Die Erben des Terrors (German Edition)
Waffe so, wie es sich für einen Soldaten gehört. Es war dunkel, Xi könnte einfach über Bord springen, unter dem Boot zu seiner Ausrüstung schwimmen und wäre weg, mit recht g eringem Risiko, zu sterben. Aber er hatte eine Mission, beschloss er. Er würde das Messer werfen müssen.
Dreyer fixierte den Mann. Keine falsche Bewegung, dachte er. Aber das zu sagen war unnötig, die Pistole in seinen Händen glänzte im Mondlicht. Der Mann saß eine Sekunde regungslos da und bewegte sich dann blitzschnell. Dreyer sah in seiner Hand etwas schimmern, matt, aber sichtbar. Er drückte ab, wie er es beim Militär gelernt hatte. Die Bundeswehr ist schließlich nicht die Polizei, da wird nicht diskutiert.
Die Kugel traf Xis rechte Schulter in der halben Wurfbewegung, sodass das Messer Dreyer um fast einen halben Meter verfehlte.
Unter Deck schrak Elena von einem lauten Knall geweckt auf. Schüsse, wusste sie, die CIA bildet ihre Agenten schließlich wenigstens in einigen Bereichen ordentlich aus. Sie sprang auf, und sah vorsichtig aus dem Luk über dem Bett. Sie sah Daniel von hinten, im Cockpit stehend. „Daniel?“, fragte sie.
„Komm hoch, und bring ein Messer mit. Und ein Seil.“
„Was?“
„Mach!“
Dreyer war noch im grundlegendsten Militärdrill. Sichern. Nicht diskutieren.
Elena nahm ein Messer aus dem Schapp in der Pantry und ging nach oben. „Was für ein Seil?“, fragte sie Dreyer, der mittlerweile auf dem Vorschiff stand. Dann sah sie eine männliche Gestalt bei seinen Füßen liegen, eine Hand auf seine Schulter drückend. Sie ging nach vorne, das Messer fester greifend.
„Wo kommt die Waffe her?“, fragte sie.
„Venezuela. Aber wichtiger ist, wer ist das?“
Elena sa h den offensichtlich chinesischen Mann an – ein glatter Durchschuss an der rechten Schulter. „Sauberer Schuss“, kommentierte sie, „an deiner MAD-Geschichte ist wohl doch was dran?“
Dreyer hatte auf die Mitte des Brustkorbs gezielt, schwieg aber.
„Wer bist du?“, fragte Elena den offensichtlich chinesischen Mann.
„Und vor allem, was machst du hier?“, ergänzte Dreyer.
Beiden war klar, dass die Fragen nutzlos waren. Sie kannten die Antworten. Wahrscheinlich. Vor allem, da der Mann schwieg.
„Sprich! Warum blutest du mir mein Vordeck voll?“, schrie Dreyer.
Schweigen.
„Vielleicht spricht er kein Englisch? Er sieht doch Chinesisch aus.“
„Quatsch“, sagte Dreyer, kurz zu Elena blickend, dann aber wieder den Mann fixierend. „ 说呀 ! 我的前甲板上,你为什么出血 ? “, versuchte er es.
Im Blick in den Augen des Mannes mischte n sich Verwunderung und Schmerzen. Vielleicht war Dreyers Wortwahl auch nicht gut.
„ 你要什 么 ?“, versuchte er etwas einfacheres, etwas, wo er sich sicher war, dass man es nicht falsch verstehen konnte.
„Du sprichst Chinesisch.“, stellte Elena mehr fest, als dass sie es fragte. Dreyer hatte sich neben seinem perfekten Englisch auf Französisch mit den Beamten und Kellnern auf Martinique und Guadeloupe unterhalten, das fand sie schon beeindruckend. Spanisch konnte er auch. Aber Chinesisch?
„Sprechen CIA-Agenten denn überhaupt keine Fremdsprachen?“
„Ich kann fließend Russisch!“
„Russisch? Wie nützlich.“ Dreyer klang sarkastisch.
„ 杀了我 ! “, sagte der Mann auf dem Boden.
„Was hat er gesagt?“
„Töte mich. Oder ich bin ein Hai , aber dann würde das Verb fehlen.“
„Ich dachte, das wäre n die Japaner, die sich selber umbringen müssen, wenn sie ihren Auftrag nicht erfüllen können, so wegen Ehre und so?“
„Sind sie auch.“
„Mich erschießen. Ich sagen nichts“, sagte Xi auf Englisch.
„Vielleicht mag er unsere Unterhaltung nicht?“, scherzte Dreyer, der nicht im Traum daran dachte, den Mann zu erschießen . Zumindest nicht, während er auf seinem Boot lag. Das gäbe schlimmstenfalls ein Loch, und bestenfalls eine Beule.
„Frag ihn, ob er alleine operiert!“
„Ich habe den Eindruck, er versteht uns schon.“
„Ich sagen nichts. Mich erschießen.“
„Das wiederholt sich doch jetzt eh nur“, sagte Dreyer gelangweilt.
Xi sah die attraktive Frau und den wie sie splitternackten Dreyer über sich stehen und war entsetzt darüber, dass der Mann so gut schießen konnte. Das mit der Schulter, war er sich sicher, war kein Glückstreffer, oder daneben, er hatte auf die Schulter gezielt. Die Akte war offensichtlich Mist, das war ein feindlicher Agent, kein Wissenschaftler. Oder ein zumindest sehr
Weitere Kostenlose Bücher