Die Erben des Terrors (German Edition)
den Amerikanern gibt, und uns das zunutze machen.“
„Den Russen? Vielleicht nehmen die uns dann öfter?“, schlug Creyghton vor.
„Ich persönlich würde die Chinesen vorschlagen“, entgegnete Chandima. „Von denen haben wir bisher gar nichts, und der Economist schreibt jede zweite Woche, dass die Zukunft in Asien liegt.“
Alle lachten. Außer Dreyer. „Ist ja schön, dass ihr unser Schicksal so super verkauft bekommt, aber ich habe nicht verstanden, wie uns das helfen soll. Ihr habt doch bisher keinen einzigen Plan gehabt, bei dem wir nicht am Ende sterben, explodieren, gefoltert werden oder sonst was nicht erstrebenswertes passiert.“
„Ja, aber darum geht es doch“, sagte Chandima und nahm ei n Blatt Papier, auf das sie eine horizontale Linie malte. „Diese Achse ist Leben und Tod. Wir haben also Ideen gesucht, bei denen ihr sterbt – die fallen alle raus, beispielsweise hier einklarieren und warten, bis ein Killer kommt.“
Dreyer war wenig beeindruckt und zündete sich eine Zigarette an. Er war m üde, Elena war vor Stunden eingeschlafen, nur die MLCI-Berater wirkten so, als säßen sie nicht bereits seit sechsundzwanzig Stunden hier. Sogar ihre Anzüge und Chandimas Blazer sahen aus wie frisch aus der Reinigung. „Juhuu!“, sagte er sarkastisch und trank einen Schluck Rum.
Chandima malte eine zweite Linie auf das Blatt, sodass sich ein großes Pluszeichen ergab. „Und diese Achse ist glücklich und unglücklich – ihr wollt ja beispielsweise nicht in Guantanamo überleben.“
Prinzipiell fand Dreyer das durchaus gut, und die einfache Matrix, die Chandima gezeichnet hatte, genial. Vier Quadranten, drei davon entweder unglücklich oder tot. Er hatte nur leider wirklich nicht einen einzigen Plan gehört, der in den oberen rechten Quadranten fallen würde, glücklich und lebend, Happily ever after. „Die Grafik ist ja super. Aber wenn man euch zuhört, sind wir dann doch am Arsch, oder?“, fragte er.
„Wieso das denn?“, entgegnete Chandima. „Wir haben doch jetzt alle Möglichkeiten durch, mit denen ihr nicht ans Ziel kommt. Das heißt, wir wissen ganz genau, was ihr nicht machen dürft. Ihr könnt es niemandem sagen – gar nichts. Das muss jemand anderes machen, dem es alle glauben – und da eignen sich die Chinesen, denen wir es stecken.“
„Was stecken?“, fragte die aufwachende Elena.
„Was auch immer Chandima ihnen erzählt“, sagte Creyghton aus der Ecke der Sitzbank. „Das glauben immer alle!“
„Ich bin trotzdem noch dafür, es einfach von einem Googlemail-Account an irgendeinen Verschwörungstheoretiker zu schicken, so eine kurze Zusamme nfassung und ein schlechtes Handyfoto der Startcodes. Der bloggt das sicher, und die Regierung kann erklären, dass sie die Informationen aus der eMail-Überwachung der NSA haben. Da werden sie ja immer noch gekreuzigt dafür in den Medien“, sagte Lowell.
Dreyer und Elena sahen ihn entsetzt an.
„Wieso?“, entgegnete Lowell, „ist doch eine viable Strategie.“
„Kommt überhaupt nicht in Frage?“, sagte Dreyer.
Chandima fuhr fort: „Deswegen ist ja mein Plan, dass wir den Chinesen erzählen, dass das Boot nach New York schon auf dem Weg dahin ist. Und zwar von irgendwo, wo sie selbst nicht rechtzeitig hinkommen, also auf hoher See. Was sie, wenn das mit dem Gold in der Federal Reserve Bank of New York stimmt…“
„Das stimmt schon“, unterbrach Malloy kurz, bevor Chandima weitersprach:
„… wenn das stimmt, dann werden sie es den Amerikanern sagen. Und sie we rden ganz sicher nicht sagen, woher sie das wissen – warum auch? Wissen ist Macht, und zudem können sie es notfalls auf ihren eigenen Agenten schieben, deinen Freund Jin.“
„Das macht Jins Situation nicht besser“, warf Dreyer ein.
„Ändert aber auch seinen Status Quo nicht. Und zudem interessiert sich in ein paar Wochen, wenn das alles vorbei ist, niemand mehr für Jin.“
„Aber für uns?“, fragte Elena.
„Das ist was anderes“, warf Malloy ein. „Ihr seid Terroristen, gesucht von der gesamten Welt. Jin ist nur ein abtrünniger chinesischer Agent.“
„Ich bin kein Terrorist“, sagte Elena.
„Wie auch immer“, riss Chandima das Gespräch wieder an sich, „Die Amerikaner werden den Chinesen die Geschichte jedenfalls glauben. Und, wenn sie nicht anders können, da ihr ja die Codes kennt – Daniel, du gibst uns den roten Umschlag noch mit – werden sie einfach das Schiff versenken.“
„Wenn sie es denn finden“, sagte
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