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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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dritten Mal. Es handelt sich um einen Fall von höchster Dringlichkeit…“ – der alte Mann stellte den Lautsprecher leiser.
    „Also, was denken Sie?“ , fragte er.
    Die Sta bschefs sahen fragend den Präsidenten an. Dieser nickte.
    •
    Der Corporal hätte dem nervtötenden Mann vor ihm die Vorzüge eines Tasers schon gerne seit langem demonstriert, wenn dieser nicht kontinuierlich einen russischen Diplomatenpass vor seinem Gesicht hin- und herwedeln würde. Wäre nicht schon wieder so eine dämliche Lockdown-Übung, könnte er wenigstens seinen Vorgesetzten fragen. So aber waren die Regeln klar: Keiner kommt rein, keiner geht raus. Und der Corporal würde hier stehen, bis er tot umfiel – oder abgelöst würde. Keine Ausnahmen, außer der Präsident der Vereinigten Staaten persönlich…
    „Corporal“, sagte ein drahtiger, blonder Mann hinter dem nervtötenden Ru ssen, dessen Redeschwall dadurch endlich unterbrochen würde. Er musterte den Mann – sicher Ex-Militär, die Spuren uralter Schrapnelwunden an der linken Wange zeigten sich markant.
    „Sir, wir befinden uns bei einer Notstandsübung, ich kann leider gerade nicht…“, fing er an, wurde aber jäh unterbrochen.
    „Corporal, das ist keine Übung.“
    Der Corporal sah ihn irritiert an. War das Teil der Übung? Der Mann blickte ernst. „Identifizieren Sie sich!“, sagte er laut.
    „Ich bin Grobi aus der Sesamstraße“, begann der Mann, ohne seine Miene zu verziehen. Er hielt sein Telefon hoch und erklärte: „Kermit, der Frosch, für Sie.“
    Der Corporal sah abwechselnd das Telefon und den Mann an und griff zu seinem Taser. Grobi aus der Sesamstraße schüttelte seinen Kopf in einer Art, die den Corporal tief in seinem Inneren spüren ließ, dass es keine gute Idee wäre, weiterzumachen. Unter dem skeptischen Blick seines Kollegen, der seine Waffe fester griff, nahm er das Telefon. „Ja?“
    „Soldat, erkennen Sie meine Stimme?“, fragte eine vertraute Stimme.
    Instinktiv stand der Corporal stramm. „Mister…“
    „Keine Namen. Lassen Sie den Mann und den Russen durch, verstanden?“
    Der Corporal zögerte einen Moment.
    „Haben Sie das verstanden, Soldat?!“
    „Ja, Mister…“
    „Keine Namen. Geben Sie das Telefon dem zweiten Wachposten.“
    •
    Der Präsident gab dem alten Mann sein Telefon zurück. „Kermit der Frosch?“, fragte er beleidigt. „Und Sie sind dann Ernie … oder Bert?“
    Der alte Mann schmunzelte. „Nein“, erklärte er, „ich bin der Produzent.“
    05. August 2013
08° 24’ 24.63” Süd, 121° 01’ 08.11” Ost
50 Kilometer nordöstlich von Ruteng, Flores, Indonesien
    Als der Produzent ihm gesagt hatte, er dürfe nach Bali, hatte sich Sutter gefreut – ausnahmsweise keine Wüste, nicht mal an den Polarkreis in Russland. Aber Bali hatte den enormen Nachteil, dass es dort im August tagsüber mehr als dreißig Grad hatte, und das bei einer unerträglichen Luftfeuchtigkeit. Das hätte Sutter nicht gestört. Aber bei der Temperatur gab es kaum eine vernünftige Ausrede, eine Jacke oder auch nur ein Jackett zu tragen, was das Verbergen einer Waffe nahezu unmöglich machte.
    Da das Dossier, das er auf dem zweistündigen Flug von Singapur nach De npasar gelesen hatte, über seine Zielperson kaum Informationen enthielt, stufte Sutter das Hitze-Waffen-Problem als dringlich ein. Sein Ziel war ein Mann namens Timur Murdalov, ein bislang weitgehend unauffälliger tschetschenischer Separatist, der unter dem Pseudonym Anatoly Schein gute fünfzehn Jahre in Russland gelebt und von dort ein Import-Export-Geschäft betrieben hatte. Für sein Import-Export-Geschäft hatte er Orte besucht, die Sutter gut vertraut waren: Krisenherde, Kriegsgebiete, Orte, die als Ausbildungszentren für Terroristen bekannt waren. Nicht gut, beschloss Sutter.
    Zu allem Überfluss wohnte der Mann auch noch keine Tagesreise mit dem Schnellboot von Osttimor entfernt, wo man trotz des Endes des Unabhängi gkeitskriegs immer noch jede nur erdenkliche Waffe für eine Stange Zigaretten oder einen Sack Mehl erwerben konnte. So einem Menschen wollte er nicht begegnen, ohne ausreichend vorbereitet zu sein – aber das wollte er nie, und das musste er bei jeder einzelnen Mission. Seine Missionen waren immer „Michael, flieg da oder dort hin und bring jemanden um, sag dann morgen Bescheid, wenn du fertig bist.“
    Sutter hatte beschlossen, sich ein Scharfschützengewehr zu besorgen und den Mann von einem Boot aus umzubringen. Nachdem der Mann auch

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