Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
Vom Netzwerk:
Boote benutzte, um seine Terrorpläne durchzuführen, wäre das sicher angemessen. Natürlich war es etwas unsportlich, Murdalov war fast so ein großer Fisch wie Ibn Laden, und schon den hatte er erschießen müssen. Aber zumindest mit einer Waffe an dessen Kopf. Dennoch hatte sein Plan ein Problem – Boote waren auffällig, zumindest an der Nordküste der Insel Flores, wie er von dem Wasserflugzeug, das ihn hergebracht hatte, sehen konnte.
    So hatte er sich für einen landseitigen Zugang entschlossen, der eine zweistü ndige Fahrt mit dem Jeep und eine halbe Stunde zu Fuß durch den tropischen Regenwald mit all seinen Annehmlichkeiten bedeutete. Sutter hatte mit kleinen Flüssen voller fleischfressender Bakterien, tonnenweise Insekten und giftigen Schlangen gerechnet, das blieb aus. Stattdessen brannte sein Hals wie Feuer, wo ihn ein Zweig Giftefeu gestreift hatte. Während sich seine rote Haut zu einer Pustel formte, lag er inmitten eines kleinen Feldes dichter Farne und fragte sich, wieso die Deutschen immer so lange Wörter machen müssen.
    „ Präzisionsschützengewehr“, hatte auf der Anleitung des DSR 1 gestanden, das er in den Händen hielt. Und er fragte sich, wozu die Deutschen eine dreihundert Seiten dicke Anleitung für ein Gewehr brauchten – Sutter hatte sie sofort weggeworfen. Aber präzise war sie, die Waffe. Er sah durch das Zielfernrohr von Schmidt & Bender, ebenfalls einer deutschen Firma, das ihm trotz der Neumondnacht eine klare Sicht auf die Veranda des Holzbungalows ermöglichte, etwa sechshundert Meter den Strand entlang.
    Eine totale Verschwendung, beschloss er, auf so kurze Distanz könnte er auch mit eine r Mauser K 98 treffen, die seit dem Zweiten Weltkrieg nur gerostet hatte. Aber die Sattelitenaufnahmen waren nicht so deutlich, als dass er hätte erkennen können, dass von dieser Stelle aus ein klarer Schuss möglich war. Seine alternative Location war fast einen Kilometer weiter entfernt. Von dort hätte er die meisten anderen Waffen auch auf das Ziel werfen können – es hätte den gleichen Effekt gehabt: keinen.
    So hingegen atmete Sutter tief aus, als der Mann aus der Türe kam, hielt kurz seine Luft an und betätigte den Abzug. Mit einem lauten Knall verabschiedete sich die Kugel aus dem Lauf und wurde in ihrem Überschallflug nur leicht gestört, bis sie einige hundert Meter hinter dem Haus in einer Mangrove st eckenblieb. Auf dem Weg hatte sie der Reihe nach Murdalovs Kopf, die Hauswand, eine Stehlampe und die gegenüberliegende Hauswand durchschlagen, noch bevor Sutter das Repetiersystem zum Nachladen betätigt hatte.
    Eine attraktive Frau, vielleicht Anfang dreißig, stürmte aus dem Haus und kniete sich, ohne sich umzusehen, neben den offenbar toten Murdalov auf den Boden. Sutter kannte die Frau irgendwoher, es fiel ihm nur nicht sofort ein, woher. Er erhob sich und ging auf sie zu.
    Auf halbem Weg schulterte er das Gewehr auf seinen Rücken und zog die SIG Sauer P226 aus ihrem Holster. Leise hörte er von der Veranda eine unglückl iche Stimme, die ein arabisch klingendes Gebet sprach. Als sie fertig war, stand Sutter noch zwanzig Meter entfernt.
    Na ch einer kurzen Pause sah sie weinend zu Sutter auf, der weitgehend regungslos alles beobachtet hatte. „ Infidel “, schrie sie ihn an, „nur töten. Ihr könnt nur töten“. Sie sprach in einem erstaunlich guten Englisch.
    „Meine muslimischen Brüder und Schwestern wollen doch nur …“, fing sie an, Sutter Vorwürfe zu machen. Aber er hörte nicht zu, er kannte diese Frau i rgendwo her. „Und Timur war ein guter Mann…“
    Sutter versuchte, sich zu konzentrieren.
    „Nur töten, ihr verdammten Amerikaner“, schluchzte die Frau.
    Es fiel Sutter wieder ein. Stellte man sich die langen, braunen Haare der Frau unter einem Kopftuch vor, einem grünen Kopftuch, und fünfzehn Jahre jünger, sie wäre identisch mit der Frau auf dem Bild in Ibn Ladins Schlafzimmer. Und der Mann, den er gerade erschossen hatte, der Bräutigam – wenn man sich denn einen ungepflegten Bart an ihm vorstellte. Und eine blutende Wunde auf der Stirn weniger.
    Kein Wunder, dass man Anna Schein nur bis zur russischen Grenze , irgendwann Ende der neunziger Jahre zurückverfolgen konnte – sie war irgendein Bauernmädchen, das Murdalov und der Scheich für ihre Zwecke missbraucht hatten.
    „Warum erschießt du mich nicht auch, Infidel . Etwas anderes könnt ihr doch eh nicht, ihr Schweine!“, schrie die Frau, das schöne Gesicht vom Schmerz

Weitere Kostenlose Bücher