte. Ein neuer Anfang, vor allem heute. Darüber machte man sich nicht lustig. „Können wir das einfach genießen?“
„Was?“
„Den Sonnenaufgang. Ist das nicht wunderschön, wie die Sonne langsam über den Horizont steigt? Wie es langsam heller wird, ganz langsam, und du hinsehen kannst und den Rand der Sonne siehst? Wie es dann plötzlich so hell ist, dass du eine Sonnenbrille aufsetzt?“
Dreyer blickte zur aufgehenden Sonne. „Ist, als würde Gott auch Energiesparlampen verwenden. Gehen halt sehr langsam an“, sagte er. Er gab sich Mühe, nicht über seinen eigenen Witz zu lachen.
Elena nahm seine Zigarettenschachtel vom Cockpittisch und warf sie nach ihm. Sie verfehlte ihn um einen halben Meter, und die Schachtel flog an ihm vorbei, über das Cockpitsüll, über die Reling und landete ohne merkliches Geräusch in der karibischen See. Dreyer drehte sich demonstrativ um, um der Schachtel hinterherzusehen.
„So schlecht war der Witz auch nicht!“, beschwerte er sich. Elena sah sich nach anderen Gegenständen um.
„Aber – das hat mich an jemanden erinnert. Ich muss mal telefonieren.“
„Telefonieren? Es ist halb sechs Uhr morgens? Und zudem wird dein Telefon s icher überwacht.“
„Schau mal auf dein Handy.“
„Wieso?“
„Mach einfach.“
Widerwillig nahm Elena ihr Nokia Lumia aus der Stofftasche am Cockpittisch. „Und?“, fragte sie.
„Ruf jemanden an“, forderte Dreyer.
„Die überwachen mein Handy sicher auch.“
„Schau halt einfach mal drauf.“
Sie sah erst ihn, dann das Telefon an. Über dem eingeblendeten Slider zum Entsperren des Telefons stand in großen, weißen Buchstaben:
NO NETWORK
„Scherzbold“, sagte sie.
„Ja, das auch. Aber mach’s mal aus . Ich habe das Gefühl, dass die das auch überwachen könnten. Offenbar vor allem die Chinesen, wenn der Mann von heute Nacht
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