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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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eventuell Bilder übermittelt hat – oder was auch immer, er hat uns ja gefunden.“
    „Aber du kannst telefonieren?“
    „Ja.“
    „Zeig.“
    „Was?“
    „Dein Handy.“
    Er nahm das alte Samsung Galaxy S aus der Oberschenkeltasche seiner dunkelblauen Hose. Demonstrativ zeigte er es Elena. Es sah aus, als hätte man es in den letzten drei Jahren vornehmlich dazu verwendet, Nägel in die Wand zu schlagen.
    „ Das hat auch kein Netz“, sagte sie. „Und es ist im Flugmodus.“
    „Natürlich, verbraucht nur Strom, und das GPS für die Navigation zieht schon genug Strom.“
    „Dein Handy geht nicht?“
    „Keine Ahnung, mich ruft aber eh niemand an. Ich segle um die Welt, seit drei Jahren.“
    „Und wie willst du dann telefonieren?“, fragte sie, langsam weniger verärgert als verwundert.
    „Magie“, sagte Dreyer und stand auf. Noch bevor Elena ihn mit seinem Handy bewerfen konnte – dadurch hätte es sicher keinen relevanten Schaden genommen – war er im Niedergang verschwunden.
    Ein paar Minuten später tauchte er wieder auf, beide Arme zum Himmel g estreckt, und verkündete „Ta-Da!“. In seiner einen Hand hielt er ein übergroßes, altes Handy, das aussah, als hätte es jemand in den frühen Neunzigern vergessen und Dreyer hätte es dort gefunden. In der anderen Hand hielt er ein kleines, schwarzes Ledermäppchen.
    „Ok, das Satellitentelefon verstehe ich, aber das kleine Buch? Zaubersprüche, d amit es funktioniert, weil es das schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr sollte?“
    „Telefonnummern von alten Freunden.“
    „Hast du die nicht in deinem Handy?“
    Dreyer schwieg. Hatte er natürlich. Aber er mochte sein altes, ledergebundenes Telefonbuch.
    „Und wen willst du jetzt anrufen?“
    „Eine alte Freundin, eher eine meines Bruders“, sagte Dreyer und blätterte nach „R“.
    „Und die hilft uns?“
    „ Das hoffe ich zumindest.“
    „Was macht sie denn?“
    „Probleme lösen.“ Dreyer begann, die zwölfstellige Nummer einzutippen, drückte die Wähltaste und wartete dreißig Sekunden, bis das Telefon einen künstlich klingenden, hektischen Kammerton „A“ von sich gab. War man das harmonische Anläuten europäischer Telefone gewohnt, fand man das auch nach Jahren noch furchtbar.
    „Was“, sagte eine Frauenstimme am Telefon.
    „Hi, ich bin… “, begann Dreyer.
    „Es ist fucking vier Uhr morgens!“. Die Frau war sichtlich nicht begeistert. Und Dreyer hatte sich bei den Zeitzonen wohl etwas vertan – um fünf, hatte er g edacht, könnte man sie ruhig anrufen.
    „Sorry.“
    „Wer zum Teufel bist du eigentlich?“
    „Daniel Dreyer, du weißt, der Bruder…“
    „Danny? Danny? Scheiße, ernsthaft? Ich dachte, du segelst um die Welt?!“
    „Eigentlich schon, aber ich habe da ein kleines Problem… mit meinem Boot.“
    „Und deswegen weckst du mich mitten in der Nacht?“
    „Ja, es ist dringend.“
    „Ich kann keine Boote reparieren, ich …“ sie stockte kurz. Sie wollte einen alten Freund nicht anlügen. „… ich bin Anwältin.“
    „Bei MLCI, der meistdiskutierten Firma auf jedem Verschwörungsblog auf di esem Planeten.“
    „Du glaubt doch nicht, was in Blogs steht, oder?“
    „Ich glaube zumindest nicht, was in den Zeitungen steht. Und ich hoffe, dass es stimmt, was in den Blogs steht, und dass du da nicht nur Kaffee kochst.“
    Schweigen. Dann hörte man wieder die laute, blecherne Stimme aus dem Telefon, das so laut war, dass man es auf dem Festland auch noch hätte hören können.
    „ Ich koche zumindest keinen Kaffee, den holt mein Chef. Meistens.“ Dreyer musste lachen.
    „Was ist denn nun dein Problem?“
    „Nicht am Telefon. Können wir uns irgendwo treffen?“
    „Wo bist du denn?“
    „In der Karibik.“
    „Wie bitte? Sorry, Danny, ich flieg doch nicht mal schnell in die Karibik, es geht doch nicht um Leben und Tod.“
    Dreyer legte eine theatralische Pause ein, damit seine Antwort auch gut ankommen würde. Schließlich sagte er: „Doch.“
    Das Telefon blieb eine Weile still. Plötzlich kam ein energisches „OK, wir kö nnen uns treffen. Wo bist du… oder, nein, sag mir das nicht. Wo können wir uns treffen?“
    Dreyer dachte kurz nach. „Erinnerst du dich an Judy?“
    „Judy? Die Schlampe, mit der dein feiner Bruder im Whirlpool …“
    „Genau die. Erinnerst du dich, was sie gesagt hat?“
    Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Antwort kam. „Shit, Danny, du solltest bei uns arbeiten! Kleinen Moment… Shit, da gibt’s ja gar keine

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